Reiseführer: Good old Germany

Sind wir ein Volk von Wurstessern? Was ausländische Reiseführer über uns so alles sagen.
von  Thomas Spang aus Washington

Deutschland, das ist für Amerikaner die Summe aus vibrierenden Metropolen und romantischen Städtchen, Weinbergen und Biergärten, Alpenschlössern und Rheinburgen, Wurst und Brezeln, Weihnachtsmärkten und Oktoberfest, Autobahn und Bundesbahn, BMW und Mercedes Benz. Eine sympathische Mischung aus Geschichte, Kultur, Technologie - und gutem Leben.

Und dann gibt es auch noch die Kuriositäten, die in keinem Reiseführer fehlen dürfen. Etwa die Warnung, dass die Deutschen „in warmen Sommermonaten die Neigung haben, sich ihrer Kleider zu entledigen. „Oben ohne“ in der Öffentlichkeit ist und bleibt für Amerikaner aber ein absolutes Tabu.

Erwähnt wird auch, dass Einheimische „feuchte Augen bekommen, wenn sie über ihr Brot sprechen“. Faszinierend bleibt für die Autoren auch die Menge an Bier, die konsumiert wird. Selten fehlt der Hinweis auf den Pro-Kopf-Verbrauch von 130 Litern Gerstensaft im Jahr. Dass es mit den Sorten manchmal ein wenig durcheinandergeht, lässt Kenner schmunzeln. So gerät das Oktoberfest in einem Führer etwa zum „Herz der Pilsner schüttenden Kultur“.

Mahnend erwähnen US-Reiseführer das lange Warten auf die Bedienung in Restaurants. Die Führer empfehlen den Amerikanern, sich selber im Lokal einen Tisch auszusuchen. Und erklären, dass das Aufrunden der Summe beim Bezahlen reicht und kein Grund für ein schlechtes Gewissen sein muss. „18 Prozent Trinkgeld sind zu viel.“

Nicht gut schneidet Deutschland ab, wenn es um behindertengerechte Reisen geht. Besser als in anderen europäischen Ländern, aber alles andere als gut sei die Infrastruktur für Menschen mit Rollstühlen, Gehhilfen und anderen Einschränkungen.

Empfohlen wird immer wieder die Reise mit „dem hervorragenden deutschen Bahnsystem“, das einen Mietwagen vielerorts überflüssig mache. Natürlich sei auch eine Fahrt auf der Autobahn für Liebhaber der motorisierten Fortbewegung ein „Muss“. Doch hütet euch vor den Städten, warnen manche Autoren. „Das Parken in einem zentralen Parkhaus kann ein Vermögen kosten. Manchmal bis zu 20 Euro am Tag“.

Apropos Auto. Da kommt Stuttgart ins Spiel mit seinen weltberühmten Marken. Ein Reiseführer macht „eine Hochrüstung zwischen den lokalen Auto-Giganten aus, wer sich selber das größte und teuerste Monument setzt.“ Das Mercedes-Museum und die Konkurrenz von Porsche gelten bei einem Besuch am Neckar als unverzichtbar. Als Empfehlung, den Tag angenehm ausklingen zu lassen, wird die Weinstube Fröhlich in Stuttgart empfohlen. „Wie der Name des Restaurants nahelegt, ist die Weinkarte lang.“
Ein Besuch im Schwarzwald gehört zu den Top-Empfehlungen für Naturliebhaber. Sei es wegen den verträumten Landschaften, den Bilderbuch-Städtchen und Bauernhäusern, dem weltberühmten Schinken und den Kuckucks-Uhren, die gerade unter Amerikanern viele Freunde haben.

Good old Germany erscheint in US-Führern jedenfalls unterm Strich als ein freundliches, buntes und sicheres Reiseziel, in dem es mehr zu entdecken gibt, als es die oft nur kurze Urlaubszeit der Amerikaner erlaubt.

Thomas Spang ist 1965 in Saarlois geboren, lebt seit 1999 mit Ehefrau Cindy und den Kindern Mark (16) und Jackie (14) in einem Vorort von Washington. Seit dieser Zeit arbeitet er als Korrespondent für mehrere deutsche Tageszeitungen. Thematische Schwerpunkte: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sein Lieblingsort in den USA ist St. John auf den Virgin Islands.

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