So schön ist herbstliches Wandern - Im Blätterparadies

Die letzten Sonnentage lassen sich perfekt in den Bergen verbringen – auch mit Arthrose oder künstlichen Gelenken. Der Alpenverein und ein Arzt geben Tipps. 
von  Interview: Ruth Schormann
Die Tutzinger Hütte.
Die Tutzinger Hütte. © DAV

Der schöne Spätsommer, der Bayern nochmals herrliche Sonnentage beschert hat, neigt sich dem Ende zu. Ja, an diesem Wochenende ist es wirklich so weit, nächste Woche wird’s deutlich kälter, sagen Wetter-Experten.

Darüber kann man traurig sein und sich auf dem Sofa in eine warme Decke aus Selbstmitleid wickeln oder die letzten warmen Tage nutzen, zum Wandern zum Beispiel. Für viele beginnt gerade jetzt die ideale Saison dafür, teilt auch der Deutsche Alpenverein (DAV) mit. Die Vorteile von Herbstwanderungen? Der Herbst stehe für klare Luft, gute Fernsicht und bunt gefärbte Bäume: Das Auge wandert schließlich mit. Allerdings gilt es einiges zu beachten, wenn man sich in diesen Tagen die Stiefel schnürt und auf macht Richtung Gipfel. Obacht gilt auch bei der möglicherweise geplanten Einkehr. Denn viele Hütten schließen schon. Hütten in mittleren Lagen haben meist bis Mitte oder gar Ende Oktober offen, so der Alpenverein. Wer auf Nummer sicher gehen und nicht vor verschlossenen Türen stehen will, ruft vor der Tour auf der Hütte an oder schaut nach den genauen Öffnungszeiten im Internet unter www.alpenverein.de. Was es sonst noch im Herbst in den Bergen zu beachten gilt:

Die Tage sind jetzt kürzer Bis man schaut, ist es abends dunkel. Um die gleiche Uhrzeit saß man doch unlängst noch draußen – Anfang Oktober geht die Sonne schon zwei Stunden früher unter als im Juli. Das sollten Wanderer bei der Routenplanung berücksichtigen. Und kalt wird es abends freilich auch schneller. Zur Sicherheit lieber eine kürzere Tour gehen – und für alle Fälle Stirn- oder Taschenlampe einpacken.

Frisch wird’s! Deswegen sollte zusätzliche warme Kleidung im Rucksack nicht fehlen. Auch eine Mütze schadet nicht. Weil wir bei Nässe oder starkem Wind viel schneller auskühlen, ist es außerdem ratsam, ein Ersatz-Oberteil mitzunehmen, empfiehlt der DAV.

Das Wetter im Blick Auf www.alpenverein.de finden Wanderer das Bergwetter im Alpenraum. Je nach Region und Ort zeigt es auch den Trend für die nächsten Tage. So bleiben Überraschungen aus.

Der Weg wandelt sich

Ein paar Schritte geht es auf trockenem Boden dahin, doch kaum im Schatten wird der Weg nass und rutschig – typisch Herbst. Deswegen ist das richtige Schuhwerk sehr wichtig. In höheren Lagen sollten sich Wanderer auf Schnee und eisige Stellen gefasst machen. Dort sind Gamaschen, Steigeisen und Erfahrung nötig.


Leichte Touren -Zwei Herbst-Wanderungen

l Tölzer Land – Am Brauneck zur Tölzer Hütte: Bequem geht es mit der Bergbahn hinauf (Berg- und Talfahrt kosten zusammen 20 Euro), von der Station sind es etwa 30 Minuten Fußmarsch auf einem flachen Höhenweg zur Tölzer Hütte (Montag Ruhetag) – die herrliche Ausblick gibt’s gratis dazu. Der Weg ist auch für Gelände-Kinderwagen geeignet. Wer mag, kann in etwa drei Stunden noch weiter bis zur Tutzinger Hütte an der Benediktenwand wandern. Sie hat noch bis 3. November geöffnet.

