Salomonen: Südsee royal

Die Inselgruppe der Salomonen liegt weitab der Touristenströme. Wer will, kann im selben Zimmer übernachten wie einst William und Kate.  
Elio Stamm aus Honiara |
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Honiara - Man zögert kurz, ehe man sich das erste Mal draufschmeißt. Es ist immerhin das Bett, in dem George, der am Montag geborene Sohn von Prinz William und Kate und damit der künftige König von Großbritannien gezeugt wurde - möglicherweise zumindest. Das Bett federt weich ab. Es ist mindestens zwei Meter breit, aus massivem Edelholz geschnitzt und umhüllt von einem Moskitoschutz, der eher an ein Zelt als an ein Netz erinnert. Selbst den, den Lady Dianas Tod zu keiner Träne rührte, übermannt im Riesenbungalow ein erhabenes Gefühl. Im September 2012 haben der Herzog und die Herzogin von Cambridge während ihres dreitägigen Besuchs der Salomoninseln eine Nacht hier verbracht. Im Tavanipupu Private Island Resort, 30 Flugminuten von der Hauptstadt Honiara entfernt, im Osten Guadalcanals.

Für das frisch vermählte Paar war nur das Beste gut genug. Fünf Bungalows, Palmen, 28 Grad warmes Meerwasser, Sterneküche. Weil Kate kurz vor der Asien- und Ozeanienreise ohne Bikinioberteil fotografiert worden war, verfolgten die Medien jeden ihrer Schritte am anderen Ende der Welt, über das sonst nie berichtet wird. Es gab sogar einen Schlagzeilen-Nachschlag, als rund zehn Wochen später der Buckingham-Palast die Schwangerschaft der Herzogin von Cambridge bekanntgab und eifrige Journalisten die Empfängnis auf die Reisezeit zurückrechneten.

Die Salomonen wurden 1978 unabhängig von Großbritannien

Auf der Sandpiste im Marau Sound vor Tavanipupu gelandet, hat William und Kate das gleiche Begrüßungsritual erwartet, das jedem Reisenden zuteilwird: Ein Schnellboot hat sie zur kleinen Insel vor der Küste gefahren. Dort hat sie eine Insulanerin mit Trink-Kokosnuss, Blumenkranz und einem Lächeln begrüßt. Die Einwohner der Salomonen sind Melanesier. Sie erinnern an Schwarzafrikaner, bis auf das teils blonde Haar, und haben wenig gemein mit den in Europa bekannteren Polynesiern mit mandelförmigen Augen, wie sie in Neuseeland oder auf Hawaii leben. Die Salomonen wurden 1978 unabhängig von Großbritannien, sind aber nach wie vor Commonwealth-Mitglied. Das drei Flugstunden nordöstlich von Australien gelegene Land gehört zu den ärmsten in Ozeanien. Die Wirtschaft erholt sich immer noch von den ethnischen Unruhen von 1998 bis 2003, als 200 Menschen den Tod fanden.

Heute ist das Land sicher. Lediglich 5000 Besucher zählen die Salomonen pro Jahr. Das Land mit einer halben Million Einwohner, die zersplittert auf sechs Haupt- und fast 1000 Nebeninseln leben, ist nichts für Pauschalurlauber, aber ein Paradies für Individualreisende. Durch die Salomonen zu reisen sei immer noch so, wie es einst im ganzen Pazifik gewesen ist, hat der Reiseführer „Lonely Planet“ kürzlich geschrieben. Und den Inselarchipel in seinem Ranking für die „heißesten“ Destinationen 2013 auf Rang sechs gehievt. Eine Nacht auf Tavanipupu ist definitiv zu wenig. Zum Dinner serviert Andrew den vor zwei Stunden gefangenen Fisch.

Auf der privaten Lounge auf dem eigenen, 20 Meter langen Steg mitten im Meer. „Wir haben ihn extra für die Royals gebaut“, sagt Andrew, der seit 20 Jahren im Resort arbeitet. Gegessen hätten William und Kate aber lieber auf dem Sitzplatz vor dem Bungalow. Zwei Stunden später, die Gäste sitzen mit Bier und Rotwein noch immer in der Lounge, paddelt Andrew vorbei. Im eigenen Kanu. Wie alle Angestellten auf Tavanipupu lebt er in einem Dorf auf einer der kleinen Inseln in der Nähe. Er hat Feierabend und grüßt freundlich. So sollte ein Tag ausklingen. Ein Tag, den man beispielsweise auf der kleinen einsamen Insel, die zum Resort gehört, verbringen kann. Das ist Robinson de luxe: Für drei Stunden keine andere Menschenseele, nur die Sonne und eine Kühlbox mit Orangensaft und Müsli. In zwei Minuten ist die Insel, auf der es keine einzige Palme gibt, umrundet.

Schatten spendet ein Bambushäuschen. Auf einer Seite der Insel Korallen, Meeresgetier, ja sogar ein Riffhai. Auf der anderen Seite flach abfallender, blendend weißer Sandstrand, kristallklares Wasser. Man muss sich kneifen, um zu glauben, dass es kein Traum ist. Wer will, lehnt sich Andrews selbst geschnitztes Kanu aus und erobert damit das Meer. Die Balance zu halten, ist gar nicht so einfach. Mit der Strömung fertig zu werden auch nicht. An Land hingegen läuft einem womöglich der alte, weise Mann über den Weg. Er fragt: „Was machen Sie auf meiner Insel?“ Die Verwunderung weicht bei der Erklärung, dass es sich um den ehemaligen Besitzer handelt. Er ist dement, wird rund um die Uhr von einer Angestellten betreut und hat die Insel seit 20 Jahren nicht mehr verlassen. Begegnungen wie diese sind es, die einen Besuch auf den Salomonen speziell machen.

