200 Jahre Biergarten: Ein guter Grund zum Anstoßen

1812 erlässt Bayerns König Max I. eine Verordnung mit schönen Folgen: Der Biergarten ist geboren – und damit ein Stück Münchner Lebensqualität.  
Rudolf Huber |
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Vom Militär bis zum Privatier:
Freilein, no a Maß bittschön!“ Als Plakat für die bis zum 8. September laufende und von Raimund Beck kuratierte Ausstellung im Bier- und Oktoberfestmuseum verwenden die Organisatoren ein Bild von Richard Holzner, das um 1910 entstanden ist.
Welcher Wirtsgarten darauf zu sehen ist, ist unklar. Hinweise nehmen die Ausstellungsmacher gerne entgegen, sagt Museums-Sprecher Lukas Bulka. Klar ist aber die Funktion der Freiluft-Oase als Treffpunkt für alle Münchner – vom Militär bis zum Dreiquartel-Privatier.
Stadtmuseum 5 Vom Militär bis zum Privatier: Freilein, no a Maß bittschön!“ Als Plakat für die bis zum 8. September laufende und von Raimund Beck kuratierte Ausstellung im Bier- und Oktoberfestmuseum verwenden die Organisatoren ein Bild von Richard Holzner, das um 1910 entstanden ist. Welcher Wirtsgarten darauf zu sehen ist, ist unklar. Hinweise nehmen die Ausstellungsmacher gerne entgegen, sagt Museums-Sprecher Lukas Bulka. Klar ist aber die Funktion der Freiluft-Oase als Treffpunkt für alle Münchner – vom Militär bis zum Dreiquartel-Privatier.
Rauf aufs Land – nach Schwabing:
Mit Kind und Kegel (und mit ihren Hunden) flüchteten die Münchner vor der sommerlichen Hitze in der Stadt raus aufs Land. Wobei die Szene aus der Zeit um das Jahr 1830 im heutigen Schwabing spielt, das damals noch weit ab vom Schuss lag.
Dass es sich um einen Wirts- und nicht um einen Biergarten handelt, wird schon durch das Essens-Tablett der Bedienung deutlich. Neben dem Ausschank ist der Eingang einer Kegelbahn zu sehen. Das verdeutlicht die Nutzung der Frischluft-Schenken als Ausflugs- und Vergnügungsziele.
Stadtmuseum 5 Rauf aufs Land – nach Schwabing: Mit Kind und Kegel (und mit ihren Hunden) flüchteten die Münchner vor der sommerlichen Hitze in der Stadt raus aufs Land. Wobei die Szene aus der Zeit um das Jahr 1830 im heutigen Schwabing spielt, das damals noch weit ab vom Schuss lag. Dass es sich um einen Wirts- und nicht um einen Biergarten handelt, wird schon durch das Essens-Tablett der Bedienung deutlich. Neben dem Ausschank ist der Eingang einer Kegelbahn zu sehen. Das verdeutlicht die Nutzung der Frischluft-Schenken als Ausflugs- und Vergnügungsziele.
Eines der wichtigsten Dokumente Bayerns:
Mit diesem Dokument ging alles los. Am 4. Januar 1812 beendete der bayerische König Max I. Joseph mit einem Erlass ein für allemal den Zwist zwischen Wirten und Brauern: „Den hiesigen Bierbrauern solle gestattet seyn, auf ihren eigenen Märzenkellern in den Monaten Juni, Juli, August und September selbst gebrautes Märzenbier in Minuto zu verschleißen, und ihre Gäste dortselbst mit Bier u. Brod zu bedienen. Das Abreichen von Speisen und anderen Getränken bleibt ihnen aber ausdrücklich verboten.“
Gut 200 Jahre ist das jetzt her – und noch immer lieben die Münchner ihre Biergärten über alles.
Hauptstaatsarchiv 5 Eines der wichtigsten Dokumente Bayerns: Mit diesem Dokument ging alles los. Am 4. Januar 1812 beendete der bayerische König Max I. Joseph mit einem Erlass ein für allemal den Zwist zwischen Wirten und Brauern: „Den hiesigen Bierbrauern solle gestattet seyn, auf ihren eigenen Märzenkellern in den Monaten Juni, Juli, August und September selbst gebrautes Märzenbier in Minuto zu verschleißen, und ihre Gäste dortselbst mit Bier u. Brod zu bedienen. Das Abreichen von Speisen und anderen Getränken bleibt ihnen aber ausdrücklich verboten.“ Gut 200 Jahre ist das jetzt her – und noch immer lieben die Münchner ihre Biergärten über alles.
Steinalte Krüge:
Die drei der ältesten Krüge und der Deckel aus der Sammlung des Bier- und Oktoberfestmuseums sind Zeugnisse der Münchner Geschichte. Der Knorrkeller-Deckel stammt aus der Zeit um 1860, zwei Jahre später wurde die riesige Anlage an der Arnulfstraße von der Augustinerbrauerei gekauft und natürlich in Augustinerkeller umbenannt.
Gebaut wurde der Bierkeller schon Anfang des 19. Jahrhunderts, damals war sie noch im Besitz der Büchl-Brauerei. Der Augustinerkrug ist rund 110, der vom Thomasbräu rund 100 Jahre alt.
ho 5 Steinalte Krüge: Die drei der ältesten Krüge und der Deckel aus der Sammlung des Bier- und Oktoberfestmuseums sind Zeugnisse der Münchner Geschichte. Der Knorrkeller-Deckel stammt aus der Zeit um 1860, zwei Jahre später wurde die riesige Anlage an der Arnulfstraße von der Augustinerbrauerei gekauft und natürlich in Augustinerkeller umbenannt. Gebaut wurde der Bierkeller schon Anfang des 19. Jahrhunderts, damals war sie noch im Besitz der Büchl-Brauerei. Der Augustinerkrug ist rund 110, der vom Thomasbräu rund 100 Jahre alt.
Wie der Ochse vorm Bier:
Eine Attraktion, die heutzutage die Tierschützer auf die Barrikaden treiben würde, hatte der Augustinerkeller zu bieten – nämlich den Bierochsen. Das Tier hatte die Aufgabe, über ein Windensystem die frischen Fassl aus dem acht bis zwölf Meter tiefen Keller zu holen, indem er immer schön im Kreis herum ging – was auch gleichzeitig als Gratis-Volksbelustigung durchging.
Das Bild stammt aus dem Jahr 1886. Anno 1891 wurde der letzte Bierochse in den Ruhestand geschickt – also vermutlich ins Schlachthaus.
Augustinerbräu Wagner KG 5 Wie der Ochse vorm Bier: Eine Attraktion, die heutzutage die Tierschützer auf die Barrikaden treiben würde, hatte der Augustinerkeller zu bieten – nämlich den Bierochsen. Das Tier hatte die Aufgabe, über ein Windensystem die frischen Fassl aus dem acht bis zwölf Meter tiefen Keller zu holen, indem er immer schön im Kreis herum ging – was auch gleichzeitig als Gratis-Volksbelustigung durchging. Das Bild stammt aus dem Jahr 1886. Anno 1891 wurde der letzte Bierochse in den Ruhestand geschickt – also vermutlich ins Schlachthaus.

