24-Stunden-Betrieb bei der U-Bahn: Stadträte machen Druck

Grüne und CSU fordern: Auf allen U-Bahn-Linien soll die Taktverdichtung deutlich schneller her, als es derzeit von der Münchner Verkehrsgesellschaft geplant ist.
München - Schon einmal hatten CSU und Grüne einen Antrag eingereicht mit der Forderung: Die U-Bahn soll täglich bis Betriebsende im Zehn-Minuten-Takt fahren. Montag bis Samstag von 6 bis 21 Uhr sogar im Fünf-Minuten-Takt – und noch dazu donnerstags bis sonntags rund um die Uhr.
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ist jetzt im Wirtschaftsausschuss des Stadtrates auf die Forderungen eingegangen.
Burkhard Hüttl, Leiter Regie und Steuerung bei der MVG, sagte: "Grundsätzlich besteht schon an allen Tagen - vor allem auf den von zwei Linien überlappenden Kernstrecken der U-Bahn mit hoher Fahrgastnachfrage - bereits ein Fünf-Minuten-Takt bis Mitternacht." Die Außenäste der einzelnen U-Bahn-Linien würden derzeit "bedarfsgerecht" im Zehn-Minuten-Takt fahren – zumindest in der Regel.
Betriebstechnisch ist ein 24-Stunden-Betrieb möglich
Zwar sei eine Taktverdichtung, ähnlich wie CSU und Grüne sie fordern, geplant, steht in der Vorlage. Allerdings erst im Jahr 2030. Vorgesehen sei dann ein Fünf-Minuten-Takt ganztags, ein Zwei-Minuten-Takt im Berufsverkehr und ein Zehn-Minuten-Takt bei Stadtbussen.
Auch auf den Wunsch eines 24-Stunden-Betriebs geht die MVG ein. Hierzu sagte Burkhard Hüttl: "Betriebstechnisch ist es grundsätzlich möglich, einen 24-Stunden-Betrieb zu gewährleisten." Ein genauer Zeitplan für eine Umsetzung könne allerdings erst nach den notwendigen Analysen erstellt werden.
Das Problem: Der 24-Stunden-Betrieb habe einen großen Einfluss auf Reinigungs-, Inspektions- und Instandhaltungsmaßnahmen. Denn der werde derzeit vor allem in der nächtlichen Betriebspause durchgeführt. Aus dem Stadtrat erntete Hüttl Kritik für seine Ausführungen – und zwar einheitlich.
Stadtrat kritisiert die MVG
"Ich freue mich, dass die MVG eine deutliche Taktverdichtung anstrebt", sagte Stadtrat Jens Röver (SPD). Allerdings habe er gehofft, dass diese bis Mitte Dezember komme – mit der neuen Tarifreform. Auch kritisierte er, dass der Antrag von CSU und Grünen aus dem Juni nur "oberflächlich und nicht sachgemäß" behandelt worden sei.
Die grüne OB-Kandidatin Katrin Habenschaden gab ihm Recht: "Wir müssen unseren Forderungen jetzt den nötigen Nachdruck verleihen", sagte sie. Und stellte einen Änderungsantrag vor, den sie mit ihren Grünen erneut gemeinsam mit der CSU verfasst hat. In dem Antrag fordern sie erneut die MVG dazu auf, ein Konzept für die gewünschte Taktverdichtung zu erstellen, und "Maßnahmen, die sofort umsetzbar sind, sind so bald wie möglich anzugehen". Dem Antrag stimmte der Stadtrat gestern einstimmig zu.
Stadtrat Sebastian Schall (CSU), der auch Aufsichtsratsmitglied der MVG ist, mahnte: "Die angestrebte Taktverdichtung und der 24-Stunden-Betrieb sind in einer wachsenden Stadt wie München dringend notwendig."
"Hallo-Wach-Ruf" von der Bayernpartei
CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl ergänzte später im Gespräch mit der AZ: "Nach diesem eindeutigen Votum erwarte ich, dass die MVG unsere Forderungen zeitnah umsetzt." Das Jahr 2030, wie es in der Vorlage an den Stadtrat fällt, sei "nicht akzeptabel". Der einstimmige Beschluss sei ein "ganz wichtiges Signal, dass der ÖPNV in München auch zeitlich ausgeweitet werden" muss, sagte Pretzl weiter der AZ.
Stadträtin Gabriele Neff (FDP) beschwerte sich grundsätzlich: "Wenn wir wollen, dass Münchner auf Bus und Bahn umsteigen, geht es auch um das Netz, das derzeit einfach nicht funktioniert."
Vor allem die noch zu langen Takte an den Außenästen kritisierte Mario Schmidbauer (Bayernpartei) scharf: "Nehmt ihr eigentlich wahr, welche Verkehrspolitik der Zukunft hier geplant ist", richtete er sich an Hüttl von der MVG. "Zu wollen, dass Autos aus der Stadt raus sollen und gleichzeitig bei den Außenästen alles dabei belassen wie es ist – passt nicht zusammen", sagte er und mahnte: "Das hier ist ein Hallo-Wach-Ruf."
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