120.000 Teilnehmer: KVR untersagt geplante Mega-Demo auf der Theresienwiese

München - Mit knapp 20.000 erfassten Neuinfektionen hat das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag einen neuen Höchstwert gemeldet. Doch die Corona-Skeptiker sehen das anders. "Wir feiern das Ende der Pandemie", heißt es in einem Aufruf des Ulmer Anwalts Markus Haintz.
Am kommenden Sonntag wollen sich "Querdenker" ab 16 Uhr wieder auf der Theresienwiese treffen, eine Mega-Kundgebung.
Demo ohne Masken und Sicherheitsabstände angemeldet
Eine entsprechende Anmeldung ist beim KVR eingegangen, wie die Behörde der AZ am Donnerstag bestätigte. Der Veranstalter rechnet mit 120.000 Teilnehmern. Eine utopisch hohe Zahl angesichts des bis Ende November geltenden "Lockdown". Zumal für eine so große Demo 12.000 Ordner notwendig wären. "Die ich nicht habe", wie Markus Haintz offen zugibt.
Doch es kommt noch schräger. Ein Hygienekonzept im Sinne der bayerischen Coronaverordnung sei "ohne den Nachweis von Infektionen nicht nötig", schreibt der Anwalt. Daher gebe es "keine Abstände, keine Masken", dafür aber "gegenseitige Umarmungen (soweit erwünscht)".
Gruppenkuscheln in Zeiten der Pandemie halten Virologen und Gesundheitsexperten für gefährlich und kontraproduktiv, zumal es in der augenblicklichen Situation darum gehe, die weitere Verbreitung des Virus einzudämmen.
Die Reaktion des KVR ist, wie nicht anders zu erwarten war, eine Abfuhr. "Mit diesem Hygienekonzept bleibt nur eine Untersagung", betonte ein Sprecher des KVR.
Gericht sollte Demo schon vor Anmeldung von Hygieneauflagen befreien
Wie die AZ erfuhr, hat der Veranstalter bereits vergangenen Montag beim Verwaltungsgericht einen Antrag gestellt, der einem Freibrief gleichgekommen wäre. Die Richter sollten, noch bevor ein Bescheid des KVR ergangen ist, die Demo von entsprechenden Hygieneauflagen befreien. Dazu kam es natürlich nicht, wie ein Sprecher des Gerichts betonte.
Unklar ist, welche Ziele die "Querdenker" mit einem Antrag verfolgen, der angesichts der weiterhin hohen Infektionszahlen in München von vorneherein kaum Chancen auf Zustimmung gehabt hat.

Veranstalter will bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen
Eine Satireaktion ist es offenbar nicht. Auch kein Scherz. Man stehe mit dem Anmelder in Kontakt, heißt es im KVR. "Ich meine es völlig ernst", bestätigte Markus Haintz am Donnerstag der AZ. Er kündigte an, vor dem Verwaltungsgericht München beziehungsweise dem Verwaltungsgerichtshof zu klagen. Notfalls sei man entschlossen, so Haintz, bis vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen.
Die Stadt München veröffentlicht täglich die neuen Corona-Fallzahlen. Am Donnerstag lag der Wert bei insgesamt 18.668 bestätigten Fällen. Markus Haintz bestreitet, dass es so viele Kranke gibt. München habe nie den Nachweis erbracht, dass die Menschen tatsächlich erkrankt seien. Positive Tests, so der Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, seien nicht gleichbedeutend mit Erkrankungen.
Ähnlich kreativ zeigten sich die "Querdenker" bereits am vergangenen Sonntag. Weil zur Demo auf der Theresienwiese rund 1.700 Menschen kamen, mehr als die erlaubten 1.000 Demonstranten, erklärten die Veranstalter die Kundgebung kurzerhand zum "Gottesdienst". Die Polizei ließ sie gewähren. Vertreter der Kirchen betonten später, dass es sich keinesfalls um einen Gottesdienst gehandelt habe.