1812 erlässt Bayerns König Max I. eine Verordnung mit schönen Folgen: Der Biergarten ist geboren – und damit ein Stück Münchner Lebensqualität.

München - Was macht die Lebensqualität in München aus? Zu einem erheblichen Teil sind es die Biergärten. Weltberühmte Oasen des Wohlergehens, mit einer Besonderheit: In den echten Biergarten darf man seine Brotzeit mitbringen. Dieses heute noch gültige Recht resuliert aus einer Verfügung von König Maximilian I. Joseph. Und die wird heuer 200 Jahre alt.

Das runde Jubiläum ist für das Bier- und Oktoberfestmuseum in der Sterneckerstraße 2 Anlass zur Sonderausstellung „200 Jahre Biergarten“. Ab heute sind in den alten Räumen insgesamt 35 Bilderrahmen mit rund 130 Postkarten, Bildern und Stichen zu sehen, dazu diverse Steinkrüge aus Münchner Bierkellern. In der Bilderstrecke finden Sie einige Motive.

Ziel der Ausstellung ist es, die Historie der Biergärten anschaulich zu machen – und zugleich das Phänomen Biergarten zu beleuchten: Die Entwicklung der Ausflugspaläste, ihre Vergnügungsmöglichkeiten – und ihr technischer Hintergrund.

Mehr Infos gibt es auch auf www.bier-und-oktoberfestmuseum.de

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