Zugfahrt voller Gegensätze

Wer im Eastern and Oriental Express reist, schwelgt im Luxus längst vergangener Tage. Die Reisenden werden rund um die Uhr verwöhnt.  
Carmen Weiss |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Es rumpelt, es quietscht, es ruckelt. Der Zug setzt sich in Bewegung und verlässt die Bahnhofshalle der Hualampong Railway Station im Herzen Bangkoks, der Hauptstadt Thailands. Die Passagiere haben es sich in ihren Abteilen gemütlich gemacht. In den kommenden sieben Tagen werden sie durch ein exotisches Land fahren, vorbei an den Reisfeldern im Nordosten, durch Dschungel und Gebirge in den Norden nach Chiang Mai. Doch schlafen und essen werden sie im England des frühen 20. Jahrhunderts - an Bord des Eastern and Oriental Express, einem der exklusivsten Züge der Welt. Wer hier einsteigt, findet sich in eine Zeit zurückversetzt, in der die Reise im Schlafwagen ein Privileg der Reichen war. Zurückversetzt in einen der sagenumwobenen Luxuszüge, in denen Marlene Dietrich im Film „Shanghai Express“ reiste und den Agatha Christie zum Tatort in „Mord im Orient- Express“ machte.

An Bord ist für alles gesorgt - ausgefallene Menüs, perfekt durchorganisierte Ausflüge und zu jeder Zeit Erfrischungen. Das ist auch nötig: Thailand gehört mit durchschnittlichen Höchsttemperaturen zwischen 32 und 34 Grad Celsius und extrem hoher Luftfeuchtigkeit zu einem der heißesten Länder der Erde. So bleibt die einzige Frage des Tages die nach der passenden Garderobe. Denn an Bord sind Jeans und Shorts nicht erwünscht. Es klopft. „Miss Carmen, möchten Sie Ihren Tee?“, fragt Prachak Thaweephol in perfektem Englisch. Auf der Reise sorgt der Steward für das Wohl von maximal acht Gästen in vier Abteilen, bringt ihnen Frühstück und baut abends Sofa und Sessel zu Betten um.

Die Wände sind mit Kirschholz ausgekleidet

Er stellt das Tablett auf einen kleinen Tisch an der Fensterseite des rund sechs Quadratmeter großen Abteils, gießt den Tee aus einer Silberkanne in die Porzellantasse, dazu reicht er englisches Gebäck. In einer silbernen Vase steckt ein Stück Thailand - eine Orchidee. Dann zieht sich Prachak Thaweephol zurück. Während der Tee noch in der Tasse dampft, schweift der Blick durchs Abteil, dessen Wände mit Kirschholz ausgekleidet sind. Auf dem handgewebten Teppichboden thronen die Polstermöbel. Eine Tür führt ins Bad mit Toilette, Dusche und Waschbecken.

Hinter den mit roséfarbenen Vorhängen umrahmten Fenstern zieht eine Stadt voller Gegensätze vorbei. Wolkenkratzer und Wellblechhütten, Tempel und Bordelle, Autorikschas und Nobelkarossen. Die Welt da draußen hat etwas Unwirkliches. Während dort Hitze, Lärm und Smog herrschen, ist auf der anderen Seite des Fensters nur das Surren der Klimaanlage und das „Taktak, Taktak“ des Zuges zu hören. Am Stadtrand nehmen die beiden Diesel-Triebfahrzeuge Fahrt auf. Die 16 Waggons sind aufgrund ihrer Ausstattung doppelt so schwer als bei einem normalen Zug. Ihre Außenverkleidung in Dunkelgrün und Beige mit goldener Aufschrift erinnert an ihr Vorbild: den Venice Simplon-Orient-Express. 1883 wurde der Luxuszug erstmals in Betrieb genommen und reiste fortan durch die glamourösesten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zwischen London, Paris und Venedig. 1993 hauchte die Firma Orient Express ihm wieder Leben ein.

