Weihrauch, Wüste, Wadis

Muscat - Märchenhafter Oman: Zwischen orientalischen Märkten, trutzigen Lehmburgen und grünen Oasen ist noch jeder Besucher dem Zauber des Orients erlegen.
Augen zu, Nase zu und durch. Ich halte die Luft an. Links und rechts türmen sich Berge von rohen Fischen. Rote, grüne, gelbe, blaue. Dazwischen immer mal wieder ein kleiner Hai oder ein Thunfisch. Wir huschen vorbei an Körben von Sardinen, Makrelen und Barschen, halten staunend inne vor riesigen Langusten und Krabben. Ein Omani mit weißem Kittel, dem Dishdasha, schiebt einen zwei Meter langen Schwertfisch im Schubkarren vor sich her, ein anderer trägt einen ausgewachsenen Hai auf dem Rücken. In einem kleinen, gekachelten Raum wetzen vermummte Inder die Messer und nehmen mit flinken Handgriffen kilogrammschwere Makrelen aus.
Zugegeben: Das, was sich jeden Morgen auf dem Fischmarkt von Muscat abspielt, ist für Mitteleuropäer nicht gerade ein Augenschmaus, aber es ist ein typisches Bild für den Oman. Eingeklemmt zwischen dem wilden Jemen auf der einen und den aufgeräumten Emiraten auf der anderen Seite, bietet das kleine Sultanat nahezu eine perfekte Mischung aus beiden Welten. Die bunten Märkte, alten Lehmburgen und prächtigen Moscheen sorgen für eine gehörige Prise Orient, die blitzblanken Straßen, auf Hochglanz polierten Autos und weiß gekalkten Fassaden für einen Hauch Okzident. Der Oman ist kein Billigreiseland, aber wer noch nie in Arabien war, der kann sich dort entspannt und sicher vom Zauber des Orients gefangen nehmen lassen.
Das Tor zum Oman ist Muscat
Eindrucksvoll liegt die Hauptstadt zwischen schroffen Felsen und dem Meer. Auf der weit geschwungenen Corniche spazieren in Weiß gehüllte Omanis mit Handys auf und ab, in den Shopping-Malls liegen Mobiltelefone aus Europa neben modernen Digitalkameras aus Japan, unten am Hafen schaukeln bunte Fischerboote im Wasser. Schon beim ersten Anblick überrascht die Hauptstadt mit einem Kaleidoskop moderner arabischer Architektur: Zwischen den Felsen strahlen weiße Fassaden, riesige Paläste und prächtige Moscheen. Äußerst sehenswert sind der im indischen Stil errichtete Al-Alam-Palast, die trutzigen Festungen Mirani und Jalali hoch über der Stadt und die mächtige Sultan Kaboos-Moschee für 5000 Gläubige. Das Gotteshaus wurde 2001 eröffnet und ist seitdem eine der größten Moscheen der arabischen Welt. Die 50 Meter hohe Kuppel mit den Goldmosaiken strahlt einen bereits von weitem an. Männer und Frauen müssen die Moschee getrennt betreten: Für beide Geschlechter gibt es separate Gebetsräume.
Gegensätze fesseln den Besucher im Oman
Da ist die sagenumwobene Halbinsel Musandam im Norden mit ihren zerklüfteten Fjorden und bunten Tauchgründen, da ist die Oasenstadt Nizwa mit dem pulsierenden Tiermarkt, da sind die malerischen Wadis, Trockenflussbetten, mit ihren kleinen, vom Wasser aufgestauten Seen, die zum Baden einladen, und da ist die Wahiba-Wüste im Herzen des Oman. Wie in Trance schwebt das Auto über die Dünenkämme, rutscht mal hier in die Tiefe, gleitet mal dort durch den Sand. Das, was die Einheimischen "Dune Bashing" nennen, ist für Touristen ein riesiges Spektakel, Nervenkitzel garantiert. Doch es gibt weit mehr zu entdecken in der Wahiba-Wüste: Über 200 Vogel-, Säugetier und Reptilienarten und mehr als 16000 Arten von wirbellosen Tieren leben hier. Beduinen ziehen mit ihren Kamelen, Ziegen und mobilen Palmzweighütten durch die Unermesslichkeit der Wüste. Wer mit einem einheimischen Führer anreist, der findet oft auch Einlass in eine der traditionellen Hütten und wird von den Beduinen mit Kardamom-Kaffee und Datteln verwöhnt.
Traditionsreich gibt sich das Weihrauchland Dhofar
Es ist ein süßlicher Duft, der durch die Straßen der Provinzhauptstadt Salalah weht. Egal, wo man sich befindet: Aus jeder Tür, aus jedem Hauseingang breitet sich der frische, aromatische Geruch aus und dringt den Passanten in die Nase. Schon in der Antike zählte Weihrauch zu den begehrtesten und teuersten Luxusgütern des Landes. Griechen und Römer wogen ihn mit Gold auf. Die alten Hochkulturen stellten aus dem kostbaren Baumharz Salben und Medizin her. Oder sie verwendeten das duftende Goldharz, um den Göttern Räucheropfer zu erbringen. Heute hat der Weihrauch an Wert verloren, von den Einheimischen wird er aber immer noch als Parfüm verwendet. Die Frauen Dhofars sind berühmt für ihre ausgefallenen Mischungen aus Weihrauch, Myrrhe, Sandelholz und Blütenessenzen. Für den Besucher allerdings ist Fragen zwecklos: Die Rezepturen sind so geheim, dass sie von den Müttern ausschließlich an ihre Töchter weitergegeben werden.
Service Oman
Anreise: Flüge nach Muscat kosten ab 500 Euro, zum Beispiel mit Etihad Airways. Der Flug dauert etwa acht Stunden. Auch Lufthansa und Emirates fliegen die omanische Hauptstadt an.
Einreise: Deutsche, Österreicher und Schweizer benötigen einen Reisepass, der mindestens noch sechs Monate gültig ist. Das Visum ist bei der Einreise am Flughafen von Muscat erhältlich.
Beste Reisezeit: Die schönsten Reisemonate sind September bis Mai mit Temperaturen von 25 bis 35 Grad. Im Sommer ist es mit Werten über 40 Grad zu heiß.
Angebote: Die zweiwöchige Reise "Emirate und Oman - modernes Arabien im alten Orient" kostet bei Marco Polo inklusive Flug, Übernachtungen, Rundreise und deutschsprachiger Reiseleitung ab 2259 Euro pro Person im Doppelzimmer. Der Oman findet sich auch in den Programmen von Studiosus, Gebeco, Dertour, Meier's Weltreisen und Wikinger Reisen.
Weitere Auskünfte: Sultanate of Oman, Ministry of Tourism, c/o Interface International GmbH, Karl-Marx-Allee 91 a, D-10243 Berlin, Tel. 030/42088012, Fax 42256286, E-Mail: info@omantourism.de, Internet: www.omantourism.de
Fabian von Poser