200 Schuldirektoren gesucht!

Rund 200 bayerische Schulen warten auf einen Direktor – und es gibt kaum Bewerber. „Sie haben die Nase voll“, klagt der Lehrerverband.
von  az
Undankbarer Job? Rektoren müssen bis zu 20 Stunden Unterricht in der Woche halten – und bekommen nur 200 bis 300 Euro mehr.
Undankbarer Job? Rektoren müssen bis zu 20 Stunden Unterricht in der Woche halten – und bekommen nur 200 bis 300 Euro mehr. © az

Rund 200 bayerische Schulen warten auf einen Direktor – und es gibt kaum Bewerber. „Sie haben die Nase voll“, klagt der Lehrerverband. Die Arbeitsbedingungen seien immer schlechter

MÜNCHEN Immer weniger Pädagogen wollen dem Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) zufolge im Freistaat eine Schule leiten. Vor allem an Grund- und Mittelschulen hätten sich die Arbeitsbedingungen gravierend verschlechtert, sodass ein massiver Bewerbermangel für die Führungspositionen drohe, warnt BLLV-Präsident Klaus Wenzel.

Er vermutete, dass schon jetzt von den 5000 Schulen im Freistaat etwa 200 verzweifelt darauf warten, einen Schulleiter zu bekommen. Das Kultusministerium wies die Einschätzung als deutlich überhöht und die Kritik als ungerechtfertigt zurück. „Die Schulleiter haben die Nase voll“, sagt Wenzel. Viele von ihnen seien derart sauer, dass sie zu Demonstrationen bereit seien.

An den Mittel- und Hauptschulen müssten Rektoren bis zu 20 Stunden Unterricht in der Woche halten und „nebenbei“ die Schule leiten. Dafür bekämen sie nur 200 bis 300 Euro mehr als Lehrer ohne Zusatzjob. Außerdem nehme der Verwaltungsaufwand seit Jahren zu. „Diesem Stress will sich kaum jemand mehr aussetzen“, sagt Wenzel. Dem Verbandspräsident zufolge fordern die Schulleiter „mehr Zeit für pädagogische Leitung“. Sie wollten in Ruhe Personalgespräche führen „ohne den Minutenzeiger im Rücken“. Sie bräuchten auch mehr Zeit für Gespräche mit Eltern und externen Experten.

Deshalb müssten die Rektoren bei ihrer Unterrichtsverpflichtung entlastet werden. Der Sprecher des Kultusministeriums, Ludwig Unger, betont, die Zahl der vakanten Schulleiterstellen bewege sich bei Grund- und Mittelschulen in einem niedrigen zweistelligen Bereich. Bei den Gymnasien seien keine Fälle bekannt und an Realschulen seien es nur wenige. Es handele sich dabei auch nur um überschaubare Übergangsphasen, etwa weil ein Besetzungsverfahren noch nicht abgeschlossen sei.

Zwar schwanke die Zahl der Bewerbungen von Schule zu Schule merklich, von einem grundsätzlichen Bewerbermangel könne aber keine Rede sein. Unger zufolge wurden die Arbeitsbedingungen zuletzt spürbar verbessert: So sei den Rektoren großer Mittelschulen bereits mehr Zeit für Leitungsaufgaben gewährt worden. Die Leiter der Grund-, Mittel- und Realschulen erhielten zudem mehr Gehalt. Viele bayerische Rektoren bekämen zusätzliche Verwaltungsangestellte, die sie bei ihrer Arbeit entlasten.

 

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