Zypern: Im Dorf der Stickerinnen und Silberschmiede
Mit der filigranen Arbeit, genannt Leonardo-da-Vinci-Design, die die 48-Jährige von ihrer Großmutter und Mutter gelernt hat, verdient sie ihren Lebensunterhalt und nicht nur sie – ein ganzes Dorf lebt hier von der Stickerei. Doch Koletti sieht müde aus und fragt sich oft, wie lange sie der anstrengenden Tätigkeit noch nachgehen kann. Konzentriert kneift sie die Augen zusammen, um bei dem komplizierten Muster keinen Fehler zu machen.
Von Stickereien und Silberschmuck
In den südlichen Ausläufern des Troodos-Gebirges auf der Sonneninsel Zypern schmiegt sich das idyllische Bergdorf an die Hänge und hat es zu Weltruhm gebracht, denn hier werden seit der venezianischen Zeit die begehrten “Lefkaritika”, Flachstich- und Hohlsaumstickereien, gefertigt. Kein geringerer als Leonardo da Vinci persönlich soll 1481 in dem kleinen Ort eine Altardecke für den Mailänder Dom erstanden haben.
Seitdem hat sich einiges geändert: Während früher die Männer, Brüder und Väter der Stickerinnen auf Verkaufsreise gingen und die Spitzen in ganz Europa und Vorderasien anpriesen, wird heute die Ware in den zahllosen Souvenirläden im Ort angeboten. Deshalb bleiben die Männer nun zu Hause und haben Zeit, wunderschönen filigranen Silberschmuck herzustellen, zur Freude der zahllosen Touristen, die jeden Tag mit Bussen in den Ort gekarrt werden.
Neue Jobs durch Touristen
Die Menschen in Lefkara leben von den Touristenströmen, die sich durch die engen gepflasterten Gassen ihres Dorfes schieben und wie Marktschreier preisen sie schon von weitem ihre Waren an, denn die Konkurrenz im Ort ist groß. Alles ist sauber und strahlt bescheidenen Wohlstand aus, vor den Häusern mit den malerischen Holzbalkonen, die an die venezianische Herrschaft erinnern, stehen Kübelpflanzen und Blumentöpfe.
Doch die jungen Leute aus Lefkara zieht es an die Küste, z. B. nach Limassol. Die großen Hotels zahlen gut und es gibt zahllose Unterhaltungsmöglichkeiten, die im verträumten Lefkara fehlen. Anstatt Tischdecken und Tischsets, Bettbezüge, Blusen oder andere Kleidungsstücke mit Stickerei zu versehen, arbeiten sie lieber als Animateure oder Kellnerinnen in den Küstenorten.
Auch Kolettis Kinder haben Lefkara den Rücken gekehrt. Ihre 29-jährige Tochter Marina hat es nach Nicosia, in die Hauptstadt Zyperns verschlagen, wo sie für den nationalen Radiosender arbeitet. Und ihr Sohn, der eigentlich Fußballprofi werden wollte, lebt ebenfalls nicht mehr im Ort.
Buntes Leben in Limassol
In Limassol, der zweitgrößten Stadt der Insel, pulsiert das Leben. Hierher zieht es die Jugend aus Lefkara. In der City gibt es elegante Boutiquen, zahllose Restaurants und Kneipen. In den engen Gassen findet man viele schöne Läden, die Produkte aus der Region anbieten, auch die bekannten Lefkara-Stickereien können hier erworben werden. Die zahlreichen Strände in und um die Stadt laden zum Sonnenbaden und Schwimmen ein. Und die attraktive ellenlange Strandpromenade ist bestens zum Flanieren und zu romantischen Spaziergängen am Abend geeignet.
Außerdem verfügt Limassol über den alten und den neuen Hafen. Während der alte Hafen, an dem sich viele neue Cafés und Restaurants befinden, heute hauptsächlich von kleinen Fischerbooten genutzt wird, ist der neue Hafen für Güter- und Personenverkehr der wichtigste Hafen von Zypern und aufgrund der attraktiven Steuerbedingungen auf Zypern sind mehr als 60 Reedereien in Limassol ansässig. Dazu gibt es neuerdings noch einen Yachthafen, der kürzlich eingeweiht wurde.
Auch für Weinkenner ist Limassol die Adresse, denn hier befindet sich der Sitz zahlreicher Weinbaubetriebe Zyperns. Die dazugehörigen Weinbaugebiete liegen in den südlichen Ausläufern des Troodos. Die Weine haben eine exzellente Qualität und bei einem Besuch des ganz in der Nähe gelegenen Wein-Museums bekommt der Besucher einen Einblick in die Geschichte des Weinanbaus auf Zypern und darf natürlich von den verschiedenen Sorten probieren.
Der berühmteste ist sicher der Commandaria, der Ähnlichkeiten mit einem süßen Sherry aufweist. Von ihm sollte man sich unbedingt eine Flasche mit nach Hause nehmen und kann dann wieder daheim in Deutschland mit einem Gläschen Commandaria von der zypriotischen Sonne träumen.
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