170 Jahre Bavaria: Ein Denkmal hat Geburtstag
München - Musikkorps, Gärtner, Obstler, Haidhauser, Müller, Melber, Bäcker, Weber, Wagner, Hufschmiede, Bierbrauer: All diese und noch mehr Männer sind es, die am 9. Oktober 1850 zur Theresienhöhe aufbrechen, um einer Frau zu huldigen. Einer kolossalen noch dazu, der Statue Bavaria.
Architekt Leo von Klenze entwirft die Bavaria
"Ich bin 64 Jahre alt, hab viel des Schönen gesehen, so Schönes noch nie. Ich hab viel Freuden erlebt, doch so eine Freude noch nie", soll König Ludwig I. in der Festrede zu ihrer Enthüllung gesagt haben. Er, der Verehrer der griechischen Antike und Verfechter eines Nationalstaats hatte die 18,52 Meter hohe Bronzefigur 1834 gemeinsam mit der Gestaltung der Ruhmeshalle in Auftrag gegeben.
Entworfen hat das Nationaldenkmal der Architekt Leo von Klenze. Vor allem die angestrebte Dimension der Plastik soll Ludwig I. beeindruckt haben. Er wähnte sich in den Fußstapfen von Nero. Er und der römische Kaiser seien "die einzigen, die so Großes gemacht haben", schrieb er in einem Brief als Reaktion auf Klenzes Entwürfe. Dieser hatte schon zehn Jahre zuvor Skizzen für eine griechische Amazone nach dem Vorbild der Athena Promachos angefertigt, die in vorchristlicher Zeit als Wächterin auf der Akropolis stand.
Das Haupt der Bavaria wird aus türkischen Kanonen gegossen
Leo von Klenze lieferte zwar die Entwürfe für das Monumentaldenkmal, erschaffen haben die Bavaria aber andere. Der Bildhauer Ludwig von Schwanthaler und Erzgießer Johann Baptist Stiglmaier sowie dessen Neffe Ferdinand von Miller wurden 1837 mit der Herstellung der Plastik beauftragt.
Da geschieht dann auch der Bruch. Schwanthaler lehnte klassizistische Vorlagen ab. Er mochte das Mittelalter, liebte romanische und gotische Denkmäler. Bald entwarf er eigene Versionen der Statue. Sein Modell aus Gips für die Figur ist aus dem ursprünglichen Lorbeerkranz einer aus Eiche geworden. Das Gewand ist nur einfach drapiert, über die Schulter kommt ein Bärenfell. Das Schwert zeigt sie wehrhaft, sie soll ihr Land verteidigen.
In den Hallen der Königlichen Erzgießerei an der Nymphenburger Straße arbeitete Schwanthaler seit 1839 mit vielen Arbeitern an einem Modell in Originalgröße. 1843 wurde es zerlegt und als Vorlage für mehrere Gussformen verwendet. Kopf, Brust, Hüfte, untere Hälfte der Statue sowie der Löwe wiegen zusammen 87,36 Tonnen. Das Haupt der Bavaria ist 1844 aus türkischen Kanonen gegossen worden. 1849 gossen die Arbeiter das letzte Stück, den Unterleib. Die Gesamtkosten: 286.346 Gulden.
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