Reiseverkäufer - ein lukrativer Nebenjob?

München - Immer mehr Menschen verkaufen nach Feierabend Reisen an Freunde oder Verwandte. Aber lohnt sich das wirklich?
Die Idee klingt so einfach wie genial: Einfach den Laptop einpacken und nach Dienstschluss Reisen an berufstätige Freunde oder Verwandte verkaufen und sich so den eigenen Urlaub finanzieren. In Zeiten, in denen kaum jemand mehr die Muße hat, ins Reisebüro zu gehen, um seinen Urlaub zu buchen, klingt das wie ein gutes Geschäftsmodell. Doch wie funktioniert der mobile Reiseverkauf, und welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um sich ein zweites Einkommen zu sichern? Wir sprachen mit Gerd Hermann, Geschäftsführer des Reisevermittlers Amondo.de.
AZ: Reisen an Freunde und Verwandte verkaufen und dabei Geld verdienen. Wie geht das?
Gerd Hermann Wer mobiler Reisevermittler werden will, der schließt mit uns einen Vertag ab und meldet ein Gewerbe an. Dann bekommt er von uns eine eigene Webseite, über die er auf die Reiseangebote zugreifen kann. Dieser personalisierte Internetauftritt ist sein Arbeitsmittel und seine virtuelle Visitenkarte. Im Gegensatz zum Reisebüro benötigen unsere Reisevermittler keine eigenen Geschäftsräume und auch keinen Agenturvertrag. Den Versand der Reiseunterlagen und das Inkasso übernimmt unser Service-Team. Das heißt, wir nehmen die Buchungen unserer mobilen Verkäufer entgegen und versenden Reisebestätigungen, Sicherungsscheine und Tickets direkt an die Kunden. Außerdem kümmern wir uns um die buchhalterische Abwicklung wie Rechnungsstellung, Bankeinzüge und Mahnverfahren. Unsere Reiseberater können sich also auf das konzentrieren, was am meisten Spaß macht: nämlich Reisen verkaufen.
AZWer kann bei Ihnen einsteigen?
Hermann: Grundsätzlich jeder, egal ob Neuling oder ausgebildeter Reiseverkehrskaufmann. Unsere Mitarbeiter sind in Ihrer Zeiteinteilung völlig frei und bestimmen ihr Dienstleistungsangebot selbst.
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Wie viel Geld bekomme ich als mobiler Reisevermittler pro verkaufter Reise?
Hermann: Für jede Buchung zahlen wir eine Vermittlerprovision. Diese liegt zwischen 4,5 und acht Prozent bei Pauschalreisen und bis zu 20 Prozent für Mietwagen und Reiseversicherungen. Alle Buchungen werden gemäß einer festen Provisionsübersicht vergütet. Die Provision wird im Abreisemonat ausbezahlt. Pro Monat berechnen wir eine fixe Servicegebühr in Höhe von 19 Euro für die Bereitstellung des personalisierten Internet-Reiseportals, die Teilnahme an unserem Haftpflichtpool und die Nutzung unseres Service-Centers. Die ersten drei Monate der Zusammenarbeit sind kostenfrei. Für private Ferien erhalten unsere Reisemittler übrigens einen Rabatt von acht Prozent für sich selbst, einen Reisebegleiter und für mitreisende Kinder.
AZ: Welche Art von Reisen haben Sie im Programm?
Hermann: Insgesamt haben wir Reisen von etwa 140 Reiseveranstaltern im Angebot, darunter die großen wie TUI, Thomas Cook Reisen, Neckermann, Öger Tours, FTI, Alltours und Studiosus, aber auch Spezialisten wie AIDA Cruises und Karawane. Vom Badeurlaub für 400 Euro bis zur Kreuzfahrt mit der MS Europa für 18000 Euro haben wir alles im Programm. Das Angebot unterscheidet sich also nicht von dem eines Reisebüros.
AZ:Stehen Ihre Reiseberater in Sachen Ortskenntnis und Beratungsqualität den qualifizierten Mitarbeitern im Reisebüro nicht nach?
Hermann: Nein. Wir schulen unsere Mitarbeiter ähnlich wie Reisebüros. Mehrfach wöchentlich werden sie per E-Mail über aktuelle Trends und Angebote informiert. Über unser Intranet bieten wir E-Learning-Programme an und wir schicken sie auf die Zielgebietsschulungen der Reiseveranstalter. Außerdem führen wir einmal im Jahr in 18 bis 20 Städten in Deutschland gezielte Workshops durch. Dort können sich unsere Mitarbeiter gezielt als Spezialisten für verschiedene Regionen ausbilden lassen.
AZ: Welche technischen Voraussetzungen sind nötig, um mobiler Reisevermittler zu werden?
Hermann: Auf das Reservierungssystem können unsere Mitarbeiter ganz einfach über das Internet zugreifen. Es genügt also ein PC oder Laptop mit Internetanschluss. Außerdem von Nutzen sind Telefonanschluss, Faxgerät und Drucker. Mehr benötigen sie nicht.
Interview: Fabian von Poser