100 Kilo schwere Puzzleteile: So geht's weiter mit den Synagogen-Funden vom Isarufer

Der Sensationsfund am Isarufer wird die Spezialisten noch lange beschäftigen. Der AZ erklärt ein Experte, wie die Fundsituation war und wie es nun mit den Synagogen-Teilen weitergeht.
von  Myriam Siegert
Fragmente der alten Synagoge, die am Isarwehr bei Großhesselohe gefunden wurden.
Fragmente der alten Synagoge, die am Isarwehr bei Großhesselohe gefunden wurden. © Jüdisches Museum

München - "Das ist etwas absolut Besonderes und hat eine außerordentliche Bedeutung, gerade vor dem historischen Hintergrund." Wolfgang Irlinger, dem 1. Stellvertreter des Generalkonservators des Landesamtes für Denkmalschutz, ist die Begeisterung über die Funde der früheren Hauptsynagoge Anfang der Woche noch immer anzuhören.

Wenn jemand einen (vermeintlich) archäologischen Fund macht, kann er das Landesamt für Denkmalpflege anrufen, das dann jemanden vorbeischickt. Genau so ist es Anfang der Woche an der Großhesseloher Brücke vonstatten gegangen.

Synagogen-Teile an der Isar gefunden: Denkmalschutz und Stadtwerke beraten sich

"Die Teile sind entdeckt worden und es wurde sehr zeitnah der Kontakt zu uns hergestellt", erklärt Irlinger der AZ. "Das ist sehr wichtig und hat hier wunderbar funktioniert. Dann sind Kollegen rausgefahren und haben sich das mit den Stadtwerken und der Baufirma angeschaut."

Es wurden Aufnahmen gemacht, eine erste grobe Einordnung, und es ging um die Frage eines Lagerplatzes. Auch bei der Bergung und dem sachgerechten Umgang mit den Architekturteilen habe man "intensiv beraten", erklärt Irlinger.

Teile der Hauptsynagoge entdeckt: Die Arbeiten am Fundort gehen noch weiter

Viel hänge jetzt davon ab, wie viel Material am Ende zusammenkommt, so Irlinger. Ein weiterer Bauabschnitt am Fundort fehle noch, dass noch weitere Teile gefunden werden, ist nicht ausgeschlossen. "Man kennt nicht die gesamte Ausdehnung, wo diese Teile lagen", sagt Irlinger. Bei den Arbeiten sei man nun natürlich sehr vorsichtig, Grabungstechniker des Landesamts sind beratend dabei.

Hat man einen Überblick über das Gesamtmaterial, wird es an die Analyse gehen. "Wir unterstützen bei der Identifizierung und Zuordnung der Teile", so Irlinger. Dann wird analysiert: Steinmaterial, Verzierungen und Ornamente, Archivrecherche zum Hintergrund und Hergang, sowie Bauforschung. Für all das brauche man ein Team aus verschiedenen Spezialisten, so Irlinger.

Und all das wird dauern. Wie Bernhard Purin, Direktor des Jüdischen Museums, der AZ erklärt, haben die Stadtwerke eine Fläche zur Verfügung gestellt, wo die Funde aufbewahrt und vor allem nebeneinander ausgelegt werden können. Es sei eine große Puzzlearbeit, "nur mit Puzzleteilen, die je ein paar Hundert Kilo wiegen", so Purin.

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