19-Jähriger gewinnt Folien-Streit gegen die Post
Der Werbeprospekt „Einkauf Aktuell“ bekommt wohl bald eine umweltfreundlichere Verpackung. Erreicht hat das Fabian Lehner - mit einer Online-Petition.
Dieser 19-Jährige hat genug von Plastikmüll. Fabian Lehner aus Simbach am Inn hat führenden Post-Managern nun in München eine Petition gegen die Folienverpackung des Werbeprospekts „Einkauf Aktuell“ überreicht.
In nicht einmal einem halben Jahr hat Lehner über die Online-Plattform change.org fast 140 000 Unterstützer gefunden. Von dieser Zahl zeigte sich die Post dann doch beeindruckt. „Anfangs habe ich mich nicht so richtig ernst genommen gefühlt“, sagt Lehner. Gestern jedoch setzten sich Post-Vertreter mit dem jungen Mann aus Niederbayern zusammen, um über alternative Verpackungsideen für das auflagenstarke Werbeheft zu sprechen.
Beide Seiten hatten ihre eigenen Experten mit dabei. Lehner etwa brachte aus Straubing Johann Meindorfer vom Bund Naturschutz mit. Für die Post trat unter anderem Axel Fischer in den Ring, der Sprecher der europäischen Papierindustrie. Nach drei Stunden dann die Einigung.
In den nächsten Monaten will die Post über ökologisch sinnvollere Lösungen nachdenken. An einer Verpackung, die zu 50 Prozent aus Altfolie besteht, forscht der Logistikkonzern ohnehin bereits. Ende Januar sollen dann erneut Gespräche stattfinden.
Besonders sensationell mag das Ergebnis zwar nicht klingen, angesichts der Ausgangslage ist es aber zumindest beachtenswert. Direkt vor dem Treffen waren die Fronten nämlich noch ziemlich verhärtet.
Als „Horrorvorstellung für die Papierindustrie“ hatte Axel Fischer den Verzicht auf die Polyethylenhülle beschrieben, während Umweltschützer Johann Meindorfer den Ressourcenverbrauch anprangerte und seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, „dass sich die Post etwas überlegt hat“.
Das Ende der Überlegungen ist nun erstmal aufs neue Jahr vertagt worden. Fabian Lehner zeigte sich trotzdem nicht unzufrieden. Schließlich habe man bei den Gesprächen „einen Willen zur Veränderung“ erkennen können.
Lehner ist in seinem Heimatort Simbach auch Mitglied bei der SPD. So viel Wirbel wie sein Kampf gegen die Postfolie hat aber natürlich noch keine politische Initiative entfacht. Schon ein bisschen komisch fühle sich das alles an, sagt er. „Es hat aber auch Spaß gemacht.“
Lehner hat die Petition gegen die Plastikverpackung Ende Mai gestartet. „Papier noch zusätzlich in Folie einzuwickeln, das hat mir überhaupt nicht eingeleuchtet“, sagt er. Er schrieb eine Mail an die Post. Und als er da keine Antwort bekam, suchte er im Web nach Gleichgesinnten.
Nach einem Monat hatte seine Petition 50 000 Unterschriften. Als die Petition kurz davor stand, die Marke von 100 000 zu knacken, traf sich Bundesumweltministerin Barbara Hendricks mit ihm und lobte sein Engagement für die Umwelt.
Nun konnte Lehner der Post nun 139 126 Unterschriften übergeben – gespeichert auf einem USB-Stick. Ausgedruckt auf Papier, vielleicht sogar noch mit Folie umwickelt – das hätte nicht zu seinem Anliegen gepasst.
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