Das Land ist nicht durch den Tourismus verbogen

Meer und Korallen sind so schön wie auf der touristisch wesentlich besser erschlossenen Nachbarinsel Fidschi oder im australischen Great Barrier Reef. Aber da ist mehr. Etwas Echtes, Ungeschöntes, weil das Land sich noch nicht für den Tourismus verbogen hat - im farbenprächtigen Markt in der Hauptstadt Honiara genauso wie im Luxusresort. Hier kann man mit Kindern auf einer abgelegenen Insel einen torfigen Weg vom Dorf zur Schule hinaufklettern, der bei Regen zum Wasserfall wird und ihnen schulfrei beschert. Hier lernt man die Spieler der Fußballnationalmannschaft aus Neukaledonien in der Disco kennen und spielt am nächsten Tag am Strand gegen sie. Hier lässt sich mit dem ehemaligen Premierminister und aktuellen Parlamentssprecher Allan Kemakeza im Auto über Politik diskutieren.

Er ist Besitzer der kleinen Sunset Lodge auf der vulkanischen Insel Savo und fährt seine Gäste von der Hauptstadt Honiara persönlich zum Bootsanlegeplatz, von dem aus man auf die Insel übersetzt. Dass einem auf der Überfahrt im kleinen Bananenboot die Wellen im Sekundentakt ins Gesicht spritzen, gehört dazu. Genauso wie das Wiegen, ehe man ins Kleinflugzeug steigt, nur um dann beispielsweise mitzubekommen, wie sich zwei extrem übergewichtige Damen fragen, weshalb sie als Einzige nicht auf die Waage mussten. Die etwas gelockerten Flugvorschriften sind auf den Salomonen allerdings genauso wenig ein Skandal wie einst die Oberweite der Herzogin von Cambridge. Entblößte Brüste sind - anders etwa als Oberschenkel, die man als westliche Touristin am öffentlichen Strand mit einer kurzen Hose bedecken sollte - kein Grund zur Scham. Mehr Wellen in den lokalen Medien warf, dass Kates rotes Kleid bei der großen Parade nicht der Tradition der Salomonen entsprach, sondern von den Cookinseln stammte.

Verantwortlich für das Missgeschick war eine mit der Designerin befreundete Amerikanerin. Sie schmuggelte das Kleid in Kates Garderobe und ist seither in Honiara geächtet. Aus solchen Erinnerungen reißt einen nur der Tropenregen. Doch dann begibt man sich einfach zurück in den königlichen Bungalow, hinauf aufs Bett, lauscht der Melodie, welche die auf das Palmblattdach prasselnden Tropfen erzeugen. Und schon wähnt man sich wieder im Traum.


Anreise
Auf die Salomonen fliegt man am besten über die australische Stadt Brisbane. Von Brisbane dauert der Flug in die Hauptstadt Honiara drei Stunden und kostet ab 400 Euro hin und zurück mit Solomon Airlines oder Virgin Australia ( www.flysolomons.com , www.virginaustralia.com ). Von Honiara sind Inlandflüge mit Solomon Airlines ab 80 Euro retour zu haben.

Unterkunft
Das Tavanipupu Private Island Resort, das exklusivste Resort auf den Salomonen, liegt im Marau Sound, im Osten Guadalcanals, Bungalow für zwei ab 180 Euro pro Nacht ( www.tavanipupu.com). Preisgünstiger sind kleine, von Einheimischen geführte Lodges oder Homestays, beispielsweise die Sunset Lodge auf Savo (30 Euro im DZ, www.solomonislands- hotels.travel/Savo_Sunset_Lodge ).

Allgemeine Informationen
Die Salomonen, nahe dem Äquator gelegen, sind das ganze Jahr eine Reise wert. Die Tageshöchsttemperatur beträgt konstant um die 30 Grad. Nachts wird es selten kühler als 20 Grad. Regenzeit ist von Oktober bis März, wobei es selten mehr als drei Stunden pro Tag regnet. Das Touristen-Informationszentrum liegt mitten im Zentrum von Honiara und hat einen modernen, informativen Internetauftritt: www.visitsolomons.com.sb .

Sehenswürdigkeiten/Ausflüge
Die Salomonen sind ein Paradies für Taucher und Schnorchler. Neben Korallen, Riffhaien, Delfinen und Schildkröten bietet die Unterwasserwelt auch rund 50 gesunkene Kriegsschiffe aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. An Land lassen sich mit Hilfe lokaler Guides Dschungelpfade, Wasserfälle oder Vulkane erkunden.

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall kurz nach der Ankunft am Straßenrand eine frische Kokosnuss kaufen und leer trinken. Das wirkt Wunder gegen den Jetlag.

Auf keinen Fall sich weigern, für den Strandbesuch Eintritt zu zahlen. Land ist auf den Salomonen heilig, und das Betreten eines fremden Territoriums muss mit dem sogenannten Custom Fee bezahlt werden.

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