200. Jubiläum: Historische Wiesn eröffnet
MÜNCHEN - Zur Eröffnung des historischen Oktoberfests fühlen sich die Stadträte wie Herrscher.Der Adel gibt sich volksnah und ein Prinzenpaar lockt die Münchner zu einer Sandarena
MÜNCHEN So locker hatte man den versammelten Münchner Stadtrat selten gesehen. Beim historischen Festzug auf die Nostalgie-Wiesn spaßten die Männer mit Zylinder, küssten ihren weiblichen Kolleginnen galant die Hand. „Ich fühl’ mich ganz herrschaftlich, so als Magistrat mit Zylinder und Gehrock“, sagte Bürgermeister Hep Monatzeder. „Nur ist der Hut so groß, das ihn nur die Ohrwaschln halten.“ Das toppte nur OB Christian Ude: Er verlor auf einem vergoldeten Thron die Bodenhaftung – und kam auf dem hohen Stuhl mit seinen Füßen nicht mehr auf den Teppich.
Herzog Max in Bayern dagegen hatte festen Boden unter den Füßen. „Ein bisschen stolz auf meine Ahnen bin ich schon, dass sie das Oktoberfest begründet haben“, sagte er der AZ während er sich immer wieder mit Schaulustigen fotografieren ließ. „Es fasziniert mich, wie sehr Bayern ihre Tradition lieben.“
Und wie fest sie darin verwurzelt sind: Als das diesjährige Prinzenpaar mit der Kutsche einfuhr, gab es „Vivat“-Rufe von den Münchnern, dazu Salutschüsse der Schützen. Der Bayer Markus Huttner und die Sächsin Christine Berger stellen das Paar dar, welches sich heuer – genau wie Kronzprinz Ludwig und Prinzessin Therese vor 200 Jahren – das Ja-Wort geben wird. Dafür wurden sie von der städtischen Modeschule ausgestattet. Auch Wiesnchefin Gabriele Weishäupl hatte sich ein Kostüm aus dem Fundus des Gärtnerplatztheaters geliehen. Der schwarze Rock und die Apricotfarbener Jacke erinnerten an die Bürgertracht im 19.Jahrhundert.
Genau wie 1810 bei den ersten „October-Festen“ startete die Feier am Freitagmittag mit einem Pferderennen. Fünf junge Reiter auf ihren Haflingern kämpften im Galopp: Stute Gretel gewann mit ihrer Reiterin Anja.
Mehrere tausend Besucher waren an diesem ersten Tag auf die südliche Theresienwiese gekommen. Das historische Märzen floss bereits am Vormittag für die Erwachsenen, Schulklassen tummelten sich lieber im Tierzelt oder an den Karussells und auch die Wiesnwirte schauten vorbei. Für Wirtschaftsreferent Dieter Reiter ist das Fest ein Erfolg. „Wir sind stolz darauf, dass wir die Nostalgie-Wiesn ohne einen einzigen Cent Steuergelder finanzieren“, sagte er.
Anne Kathrin Koophamel