Reisetrend: Liegen leer, Preise hoch

Von Krise keine Spur. Trotz schleppender Geschäfte beweisen die Reiseveranstalter diesen Sommer mehr Nerven als die Urlauber – sie halten die Preise hoch. Billiger wird es wohl erst im Winter.
von  Abendzeitung
Augen auf: Nicht alle Reiseanbieter sind seriös
Augen auf: Nicht alle Reiseanbieter sind seriös © srt

München - Von Krise keine Spur. Trotz schleppender Geschäfte beweisen die Reiseveranstalter diesen Sommer mehr Nerven als die Urlauber – sie halten die Preise hoch. Billiger wird es wohl erst im Winter.

Wo bitte geht es zu den Schnäppchen? Das fragt sich derzeit so mancher. Die großen Lastminute-Anbieter verzeichnen in diesen Wochen zwar Internetzugriffe wie nie. Aber viele Gäste wenden sich bald wieder enttäuscht ab. Sie hatten der schlechten Zeiten wegen auf Supersonderangebote gehofft. Doch weit gefehlt: Die Veranstalter bleiben in diesem Sommer lieber auf unverkauften Reisen sitzen, als die Preise nennenswert abzusenken.

Der Grund: Die Branche hat aus den vergangenen Krisen gelernt. Damals gingen die Preise stets kurz vor Hochsaisonbeginn auf Talfahrt. Die Frühbucher waren die Dummen und reagierten prompt: Im Jahr darauf spekulierten sie auf Last-minute-Schnäppchen. Erst Jahre später gelang es den Anbietern mit teuren Frühbucherrabatten, ihre Gäste wieder auf das gewünschte frühzeitige Buchen umzulenken.

Zu dieser Erfahrung kommt im aktuellen Sommer eine zweite: Nach "katastrophalen Buchungsmonaten" und gähnend leeren Reisebüros von Dezember bis März geht es mittlerweile wieder stetig aufwärts. Ob bei Alltours oder FTI, bei Neckermann oder Tui: Überall ziehen seit Mai und Juni die Buchungen deutlich an.

"Die Lage wird von Woche zu Woche besser."

Bei Alltours gehen aktuell fast 30 Prozent mehr Reservierungen ein als in den vergleichbaren Wochen des Vorjahrs. Die Rewe Touristik legt um 20 Prozent zu, Tui ebenfalls "zweistellig". Tui-Chef Volker Böttcher weiter: "Die Vorjahresgästezahlen werden wir wohl nicht mehr erreichen, aber die Lage wird von Woche zu Woche besser." Und wenn es von allein bergauf geht, senkt man natürlich nicht die Preise.

Dazu gibt es auch keinen Anlass mehr. Die Reiseunternehmen sind nämlich vorsichtig geworden, haben Hotels und Flugkapazitäten vorsichtiger eingekauft und unverkaufte Betten schneller zurückgegeben als früher. Auf Mallorca bleiben sogar komplette Hotels geschlossen, hat FTI-Chef Dietmar Gunz beobachtet. Und das alles dient einem Zweck: die Preise hoch zu halten.

Im Winter wird es billiger

Die große Preissenkung kommt dennoch – ab November mit den neuen Winterkatalogen. FTI-Reisen sollen dann um 15 Prozent billiger werden als im Vorjahr - wohlgemerkt im Durchschnitt. Bei Alltours rutschen die Preise um zehn Prozent ab, Tui und Neckermann senken ihre Reisepreise durchschnittlich um fünf Prozent.

Möglich machen das zum einen die Russen, zum anderen die gesunkenen Ölpreise. Weil aus Herkunftsländern wie Russland kaum noch ein Gast in den Urlaub fliegt, hat zum Beispiel Boris Raoul von FTI eine "hohe Rabattbereitschaft vieler Hoteliers" entdeckt, die ihn im Vorjahr noch keines Blickes würdigten.

Hans-Werner Rodrian

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