15-Jähriger rettet Ertrinkenden

Der Münchner Schüler Manuel Rasch greift beherzt ein und zu, als ein Betrunkener (21) in der Isar unterzugehen droht - und rettet den Metzger in letzter Sekunde
Thomas Gautier |
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Hier ist es passiert: Manuel Rasch vor der Thalkirchner Brücke.
Hier ist es passiert: Manuel Rasch vor der Thalkirchner Brücke.

Der Münchner Schüler Manuel Rasch greift beherzt ein und zu, als ein Betrunkener (21) in der Isar unterzugehen droht - und rettet den Metzger in letzter Sekunde

MÜNCHEN - Da stimmt etwas nicht. Manuel Rasch merkt das sofort. Der Mann da im Wasser, zehn Meter vor ihm, der lässt sich nicht in der Isar treiben – er wird mitgerissen.
Manuel schießt das durch den Kopf, weil ihm der Mann schon vorher aufgefallen ist. Erst stand er nur im Wasser. Dann fiel er plötzlich um, rappelte sich wieder auf – und platschte wieder rein. Außerdem ist er völlig nackt.

Sekunden später stampft Manuel, der auf dem befestigten Ufer kurz vor der Thalkirchner Brücke gerade den Geburtstag eines Freundes feiert, in Stiefeln und kurzer Hose durch den Fluss. „In voller Montur halt“, sagt der 15-Jährige. Zum Ausziehen bleibt keine Zeit, Manuel sieht in der Dämmerung nur das Gesicht, das aus dem Wasser ragt – es treibt schnell weg. Ein paar Freunde wundern sich, was Manuel da macht, doch er geht nicht baden an diesem Samstagabend. Er rettet einen Münchner vor dem Ertrinken.

Nach wenigen Schritten hat Manuel ihn erreicht. Er stemmt sich im knietiefen Wasser gegen die Strömung, packt den Mann und zieht ihn mit Hilfe von „zwei, drei anderen Leuten“, wie er sagt, Richtung Ufer. Draußen sehen etwa 100 Menschen zu. Es ist kurz vor 22 Uhr, Notarzt und Rettungswagen sind schon da.

Der 21-jährige Münchner Metzger bekommt von seiner Rettung nichts mit. Er ist stark alkoholisiert und bewusstlos. Er wacht erst Stunden später in der Rinecker-Klinik auf. „Der war total weg“, sagt Manuel Rasch. „Total weggetreten“, sagt auch Peter Diez, ein weiterer Helfer.

Wären Manuel und die anderen Helfer nicht da gewesen, wäre der Mann sicher untergegangen und ums Leben gekommen, sagen Rettungskräfte. Erst im April war ein 20-Jähriger einige Meter flussabwärts der Thalkirchner Brücke ertrunken (AZ berichtete).

Kurz vor dem Unfall hat auch Peter Diez den Metzger gesehen. „Wir feierten gerade Junggesellenabschied mit elf Leuten“, sagt der 28-jährige Lehrer aus Stuttgart. „Er kam auf uns zu, lallte etwas, das wir aber nicht verstanden.“ Dann habe der Mann T-Shirt und Unterhose ausgezogen und sei in die Isar gerannt. „Er war wirklich dicht,“ sagt Diez.

Genau deshalb schauen Peter und sein Bruder Andreas (23) in den nächsten Minuten immer wieder achtsam, was der Mann so treibt. Als der im Wasser liegt und die Brüder ihn kurz aus den Augen verlieren, springen sie auf und laufen ins Wasser. Dort treffen sie auf Manuel und helfen ihm. „Es war überall echt viel los“, sagt Peter Diez. „Das hätten wirklich viele Leute, die viel näher dran waren, bemerken müssen.“ Bis auf Manuel und die Brüder reagiert aber niemand entschlossen.

Der Metzger ist wieder wohlauf; mehr will Manuel Rasch auch gar nicht wissen. Dank und Lob habe er schon genug bekommen. „Meine Eltern, meine Freunde, die sind alle stolz auf mich“, sagt der Neuhauser. „Ich würd’s auch sofort wieder machen – ist doch Ehrensache.“ 

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