Streitfalle Familienurlaub: So lässt sich Zoff im Urlaub vermeiden

München - Wenn Familien reisen, ist Stress oft programmiert: Doch mit ein bisschen Planung und Entgegenkommen lässt sich schon im Vorfeld viel Stress vermeiden. So kommt jeder zu seinem Recht
Mama ist beleidigt, weil Papa trotz Urlaub schon wieder nichts mit den Kindern unternimmt. Die Kleinen nörgeln rum, weil sie lieber mit ihren Urlaubskumpels am Strand spielen wollen, statt mit den Eltern auf Bergwanderung zu gehen. Und Papa kriegt die Krise, weil Mama glücklich dabei ist, am Swimmingpool zu faulenzen, während er nach drei Tagen endlich mehr vom Urlaubsland sehen möchte. Familienurlaub entwickelt sich oft schneller, als man glaubt, zum Drama.
Alle Interessen immer unter einen Hut zu bringen, ist unmöglich
Deshalb ist es ratsam, sich rechtzeitig über Wünsche und Erwartungen auszutauschen - und zwar schon lange vor dem Urlaub. Das Reiseziel sollte ebenso von allen Mitreisenden gemeinsam festgelegt werden wie auch die Urlaubsform. Auch wenn dann vielleicht die eine oder andere Reiseform gleich aus der Planung rutscht. Eine organisierte Studienreise - womöglich noch mit stundenlangen Bustouren von einem antiken Trümmerfeld zum nächsten, sind nun mal für 99,9 Prozent aller Kinder so langweilig wie nur irgendwas.
Deswegen muss auf eine Rundreise nicht von vornherein komplett verzichtet werden. Aber wer eine solche Tour mit dem eigenen Auto oder mit einem Mietwagen unternimmt, bleibt unterwegs flexibel, kann auf Launen und Stimmungen reagieren und vielleicht mal kurzentschlossen einen Strandtag zur Entspannung einlegen. Außerdem können bei individuell gestalteten Touren alle Familienmitglieder auf Route und Tagesablauf Einfluss nehmen und mitgestalten. Auf diese Weise bekommt eine Rundreise auch von Kinder mehr Akzeptanz, als wenn ihnen die Tour einfach vorgesetzt wird.
Die Zauberformel heißt "Mitgestalten"
Mitgestalten - das ist natürlich bei jeder Urlaubsform so etwas wie eine Zauberformel für entspannte Ferien und zufriedene Reiseteilnehmer. Denn egal, ob Städtereise oder Badeurlaub: Grundsätzlich sollte jeder zu seinem Recht kommen. Das geht am besten, wenn jedes Familienmitglied schon im Vorfeld einen Wunsch äußern darf, was es während der Reise unbedingt unternehmen oder erleben möchte. Das hat natürlich nur Sinn, wenn unterwegs auch von allen anderen darauf eingegangen wird.
Genauso ratsam ist es, von vornherein Zeit zum Faulenzen, für spontane Aktionen oder einfach mal zum länger Ausschlafen einzuplanen. Schließlich ist man im Urlaub, da darf man sich ein bisschen Spontaneität gönnen. Und zwischendurch für ein paar Stunden getrennte Wege zu gehen, ist auch nicht gleich ein Zeichen für eine bevorstehende Scheidung. Im Gegenteil: Kinder benötigen genauso Zeit, die sie zwanglos mit Gleichaltrigen verbringen können, wie die Eltern zwischendurch "Auszeiten" vom Nachwuchs in Anspruch nehmen dürfen. Grundsätzlich gilt: Freiräume sind wichtig und ausgesprochen belebend: Wenn Familienmitglieder öfter einzeln oder in kleinen Gruppen etwas unternehmen, haben sie sich hinterher umso mehr zu erzählen.
Absprachen müssen eingehalten werden
Jede Menge Nerven kostet es alle Beteiligten, wenn im Urlaub ständig über dieselben Sachen endlos diskutiert werden muss. Deshalb ist es zu empfehlen, rechtzeitig ein paar Regeln festzulegen: Was ist erlaubt? Welche Absprachen müssen eingehalten werden?
Vor allem im Urlaub mit kleineren Kindern ist es sinnvoll, eine gewisse Alltagsnormalität und bestimmte Regeln oder Rituale auch in den Ferien beizubehalten. So verschafft beispielsweise die Gute-Nacht-Geschichte vor dem Schlafengehen im ungewohnten Urlaubsland ein Stück Vertrautheit.
Und wenn es dann trotzdem zum Streit kommt, gilt die Devise: Ein kurzes Gewitter reinigt die Luft. Besser als schlechte Laune tagelang mit sich herumzutragen und sich so kostbare Urlaubstage mit negativer Stimmung zu vermiesen ist es, Dampf abzulassen und Differenzen und unterschiedliche Erwartungen gleich anzusprechen und für den Rest des Urlaubs nach Lösungen zu suchen, mit der alle Beteiligten leben können.
Rudi Stallein