10 Jahre Nachtagenten: Verewigte Feste

Seit zehn Jahren schauen sich Clubgänger die Fotos ihrer letzten Feier auf Nachtagenten.de an: Zum Jubiläum haben wir mit Chef Robert Solansky über das Münchner Nachtleben geredet.
Der studierte Diplomingenieur (42) ist der Gründer der Homepage mit Fotos aus Clubnächten und Event-Ankündigungen.
AZ: Nachtagenten war das erste Party-Portal in Deutschland. Wie ist es entstanden?
ROBERT SOLANSKY Zu der Zeit war ich viel unterwegs – einer hatte immer eine Kamera dabei, analog. Vor unserer nächsten Tour haben wir uns in der Cohibar getroffen, die Fotos durchgeschaut und gelacht. Es gibt doch nicht Schöneres, als sich die Schoten von letzter Nacht zu erzählen.
Wie wurde der Spaß virtuell?
Ich habe in der Computerbranche gearbeitet und war sicher, dass das online funktionieren würde. Auch Infos über die nächsten guten Partys hat man damals nur über Flyer bekommen. Außerdem hatte ich zu der Zeit eine brasilianische Mitbewohnerin, die sich bei Heimweh immer die Partyfotos ihrer Stadt durchgeklickt hat: Da habe ich meinen Job geschmissen und los ging’s.
Jemals bereut?
Nur, wenn ich an meine Gehaltsabrechnungen damals denke. Dafür hätte ich jetzt aber zehn Jahre Anzug hinter mir und wäre um einige lustige Erinnerungen ärmer.
Wie hat sich die Clublandschaft verändert?
Damals gab es für uns nur die fünf Ps: P1, Pacha, Parkcafé, Prinzip und Palais. Dazu jede Menge Partys in Off-Locations, das ist weniger geworden. Viele dieser Veranstalter haben heute eigene Clubs: Roman Libbertz seine Privées, Konstantin Irnsperger, der die Luderlobby-Feste organisiert hat, gehört die Meinburk. Das ist mit weniger Risiko und Aufwand verbunden. Dafür ist die Vielfalt an Clubs sehr viel größer, konzentriert auf die Stadtmitte. Und das Publikum mischt sich dort eher.
Wo sind die Nachtagenten unterwegs?
Früher haben wir uns beschränkt auf die Clubs, die Wert gelegt haben auf ein gutes Programm, tolle DJs in die Stadt geholt haben. Heute sind wir offener. Es ist ja so: Wer das erste Mal weggeht, tut das nicht unbedingt im coolen Harry Klein. Und wenn die Jungen, sagen wir, in der Nachtgalerie von anderen Portalen abgeholt werden, ist das natürlich nicht so ideal.
Die Konkurrenz ist größer geworden.
Wir haben den Ehrgeiz, immer auf dem neuesten Stand der Dinge zu sein. Gerade haben wir den 1+Button für das neue Google-Netzwerk auf unserer Seite installiert. Jetzt starten wir unsere neue App: Da erfährt man nicht nur, was wo los ist – man sieht auch, wo die Freunde gerade sind, in welchem Lokal man heute günstig isst und welche Bar Happy Hour hat.
Wie ging es eurer Seite, als soziale Netzwerke wie Facebook aufkamen?
Wir haben das gemerkt, die Leute kommunizieren weniger über unsere Seite. Aber das ist okay, jetzt sind wir wieder beim ursprünglichen Zweck. Besucher haben wir nicht verloren.
Zehn Jahre Nachtagenten geht nicht ohne Party, oder?
Diesen Samstag steigt die erste: Wir feiern mit der Panda Party im Ampere und Muffatcafé. Eine Woche später sind wir mit Moonbootica im Muffatwerk – ich liebe die Location einfach, auch die Leute dort. Und wie viele Konzerte hab’ ich da schon gesehen, Max Herre allein. Dann dauert’s bis zum 12. November, da holen wir die Turntablerocker ins Harry Klein.
Wie oft gehst du selbst noch aus?
Ein, zweimal im Monat vielleicht. Das verträgt sich nicht mit meinem neuen Lieblingssport: Golf. Die schönste Zeit auf dem Platz ist morgens, wenn die Vögel zwitschern.
Wenn du ausgehst, ist das Arbeit oder Vergnügen?
Wenn ich zum Spaß unterwegs bin, ist viel Smalltalk mit dabei, meistens bin ich sowieso geschäftlich in Clubs. Neulich habe ich mir mal wieder die Nachtgalerie angeschaut. Irre ist ja, welche Rolle das Handy im Nachtleben spielt, jeder dritte starrt da auf sein Telefon. Früher hat man sich verabredet und ist dann losgezogen. Heute muss man ständig mit den Leuten in Kontakt bleiben. Und wenn dann mal der Akku leer ist, ist der Abend gelaufen. Auch das Nachtleben ist schnelllebiger geworden.
Die Party der Zukunft?
Ich glaube, die grundsätzlichen Dinge haben sich gar nicht so sehr geändert. Schon unsere Eltern, schon zu Elvis-Zeiten ist man ausgegangen um zu trinken, wegen der Musik, und um einen Partner für diese oder mehrere Nächte zu finden. Das wird auch so bleiben. Aber wer weiß – vielleicht geht man ja in 20 Jahren in seinen eigenen Partykeller zum Feiern und tanzt dort virtuell mit seinen Leuten.