21-Jähriger sticht seine Frau (17) nieder

Sie wollte sich ihrem Mann nicht unterordnen. Der sticht auf seine Frau ein, während sie mit dem gemeinsamen Kind unterwegs ist.
von  Ralph Hub
Inzwischen ermittelt die Mordkommision gegen den 21-Jährigen (Symbolbild).
Inzwischen ermittelt die Mordkommision gegen den 21-Jährigen (Symbolbild). © dpa

München - Mit 15 Jahren wurde Nesrin (Name geändert) verheiratet. Sie wurde schwanger. Vor acht Monaten kam ihr Baby zur Welt, ein kleines Mädchen. Nesrin träumt davon, das Leben einer modernen, jungen Frau in München zu führen. Die Ehe mit dem Vater ihres Kindes existiert nur auf dem Papier. „Das Paar hat keinen einzigen Tag zusammengelebt“, sagt Polizeisprecher Oliver Timper. Nach deutschem Recht ist die Ehe nicht einmal gültig. Sehr wohl aber nach islamischem Recht.

Farid (Name geändert) will eine Ehe streng nach muslimischer Tradition. Seine Frau soll in der Öffentlichkeit nur verschleiert herumlaufen. Sie hätte sich ihrem Mann vollkommen unterordnen sollen. Ohne seine Erlaubnis hätte sie nicht einmal die Wohnung verlassen dürfen.

So einem Leben will Nesrin keinesfalls führen. Sie sucht Schutz in einer Mutter-Kind-Einrichtung in Sendling. Am Sonntagabend ist die 17-Jährige mit ihrem Töchterchen auf dem Heimweg. Gegen 21.30 Uhr kommt sie an der U-Bahnhaltestelle Brudermühlstraße vorbei. Plötzlich sieht sie Farid. Sie bekommt Angst, will davonlaufen. Der 21-Jährige hatte sie erst kürzlich am Telefon bedroht und angekündigt, dass er sie töten werde.

Nesrin läuft mit ihrer Tochter über die Straße. Farid folgt ihr. Er packt die 17-Jährige und sticht zu. Die junge Mutter wehrt sich. Mit bloßen Händen versucht sie, die Klinge abzuwehren. Sie stürzt. Selbst als Nesrin hilflos am Boden liegt, sticht der 21-Jährige in blindem Hass weiter auf sie ein.

Einige Passanten, die zufällig in der Nähe sind, greifen ein. Farid flüchtet.

Nesrin wird vom Notarzt ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte stellen fest, dass die Schnittwunden an Händen und im Gesicht schlimm aber nicht lebensgefährlich sind. Die 17-Jährige bleibt stationär in Behandlung. Das dürfte ihr das Leben gerettet haben.

Am nächsten Morgen taucht Farid wieder am U-Bahnhof auf. Er weiß, dass Nesrin und das Baby in der Nähe wohnen. Er will der 17-Jährigen erneut auflauern. Doch diesmal ist er entschlossen, seinen Mordplan zu Ende bringen. Statt Nesrin läuft er einer Streife der PI 12 aus der Maxvorstadt in die Arme. Die Polizisten nehmen den Angestellten, der in der Nähe von Rosenheim lebt, fest. Er kommt nach Stadelheim in die JVA in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft will ihn wegen Mordversuchs aus niederen Beweggründen vor Gericht stellen.

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