200 Anfragen pro Tag: Helfer-Ansturm bei der Münchner Tafel

München - Das Coronavirus hat auch große Auswirkungen auf die Abläufe bei der Münchner Tafel: So wurden die Ausgabestellen in den einzelnen Stadtgebieten geschlossen und zentral am Westtor der Großmarkthalle zusammengelegt. Um gesicherte Abstände zwischen den Tafelgästen, den Mitarbeitern und den Lebensmitteln zu gewährleisten, stellt der Großmarkt München seine geräumige Fläche am Westtor fortan der Münchner Tafel von Montag bis Samstag zur Verfügung.
"Seit vielen Jahren finden dort bereits unsere Montags-, Mittwochs-, Freitags- und Samstags-Ausgabestellen statt", sagt Hannelore Kiethe, Vorsitzende der Münchner Tafel. "Wir sind sehr dankbar, dass die Großmarkthalle München so schnell auf die Ausgangsbeschränkung reagiert und uns ihre Hilfe und Unterstützung zugesichert hat", so Kiethe weiter.
Hier, am Westtor, ist während der Corona-Zeit die große Anlaufstelle zu finden – an sechs Tagen in der Woche wird hier nun das Essen an die rund 20.000 Tafelgäste verteilt.
Aber nicht nur bei den Ausgabestellen sorgt die Pandemie für Änderungen, auch auf die Zahl der Helfer wirkt sich das Virus aus. So haben rund drei Viertel der Ehrenamtlichen entschieden ihren Dienst zu pausieren, wie Tafel-Sprecherin Angela Zacher auf AZ-Nachfrage mitteilte. Entscheidungen, die die Münchner Tafel nicht nur respektiert, sondern auch voll und ganz unterstützt. Der Hauptgrund: Viele der Helfer sind bereits älter und gehören demnach zur Corona-Risikogruppe. Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Tafel einigte sich die Mehrheit der Freiwilligen dann auf eine Pause. Das restliche Viertel ist weiterhin ganz normal aktiv.
200 Helfer-Anfragen täglich
Hat die Tafel nun also zu wenige Helfer, um die Hilfsbedürftigen ausreichend zu versorgen? Keineswegs! Das fällt sogar der "New York Times" auf. Denn die hatte ein Bild abgedruckt – "junge Menschen fluten die Münchner Tafel" war da unter anderem zu lesen. Die AZ hat nachgefragt: Ist die Hilfsbereitschaft junger Menschen in München wirklich so groß?
Ja, ist sie tatsächlich. Der Ansturm in den vergangenen zwei Wochen war riesig – laut Zacher melden sich täglich rund 200 Menschen bei ihrer Kollegin Evi Schaflitzl und bieten ihre Hilfe an. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Studenten und junge Menschen, die aktuell in Kurzarbeit sind. Schaflitzl koordiniert die Einsatzplanung an der Großmarkthalle, sie nimmt Anfragen entgegen, schreibt Pläne für die kommende Tage und sorgt dafür, dass von Montag bis Samstag immer genügend Helfer vor Ort sind.
Die AZ erreicht sie am Montag, viel Zeit hat sie jedoch nicht, das Telefon klingelt im Minutentakt. Von den rund 200 Anfragen pro Tag könne Schaflitzl lediglich 50 annehmen – so viele Helfer brauche sie pro Tag am Westtor.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen bei der Tafel
Schaflitzl muss strenge Sicherheitskriterien abfragen: So darf natürlich keiner der Helfer Corona-Symptome zeigen, auch Freiwillige, die in den letzten zwei Wochen in einem Risikogebiet waren, dürfen leider nicht mithelfen. Außerdem dürfen Freiwillige keinen Kontakt zu Kindern und Senioren gehabt haben sowie in den letzten zwei Wochen auch nicht beim Arzt gewesen sein. Wer helfen will, muss darüberhinaus zusichern, sich vor Ort an die Zwei-Meter-Abstandsregel zu halten sowie Mundschutz und Einweghandschuhe zu tragen. Die strengen Kriterien zeigen: Die Verantwortlichen nehmen die Vorgaben ernst. Tafelgäste brauchen keine Angst haben, sich dort anzustecken.

"Wir sind sehr glücklich darüber, dass uns derzeit viele junge Helfer ander zentralen Ausgabestelle am Westtor unterstützen", sagt Zacher. Und auch Schaflitzl ist froh: Bis Ende April stehen die Einsatzpläne bereits, auch für den Mai sieht es gut aus. Die Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft in München, sie scheint nicht abzuflauen.
Sehr zur Freude der 20.000 Tafelgäste, die vor allem auch dank der jungen Helfer auch in der schwierigen Corona-Zeit weiterhin an ihre Lebensmittel kommen.
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