Schöne neue Reiseführerwelt

Bücher waren gestern, jetzt lassen sich trendige Traveller Infos auf dem Handy einblenden.
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Das Handy weiß gleich: Das ist der Reichstag? Montage: Fraunhofer-Institut
srt Das Handy weiß gleich: Das ist der Reichstag? Montage: Fraunhofer-Institut

München - Bücher waren gestern, jetzt lassen sich trendige Traveller Infos auf dem Handy einblenden.

Wer kennt die Situation nicht: Beim Bummel durch die fremde Stadt taucht ein Gebäude auf, prächtig und schön anzusehen - aber was ist es? Bisher halfen nur eifriges Blättern im Reiseführer oder die Auskunft eines Passanten. Jetzt aber hilft das Smartphone. Ein Drücken, die Kamera geht an, Objektiv auf die Sehenswürdigkeit gerichtet - und schon wird neben das Gebäude eine kurze Beschreibung eingeblendet. Ach ja, das berühmte Rathaus Schöneberg ist es, vor dem John F. Kennedy seine berühmte "Berliner"-Rede hielt.

Das Handy erklärt die Gipfel rundherum

Das Stichwort lautet Augmented Reality, also etwa erweiterte Wirklichkeit. Diese Technik steht zwar noch ziemlich am Anfang, aber sie funktioniert bereits. Dabei sind nicht nur simple eingespiegelte Informationen möglich. "Augmented Reality hat im Tourismus eine hohe Relevanz", heißt es etwa beim Darmstädter Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung, "wer die Kamera auf eine Ruine richtet, bekommt historische Informationen eingeblendet, wie es früher einmal aussah."

Doch damit erschöpfen sich die Möglichkeiten längst nicht. Bergwanderer etwa halten ihr iPhone ins Tal und auf die benachbarten Gipfel. Und schon zeigt ihnen das kleine Programm Panoramascope an, wie die Kuppen rundherum heißen. Wikitude für das Handy-Betriebssystem Android spielt beim Bummel über die Champs-Elysées in Paris noch einmal das Finale der Tour de France auf dem Prachtboulevard ab. In Koblenz sollen zur Bundesgartenschau 2011 die Attraktionen per Augmented-Reality-Browser auf den meisten Mobiltelefonen erklärt werden. Wer zum Beispiel in New York die iPhone-Kamera mit der App Layar auf den Boden richtet, der sieht im Display Pfeile, die ihm Richtung und Entfernung zur nächsten Metro-Station anzeigen. Noch einen Schritt weiter geht die Navigations-Software Wikitude Drive, die Wegweiser und Routeninfos unmittelbar anzeigt, ähnlich den Head-up-Displays in Kampfflugzeugen.

Wo ist der nächste Geldautomat? Das Handy weiß es

Angst vor immensen Roaming-Kosten müssen die Nutzer dabei nicht haben. Denn während etwa bei Google Goggle ein Foto gemacht, an den Technologiekonzern übertragen und dort ausgewertet wird, fallen bei Augmented Reality deutlich weniger Daten an. So funktioniert es: Das Handy - derzeit klappt es nur mit iPhones und Android-Geräten - ermittelt seinen Ort. Dafür nutzt es GPS-Daten, Kompass, den integrierten Bewegungssensor und die Kamera. Das Handy erkennt also keine Objekte, errechnet jedoch, worauf die Linse gerichtet ist - und zeigt die zugehörigen Informationen an.

Praktisch: Für jedes Basisprogramm gibt es sogenannte Layer, die bestimmte Inhalte tragen, etwa Wikipedia-Einträge, Restaurant-Führer oder Bewertungen des Portals Qype. All diese Zusatzebenen können an- und abgeschaltet werden. Und ständig kommen neue Datensätze hinzu. So hat etwa der belgische Brauer Stella Artois alle Kneipen zusammengetragen, in denen sein Bier ausgeschenkt wird. Starbucks, McDonald's und Burger King sind ebenfalls vertreten. Geldautomat, Post, Telefonzelle? Alles wird auf Wunsch angezeigt, nicht nur in einer Karten-Darstellung, sondern ganz konkret in dem Gebäude, wo der Nutzer tatsächlich hin muss.

Das alles ist spannend und klappt in der Praxis problemlos. Und natürlich ist es aufregend, John F. Kennedys Rede noch einmal zu hören, wenn man gerade vorm geschichtsträchtigen Schöneberger Rathaus steht.

Marc Reisner

Weitere Informationen:

Panoramascope, für iPhone, 4,99 Euro, Berggipfel weltweit.
Wikitude, für Android und iPhone, gratis, zahlreiche Informationsebenen.
Layar, für Android (für iPhone angekündigt), gratis.
Acrossair, für iPhone, gratis, zahlreiche Informationsebenen.
London Tube, für iPhone, 0,79 Euro, Informationen zur Londoner U-Bahn.
Metro Paris Subway, für iPhone, 0,79 Euro, Informationen zur Pariser U-Bahn.
Peak.ar, für iPhone, österreichische Berggipfel.
Peaks, für iPhone, 2,39 Euro, Berggipfel weltweit.
Le Bar Guide, für iPhone, gratis, Kneipen.

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