2011 geht aus

2010, das war das Jahr, in dem die vietnamesische Küche Einzug gehalten hat in die bayerische Landeshauptstadt, von kleinen Garküche ums Eck bis zu edlen Restaurants. Die Münchner rollten Sommerrollen und löffelten Pho-Suppen. Frisch, leicht, gesund: Das kam an. Und kommt 2011 nach wie vor an.
Das Schwabinger Vietnamese An Thu, Tage im Voraus ausgebucht, eröffnete dieses Jahr in der Goethestraße einen Ableger – das Banyan brummt. Mittlerweile ist auch das Lehel mit einem Edelvietnamesen ausgestattet, dem Monsoon in der Bruderstraße.
Ungebrochen blieb 2011 der Trend zu regionalen Produkten – keine Spur mehr von Gesundheitslatschen-Flair. Das zeigen etwa kleine, lässige Läden wie das kürzlich eröffnete Niemeyer in der Kanalstraße, in dem die Chefs, nebenberuflich am DJ-Pult tätig, auch mal selbstgemachten Apfelsaft vom hauseigenen Bauernhof in der Kühltheke haben. Regionale Produkte sind nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch leckerer, diese Botschaft hat der Gast verinnerlicht.
Aber all diese korrekte Küche schreit nach einer Gegenbewegung – und die hieß 2011: Steak! Auf den besten Grills zubereitet, rohes Fleisch, hängend in Reifeschränken. Zum guten Ton der neuen Steakhäuser gehört es zwar, ein bayerisches Rind im Angebot zu haben. Vorrangig geht es aber um Qualität, weswegen auch nicht ganz so regionale amerikanische und argentinische Tiere den Weg auf die Münchner Teller finden. Hier dreht sich alles um Genuss, ganz ohne Kalorien zählen und Kopfzerbrechen.
Die Münchner Szene hat sich dafür im Goldenen Kalb am Viktualienmarkt, ehemals Kay’s Bistro, breitgemacht. Die beiden Allrounder-Gastronomen Simi Berst und und Marc Uebelherr haben mit dem KVR – Kapitales vom Rind dem Rolandseck neues Leben eingehaucht. Das Theresa, neuer In-Treff in der Maxvorstadt, setzt zum Großteil auf seinen Showgrill, und jetzt hat auch das Pizza-Restaurant Nero im Glockenbachviertel auf Steaks umgeschwenkt.
Der Sommertrend 2011 lag weniger schwer im Magen: Frozen Yogurt, die kalorienärmere Variante des Eis, die der Gast selbst garniert; mit Schokostückchen und Karamellsirup doch zur Kalorienbombe macht oder figurbewusst bei Obst und Kokosflocken bleibt. Statt Coffee to go hielten Englischen-Garten-Besucher „I Love Leo“-Pappbecher in den Händen.
Angesagter als Kaffee ist an heißen Tagen sowieso Tee. Bubble Tea, genauer gesagt, der bunte mit den dicken Perlen, der wahnsinnig künstlich aussieht, aber ohne Zusatzstoffe auskommt. Ein Erfrischungs-Getränk aus Asien. Damit saßen junge Styler diesen Sommer am Rindermarkt. Ob sie mit Bubble Tea auch auf die ersten Sonnenstrahlen 2012 trinken? Lassen wir uns überraschen.