Weit weg von seiner ursprünglichen Route. Von Bangkok aus kommt man mit ihm bis nach Singapur und Malaysia, nach Laos und Myanmar. Die kürzeste Reise dauert drei, die längste sieben Tage. Auch bei den täglichen Ausflügen müssen die Reisenden auf keinen Luxus verzichten. Mit klimatisierten Bussen werden sie von den Bahnhöfen an ihr Ziel gebracht. An manchen Orten fährt eine Polizeieskorte voraus. Damit keiner verloren geht, verteilt der Veranstalter Sticker mit dem Logo des Luxuszuges. Die Begrüßung fällt meist opulent aus. So säumen an der Tempelruine von Sikhoraphum 40 Tänzerinnen in traditionellen Gewändern den Weg, geschmückte Elefanten warten am Eingang. Der Veranstalter hat die Parkanlage für andere Besucher sperren lassen und ein opulentes Picknick mit thailändischen Köstlichkeiten organisiert. Die Passagiere erleben auf ihrer Reise eine buddhistische Zeremonie, besuchen ein Handwerker-Dorf, machen einen Abstecher in den Dschungel des Khao-Yai-Nationalparks, reiten in einem Camp in Lampang auf Elefanten, besuchen die Tempelruine von Prasat Phanom Rung und schlendern über die Märkte von Chiang Mai, der zweitgrößten Stadt Thailands.

Berührungspunkte mit dem echten Thailand sind rar

Nach dem dritten Ausflug hat man Lust, selbst für einige Stunden auf Entdeckungstour zu gehen. „Ich würde mir gern einfach die Füße schmutzig machen in den staubigen Straßen oder etwas von den zahlreichen Essensständen an den Bahnhöfen probieren“, sagt eine Mitreisende. Doch der Zeitplan ist straff, das Personal darauf bedacht, dass die Gruppe schnellstmöglich wieder im Zug ist. Und so sind die Berührungspunkte mit dem echten Thailand rar. An Bord ist es Zeit fürs Abendessen. Die rund 60 Passagiere finden sich in den beiden Speisewagen ein - in Smoking und Abendkleid. Denn an drei Abenden der Reise wird formal gespeist. Chefkoch Yannis Martineau und seine zwölfköpfige Mannschaft zaubern in winzigen Küchen drei Gänge in einem ganz eigenen Stil auf die Teller: europäische Gerichte mit asiatischem Einfluss. Serviert wird auf edelstem Porzellan, Wein gibt es aus Kristallgläsern.

Den Schlummertrunk nehmen die Gäste stilecht in einem der beiden Barwagen ein. Ein Pianist spielt Songs von Frank Sinatra. Wer möchte, schnappt etwas frische Luft auf der Aussichtsplattform am Ende des Zuges. Zeit, sich kennenzulernen. Die meisten Passagiere sind Eisenbahnfans. So auch Christopher Stuart, der in Begleitung seiner Frau Eileen reist. Zu Hause hat der pensionierte Manager aus der IT-Branche seine eigene, acht Fuß lange Lokomotive gebaut, die er auf Messen und Festivals präsentiert. „Eisenbahnen und Dampfmaschinen haben mich immer begeistert“, sagt er. Auch einige Alleinreisende sind mit an Bord. Ann Melor aus England hat sich das Reisen zum Hobby gemacht. „Vor einigen Jahren ist mein Mann gestorben. Ich verkaufte meine drei Musikgeschäfte, und seither reise ich“, sagt die 70-Jährige. Der Tag an Bord des Luxuszuges neigt sich dem Ende zu. Die Sonne steht tief über den Reisfeldern, die Bauern arbeiten immer noch. Hin und wieder schaut einer von ihnen auf - und winkt. Die illustre Gesellschaft prostet sich zu, winkt zurück und ist gespannt auf den nächsten Tag in einem der exklusivsten Züge der Welt.

So wird das Wetter für die Weltreise


 

Der Flug
Air France fliegt von zehn deutschen Flughäfen viermal wöchentlich via Paris nach Bangkok ( www.airfrance.de ). KLM bietet Bangkok-Flüge über Amsterdam siebenmal pro Woche an ( www.airfrance.de ). Tickets in der Economy-Class sind bei beiden Airlines ab 980 Euro buchbar.

Die Zugreise
Die Zugreise Epic Thailand kostet ab 6400 EUR pro Person, zuzüglich Flugkosten, und ist direkt beim Veranstalter Venice Simplon-Orient-Express unter oereservations.germany@orient-express oder bei anderen bekannten deutschen Reiseveranstaltern buchbar. Im Preis inbegriffen sind die Verpflegung an Bord, alle Ausflüge und zwei Übernachtungen im Mandarin Oriental, einem der renommiertesten Hotels in Bangkok.

Im Internet unter www.orient-express.com gibt es eine Übersicht über weitere Orient-Express-Reisen. Die Luxuszüge der Firma Orient Express sind auch in Europa und Peru unterwegs.

Allgemeines Informationen über Thailand gibt es beim Thailändischen Fremdenverkehrsamt, Bethmannstr. 58, 60311 Frankfurt, Telefon: 069 / 1 38 13 90, www.thailandtourismus.de

Fan werden auf Facebook: www.facebook.com

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.