2073 Euro haben Münchner monatlich übrig

„Jahreswirtschaftsbericht“ – so heißt ein Zahlen-Monstrum, das die Stadt erarbeitet hat. Daraus geht hervor, wie gut es den Bürgern hier (vermeintlich) geht – und noch viel mehr.
Julia Lenders |
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München - ein teures Pflaster
Schlüter/dpa München - ein teures Pflaster

München - Geizen müssen die Münchner nicht. Das behauptet zumindest die Statistik. Gestern ist der Jahreswirtschaftsbericht 2011 vorgestellt worden. Demnach liegt die durchschnittliche Kaufkraft je Einwohner bei exakt 24879 Euro. Das sind 2073,25 Euro im Monat. Keine andere deutsche Großstadt kann mit solchen Zahlen aufwarten. So manchem, der jetzt zum nahenden Monatsende auf sein klammes Konto blickt, dürfte dieser Wert allerdings fast wie Hohn vorkommen. Deshalb die Frage: Wie ist der Begriff „Kaufkraft“ definiert? Das sind alle Einkünfte – ohne Sozialabgaben und Steuern. „Davon muss also auch Miete bezahlt werden“, heißt es im Wirtschaftsreferat. Und dafür geht in München bekanntlich ein Batzen Geld drauf.

Trotzdem: Die Stadt liegt in puncto Kaufkraft 29,2 Prozent über dem Bundesschnitt. Auf Platz 2 folgt mit deutlichem Abstand Düsseldorf (22566 Euro je Einwohner).

Außerdem ist München von drei der fünf kaufkraftstärksten Landkreise Deutschlands umgeben. An der Spitze Starnberg – was sonst. Dort hat jeder Einwohner rein rechnerisch 29083 Euro verfügbares Einkommen im Jahr. Der Raum Ebersberg landet auf Platz 4 und der Landkreis München auf Platz 5 der Rangliste.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt all jener Zahlen, die im Wirtschaftsbericht zusammengetragen sind. Das Fazit formulierte Referent Dieter Reiter gestern so: „Die Münchner Wirtschaft ist krisensicher und wieder im Aufschwung.“

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ARBEITSLOSIGKEIT

Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit hat sich im Vorjahr auf 4,7 Prozent reduziert. Im Jahr 2009 waren noch 5 Prozent der Münchner ohne Job. Auch seit Anfang dieses Jahres sind weitere „erhebliche Rückgänge zu beobachten, die weit über die saisonalen Effekte hinausgehen“, heißt es bei der Stadt. So sei die Zahl der Arbeitslosen im Mai auf 51500 gesunken – die Quote lag damit bei 4,2 Prozent. Nach alten Definitionen, so sagt Reiter, sei das „schon fast Vollbeschäftigung“. Diese Zahlen sind für ihn ein „Anzeichen für eine klaren und nachhaltigen Aufschwung“.


FACHKRÄFTE

Der Arbeitsmarkt wird „leergesaugt“, wie Wirtschaftsreferent Reiter es ausdrückt. „Erste Auswirkungen einer beginnenden Fachkräfte-Knappheit“ zeigten sich. Als solche stuft Reiter auch Erzieherinnen ein. Da werden von der Stadt dringend welche gesucht. TOURISMUS In diesem Sektor scheinen neue Rekorde programmiert zu sein. Zuletzt stieg die Zahl der Übernachtungen um mehr als zwölf Prozent auf 11,1 Millionen. Höchststand seit 1912.


ZAHL DER UNTERNEHMEN

Die Rezession hat sich auf den Standort München zwar nicht so vehement ausgewirkt. Trotzdem zeigen sich ihre Folgen bei Insolvenzen und Gewerbeanmeldungen. Im vergangenen Jahr haben insgesamt 591 Firmen in München Insolvenz angemeldet – das bedeutet einen Anstieg um 11,3 Prozent. Die meisten davon waren eher kleinere Unternehmen, so dass die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer im selben Zeitraum gesunken ist. Gleichzeitig sind deutlich weniger Gewerbe aufgegeben worden als sonst. Der Saldo zwischen An- und Abmeldungen fällt deshalb sehr positiv aus: Unterm Strich kamen 6000 neue Gewerbe hinzu – 30 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Stadt gibt es aktuell rund 91000 Unternehmen.


DIE STIMMUNG

„Der Aufschwung hat die Münchner Wirtschaft in vollem Umfang erreicht“, steht in dem Bericht. Das zeigten die jährlichen Konjunkturumfragen. Sowohl die Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen für das neue Jahr befinden sich demnach „auf einem Höchstkurs im Vergleich der letzten vier Jahre“.


DER WOHNUNGSMARKT

Das ist bekanntlich die Kehrseite der Medaille. Die Mieten sind in München jetzt schon höher als in allen anderen deutschen Städten, im vergangenen Jahr lagen die Erstbezugsmieten bei 13,20 Euro pro Quadratmeter. Ein Ende ist wohl nicht in Sicht. Die Stadt muss sich etwas einfallen lassen, um dem Problem zu begegnen. Jetzt sucht sie zum Beispiel das Gespräch mit Investoren, damit nicht genutzte Büroimmobilien teils in Wohnungen verwandelt werden können. Derzeit stehen nämlich rund acht Prozent der Büro-Flächen leer.

 

 

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