20-Jährige belästigt: Zwei Mal begrapscht - und keiner half

Eine 20-Jährige wird in der Früh im Berufsverkehr in der U-Bahn von einem Sex-Täter bedrängt. Der Mann folgt ihr sogar, fällt sie ein zweites Mal an. Sie schreit um Hilfe – und niemand hilt ihr.
von  Abendzeitung
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Illustration © Petra Schramek

MÜNCHEN - Eine 20-Jährige wird in der Früh im Berufsverkehr in der U-Bahn von einem Sex-Täter bedrängt. Der Mann folgt ihr sogar, fällt sie ein zweites Mal an. Sie schreit um Hilfe – und niemand hilt ihr.

Die Situation ist ein Albtraum für Frauen: Eine junge Frau in München ist jeetzt von einem Mann massiv sexuell bedrängt worden, bei Tag, mitten unter Menschen – und niemand hat geholfen

Das Opfer ist erst 20 Jahre alt. Der Täter, ein dicklicher Kerl mit Ziegenbärtchen, entkommt unerkannt.

Passiert ist das Ganze am Montagmorgen, 7.45 Uhr, mitten im Berufsverkehr: tausende Menschen sind auf dem Weg zur Arbeit. Auch die angehende Schneiderin aus dem Landkreis Traunstein. Ihr Ziel ist die Berufsschule.

Bereits in der S-Bahn fällt ihr ein Mann mit schwarzer Lederjacke auf. Er drückt sich in dem vollbesetzen Zug von hinten fest gegen ihren Körper.

Am Marienplatz steigt die junge Frau aus. Dabei schubst sie der etwa 30 bis 40 Jahre alte Mann grob zur Seite. Er packt sie am Arm und zerrt sie in den Treppenabgang unterhalb der Rolltreppe, die runter zur U-Bahn führt. Der Angreifer drückt die Frau mit seinem Körper gegen die geflieste Wand, er fasst ihr an die Brust und zwischen die Beine. Sie schreit, wehrt sich. Schließlich gelingt es ihr, den brutalen Mann wegzustoßen und zu fliehen.

Die junge Frau läuft runter zur U-Bahn. Der Mann folgt ihr, steigt in denselben Zug, der zum Sendlinger Tor fährt. Als die 20-Jährige dort aussteigt und zur Rolltreppe geht, fällt der Mann erneut über die junge Schneiderin her.

Wieder begrapscht er sie, fasst ihr an den Po und zwischen die Beine. Die Frau nimmt allen Mut zusammen, stößt den Sex-Täter weg und schreit aus Leibeskräften.

Unfassbar: In dem belebten U-Bahnhof reagiert niemand. Die Menschen laufen vorüber, keiner hilft, greift zum Handy.

„Weil sich das Opfer nicht einschüchtern lässt, sondern weiter nach Kräften wehrt, flieht der Angreifer schließlich“, berichtet Polizeisprecher Gottfried Schlicht. Die junge Frau geht aber nicht sofort zur Polizei, sondern erstattet erst einen Tag später in Traunstein Anzeige. Noch mehr wertvolle Zeit verstreicht, bis der Fall nach München weiter gemeldet wird.

Eine Woche ist inzwischen vergangen. die Aufnahmen der Überwachungskameras aus den Bahnhöfen Marienplatz und Sendlinger Tor wurden vermutlich bereits überspielt. MVG-Sprecher Michael Solic: „Wenn keine Straftat bekannt wird, werden die Bilder nach sieben Tagen gelöscht.“ Vielleicht wurde der Täter aber auch von einer der Kameras an der Oberfläche gefilmt, deren Bilder werden drei Wochen gespeichert. Ralph Hub

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