Die Tutzinger Hütte.
Die Tutzinger Hütte. © DAV

l Chiemsee- Alpenland – Von Sachrang auf den Spitzstein: Als sonnenexponiert und wenig steil beschreibt ein Alpenvereins-Mitglied diese Vier-Stunden-Tour. Von Sachrang geht es zum Weiler Mitterleiten, am großen Bauernhof hält sich der Wanderer links und stößt auf einen breiten Fahrweg, der im Wald zum Fußweg wird. Der führt am Wald entlang zu den Wiesenhängen der Steimoosalm und ist recht gut markiert. Hinter der Alm überquert der Pfad eine Fahrstraße und man stößt auf den Weg, der zum Spitzsteinhaus (bis 12. November geöffnet) hinauf führt. Weitere Herbst- Touren-Tipps vom DAV gibt es unter bit.ly.


Gesundheit - Gelenkprobleme? Tipps, damit Bewegung trotzdem Spaß macht

AZ-Interview mit Dr. Felix Söller Er ist Facharzt für Orthopädie, Akupunktur, Chirotherapie und Sportmedizin am MVZ Helios in München.

AZ: Herr Söller, für wen ist Wandern besonders geeignet?
FELIX SÖLLER: Eigentlich für alle, Jung und Alt, die einen gesunden Herz-Lungen-Kreislauf haben. Gelenkprobleme sind sekundär. Man kann die Wanderstrecken entsprechend wählen (leichter Anstieg, Gondel-Liftfahrten). Auch Menschen mit künstlichen Gelenken können entsprechende Wanderungen planen.
Auf was sollten schmerz- geplagte Menschen achten?
Möglichst steile Abstiege und sehr holprige Pfade vermeiden! Sie sollten unbedingt für trockene Kleidung am gesamten Wirbelsäulenbereich sorgen und sie bei Feuchte sofort wechseln, denn sie erhöht die Gefahr der Muskelverspannungen. Trockene Kleidung muss mit.
Was empfehlen Sie noch?
Der Rucksack sollte nur mit dem nötigsten gefüllt werden, die Trinkflasche kann man eventuell am Gürtel befestigen. Der Rucksack sollte gut am Brustbereich anliegen, aber dennoch eine Luftzirkulation zulassen, damit der Stoff auf der Haut atmen kann.
Wie sollten Menschen, die wegen einer Arthrose oder einem künstlichen Hüftgelenk etwas vorsichtiger unterwegs sind, planen?
Steile Abstiege und sehr holprige Pfade sind kritisch. Sie sollten bergab eher mit Bahn, Lift und Gondel fahren.
Zu welcher Ausrüstung ist zu raten?
Sie brauchen unbedingt Wanderstöcke und stabiles Schuhwerk.
Welche Sportarten eignen sich für Arthrose- und Hüftgelenks-Patienten noch?
Zu empfehlende sportliche Aktivitäten sind Wanderungen, Nordic Walking, Schwimmen, Golfen, mit angepasster Schwungtechnik, Langlaufen im klassischen Stil und Radfahren. Bedingt zu empfehlen sind: Bergwandern (nicht mehr als 300 bis 500 Höhenmeter), Skifahren und Tennis. Ungeeignete Sportarten sind Mannschaftssportarten, Kampfsportarten oder Gewichtheben.
Was ist das richtige Maß an Bewegung für Patienten mit künstlichen Gelenken?
Auch wenn nach dem Eingriff keine Beschwerden mehr bestehen, handelt es sich doch um ein Kunstgelenk mit einer begrenzten Standzeit. Um die günstig zu beeinflussen, sollte man nichts heben, was über 20 Kilo wiegt. Des Weiteren sollte darauf geachtet werden, dass ein gesundes Maß an regelmäßiger körperlicher Aktivität erfolgt, da Inaktivität zu einem Knochenschwund um die Prothese führt. Zu ausgeprägte Betätigungen mit Stoßbelastungen, wie bei regelmäßigem Joggen, sind aber zu vermeiden, da es hierbei zu vermehrtem Verschleiß kommt.

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