Tee mit Lady Mary

Endlich! Ab Mitte Dezember zeigt ZDF neo die zweite Staffel von „Downton Abbey“. Unser Autor besuchte die Drehorte der britischen Kultserie.
von  Michael G. Meyer aus Newbury

Newbury - Das Schloss Highclere Castle ist nicht leicht zu finden. Es steht auf einem Hügel in der Grafschaft Hampshire südwestlich von London. Der nächste Ort heißt Newbury. Fans der britischen Fernsehserie kennen das imposante Herrenhaus unter dem Namen Downton Abbey. Highclere Castle wurde in den Jahren 1839 bis 1842 im Stil der Neo-Renaissance gebaut. Die Pläne stammten von Architekt Sir Charles Barry, auf dessen Reißbrett auch die Houses of Parliament in Westminster in London entstanden. Seit Jahrhunderten ist das Schloss im Besitz der Familie Carnarvon.

Da diese bis heute dort lebt, öffnen sich die Pforten nur zwei Monate im Jahr - den Rest der Zeit müssen die Fans leider draußen bleiben. Wie in der beliebten Soap werden Gäste am Eingang vom Butler begrüßt. Links geht es ins Wohnzimmer, den Salon, der genauso aussieht wie im Film. Hier warten Kaffee, Tee und Plätzchen. Die Stimmung ist gelöst, man fühlt sich gleich wohl - kein Vergleich mit den großen, kalten Hallen von Schloss Sanssouci in Potsdam oder Schloss Versailles nahe Paris. Wenige Minuten später kommt sie herunter: Fiona, Duchess of Carnarvon - zu Deutsch: die Herzogin von Carnarvon.

Seit einigen Jahren wird nun jedes Frühjahr „Downton Abbey“ gedreht

Vor 15 Jahren heiratete die Bürgerliche den Herzog von Carnarvon - und kümmert sich nun um den Besitz, der 400 Hektar Ländereien umfasst. Seit einigen Jahren wird in den Hallen und Zimmern der Familie nun jedes Frühjahr „Downton Abbey“ gedreht - doch nicht etwa wegen des Geldes? „Nein, unsere Berater haben gesagt, es sei gutes Marketing“, sagt die Schlossherrin und lächelt. Die Führungen durch das Herrenhaus übernimmt sie nicht. Dafür gibt es ein Dutzend Freiwillige aus dem nahe gelegenen Dorf Newbury. Eine davon ist Rosemary, eine ehemalige Lehrerin. Sie führt kompetent durchs ganze Haus, durch das Lese- und das Musikzimmer und in die Räume oben, in denen sich einst die Ladyschaften umzogen, wo sie aßen, lasen und badeten.

Es gibt viele Geschichten zu erzählen über das Haus, die Familie und was sich hinter den Mauern des Schlosses Highclere Castle abspielte. Doch dazu befragen wir lieber Lady Fiona selbst, die sich fürs Einzelgespräch ins Umkleidezimmer zurückgezogen hat. Helles Sonnenlicht strahlt durch die großen Fenster. „Lady C“, wie sie von ihren Angestellten genannt wird, sitzt auf einem weißen Sofa, das mit Rosenmotiven bedruckt ist und in das man tief hineinsackt. Mit dem Riesenerfolg der Serie „Downton Abbey“ hätten ihr Mann und sie niemals gerechnet, erzählt sie. „Wir dachten anfangs, das sei einfach nur eine Fernsehserie. „Emma, die Frau des Drehbuchautors Julian Fellows, hatte mich gewarnt, dass er etwas plant“, erinnert sich die Schlossherrin.

„Als die ersten Folgen fertig waren, hofften wir, irgendjemand würde das gucken, und nun ist es dieses große Ding geworden, nicht wahr?“ Bei aller Begeisterung für die Serie: Ganz realistisch findet Fiona Carnarvon „Downton Abbey“ nicht. Dafür sei es doch, soweit sie wisse, im Schloss etwas anders zugegangen zwischen der Familie und den Dienstboten. Weniger vertraulich, meint sie damit wohl. Wer sich für die weiteren Drehorte der Serie interessiert, dem sei die „Brit Movie Tour“ empfohlen. Auf der Tagestour bekommt man die schönsten Orte gezeigt.

Das Dörfchen Bampton etwa, in dem viele Außenaufnahmen entstehen, liegt etwa 100 Kilometer nördlich im Landkreis Oxfordshire. Ebenso sehenswert: Byfleet Manor. Im Wohnzimmer des kleinen Landhauses trinkt Lady Dowager Grantham, gespielt von Maggie Smith, ihren Tee - zumindest in der Serie. Doch zurück nach Highclere Castle: Personal und Dienstboten trifft man hier nicht mehr an. „Das kann niemand mehr bezahlen“, verrät Fiona Carnarvon. Nur für die Touristen wird ein Butler engagiert. Alle Szenen, die im Dienstbotentrakt spielen, sind in Studios in London entstanden. „Das ist faszinierend, wie sie das schaffen. In einer Szene sind sie hier und in der nächsten schon in den Studios in London“, berichtet Lady Carnarvon und lacht.

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Anreise
Mit British Airways oder Germanwings von Stuttgart, München oder Frankfurt nach London Heathrow, ab ca. 180 Euro. Dann mit dem Auto etwa zwei Stunden von London über die M 4 und die A 34. Eine Zugfahrt ab dem Bahnhof Paddington bis Newbury dauert eine Stunde. Ein Taxi zum Schloss kostet etwa 20 Pfund, umgerechnet 24 Euro.

Unterkunft
Carnarvon Arms ist ein 200 Jahre altes charmantes Landgasthaus mit 23 Zimmern und einem guten Restaurant, das von Starkoch Marco Pierre White geführt wird, www.thecarnarvonarmshotel.com

The Vineyard: Nobelhotel mit großem Weinkeller und Spa - ab 295 Pfund pro Nacht etwas kostspieliger. Hier übernachtet die Schauspielerin Maggie Smith während der Dreharbeiten,www.the-vineyard.co.uk .

Highclere Castle
Das Schloss ist ab Mitte Juni für zwei Monate geöffnet. Es gibt außerhalb dieser Zeit jedoch immer wieder spezielle Veranstaltungen, an denen man das Schloss besuchen kann, etwa zu Weihnachten oder Ostern, www.highclerecastle.co.uk.

Die anderen Drehorte der Serie Greys Court: Herrenhaus mit kleiner Ausstellung www.nationaltrust.org.uk

Byfleet Manor: sehr versteckt, hier lebt in der Serie Lady Dowager, die von Maggie Smith gespielt wird; kann nicht privat besucht werden, nur im Rahmen der „Brit Movie Tour“, www.britmovietours.com Downton-Abbey

Im Fernsehen
Ab Freitag, 20. Dezember, um 20.15 Uhr zeigt ZDF neo die ersten zwei Episoden der 2. Staffel von „Downton Abbey“ als Free-TV-Premiere. An den Folgetagen um die gleiche Zeit werden die weiteren Episoden ausgestrahlt. Das ZDF zeigt die Erfolgs-Soap zwei Tage später ab Sonntag, 22. Dezember, um 17 Uhr als Vorabendserie.

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