Urlaubs-Fähren im Test: Das Risiko fährt mit

Beim Sicherheitstest des ADAC für Fähren in Griechenland ist beinahe jedes dritte Schiff durchgefallen. Bei 14 geprüften Fähren vergab der Automobilclub einmal die Note „sehr mangelhaft“ und drei mal „mangelhaft“.
von  Abendzeitung
Von wegen Traumschiff: Dies ist eine der beanstandeten Fähren
Von wegen Traumschiff: Dies ist eine der beanstandeten Fähren © dpa

München - Beim Sicherheitstest des ADAC für Fähren in Griechenland ist beinahe jedes dritte Schiff durchgefallen. Bei 14 geprüften Fähren vergab der Automobilclub einmal die Note „sehr mangelhaft“ und drei mal „mangelhaft“.

Im Notfall muss der Rettungsplan wie am Schnürchen ablaufen. Doch beim ADAC-Fährentest 2009 waren die Mannschaften auf griechischen Autofähren zum Teil mit den einfachsten Sicherheitsmaßnahmen überfordert. So habe es auf einem Schiff ewig gedauert, bis ein Löschschlauch korrekt angeschlossen und einsatzbereit war, berichtet Testleiterin Sabine Zuschrott. Auch wegen anderer Sicherheitsmängel fielen beim Fährentest 2009 von den 14 überprüften griechischen Schiffen vier – oder knapp ein Drittel – glatt durch.

Die Liste der beanstandeten Mängel ist lang: Mal war ein Rettungsboot defekt, mal waren Löschstationen und Hydranten schlecht gewartet, und in einem Fall fehlten sogar die vorgeschriebenen Querschotten im Autodeck. Schlechte Noten gab es auch für verrostete Schlösser an Notausgängen oder – wegen der erhöhten Brandgefahr – für Müll und Farbeimer im Autodeck.

Als Tester waren Ende Mai und Anfang Juni unabhängige nautische Sachverständige unterwegs. Nach einem ersten Inkognito-Test gaben sie sich beim Kapitän zu erkennen, ließen sich Schiffspapiere und Maschinenraum zeigen und möglichst auch Notfallübungen vorführen.

Lebensgefährdende Pannen

In einem Fall war die Feuerbrigade nicht in der Lage, den Löschschlauch rasch an den Hydranten anzuschließen – obwohl das laut Logbuch angeblich regelmäßig geübt wurde. „Vorne kam sozusagen nur ein dünner Pinkelstrahl aus dem Schlauch, während hinten am Hydranten das Wasser in einem dicken Schwall austrat“, erzählt die Testleiterin. Natürlich habe die Crew das dann noch hinbekommen, aber im Ernstfall könne eine solche Panne lebensrettende Sekunden kosten. „Solche simplen Dinge müssen funktionieren.“

Von den getesteten Fähren fielen eine mit der Gesamtbewertung „sehr mangelhaft“ und drei mit „mangelhaft“ durch, vier Schiffe erhielten lediglich die Note „ausreichend“. Fünf Fähren schnitten mit „gut“ ab, aber nur für eine gab es ein „sehr gut“.

Testverlierer war die „Sardinia Vera“ der Reederei Kallisti Ferries, die zwischen Piräus auf dem griechischen Festland und Vathi auf der Insel Samos unterwegs war. Den technischen Zustand der 34 Jahre alten Fähre, aber auch das Sicherheitsbewusstsein der Mannschaft nennt der ADAC besorgniserregend.

Gegen eindringendes Wasser nicht geschützt

Vor allem fehlten die vorgeschriebenen Querschotten, die bei Wassereinbruch das Fluten des Autodecks verhindern sollen. „Wenn da was passiert – das läuft voll, so schnell können Sie gar nicht schauen“, betont Zuschrott. Und dann verliere das Schiff seine Stabilität und kentere. Deshalb gebe es in der Seemannssprache ja den Ausdruck „Schotten dicht“ – so solle ein Schiff auch bei Notfällen möglichst lange schwimmen können.

Testsieger war die „Ionian King“ der Reederei Agoudimos Lines, die zwischen Patras auf dem Peloponnes und Igoumenitsa auf dem griechischen Festland verkehrt. Die 18 Jahre alte Fähre bekam in vier von fünf Kategorien Bestnoten, ein dickes Lob gab es auch für „die sehr gut ausgebildete und verantwortungsbewusste Crew“.

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