Pottenstein: Zu Besuch beim Schlossherrn
Thilo Freiherr von Wintzingerode sitzt selbst an der Kasse. Auf BURG POTTENSTEIN kassiert der Chef selbst. 4,50 Euro kostet die Karte für Erwachsene - und das Geschäft läuft gut an diesem Morgen. Zwei Schulklassen, mehrere ältere Ehepaare und eine paar einzelne Besucher - schnell haben sich gut 100 Euro in von Wintzingerodes Kasse angesammelt. Doch wie so oft trügt auch hier der Schein. "Dass man von den Eintrittsgeldern die Burg nicht erhalten kann, leuchtet doch jedem ein", sagt von Wintzingerode. "Wäre das hier staatlich", so der Freiherr weiter, "säße hier nicht eine Person, sondern vier oder fünf - aber alles würde schön glänzen."
Auf Pottenstein glänzt nicht alles. Aber das muss es auch nicht auf einer Burg. Die 1,3 Millionen Besucher, die seit der Eröffnung des Burgmuseums im Jahre 1956 die mehr als hundert flachen Stufen zum Burgtor hochgestiegen sind, hat das nicht gestört. Warum die Stufen so flach sind, kann der Burgherr erklären: "Als früher die Menschen hierher flohen, brachten sie auch Ziegen und Kühe mit. Und die hätten höhere Treppen nicht geschafft."
Auf seinen Führungen erzählt Thilo Freiherr von Wintzingerode von der langen Geschichte seiner Burg: Pottenstein wurde 918 unter Konrad I. erbaut und im 11. Jahrhundert von Pfalzgraf Botho von Kärnten ausgebaut. Die Festung wurde in den folgenden Jahrhunderten immer wieder belagert, hielt aber als Schutzburg der Bamberger Bischöfe jedem Ansturm stand. Und einen berühmten Gast gab es auch: Die heilige Elisabeth fand 1228 hier Zuflucht.
Die Lieblingsburg romantischer Dichter
Hoch über der Wiesent taucht BURG GÖSSWEINSTEIN aus dem Nebel auf. Ein weißer Rundturm überragt die kleine Burg. Im 11. Jahrhundert erbaut, erhielt sie ihr neugotisches Aussehen beim letzten Umbau im Jahr 1890. Und: Sie war die Lieblingsburg vieler romantischer Dichter. Richard Wagner hat angeblich die Gralsburg in seinem Parsifal nach dem Vorbild von Gößweinstein geformt. Die Wirkung, die die Burg auf den Komponisten gehabt haben muss, lässt sich auch heute noch gut nachvollziehen. Sieht man Gößweinstein vom Tal aus, kann man sich durchaus vorstellen, wie Adler die Burg umkreisen und mutige Ritter geheime Schätze gegen gierige Angreifer verteidigen.
Die Burgenstraße, die von Mannheim nach Prag führt, durchquert auch die Fränkische Schweiz. Doch während man in anderen Regionen oft Stunden fahren muss, um von einer Burg zur andern zu kommen, reihen sich hier die Burgen wie an der Perlenschnur: Burg Egloffstein, Burg Rabeneck, Burg Waischenfeld, Burg Gößweinstein und die Ruine Neideck, die Schlösser Greifenstein und Unteraufseß: Die Fränkische Schweiz ist ein Paradies für Ritter.
Schroffe Schönheit über dem Ailsbachtal
BURG RABENSTEIN wird noch heute von einem bewacht. Der ist allerdings nur aus Pappe, und auf seiner Rüstung sind die Zeiten für die Führungen abgedruckt. Burg Rabenstein, die in schroffer Schönheit das Ailsbachtal überragt, blickt auf eine völlig andere Geschichte als die benachbarte Burg Pottenstein zurück. Hier war die Vergangenheit düster, die Gegenwart scheint jedoch "schön zu glänzen".
1188 erbaut, wurde Rabenstein immer wieder zerstört und stand nach dem Dreißigjährigen Krieg lange als Ruine da. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Burg im Barockstil neu aufgebaut. Schlossführungen werden hier ebenso angeboten wie auf Pottenstein, allerdings nicht vom Schlossherrn persönlich, sondern vom einem in traditionelle Kleider gewandeten Herold. Anders als auf Pottenstein sind die Besichtigungen und Führungen hier auch nicht die Haupteinnahmequelle. Die Burg ist heute Restaurant und Spitzenhotel in einem. Und außerdem Konzertsaal: Regelmäßig treten im Renaissance Saal von Rabenstein regionale Sangesgrößen auf.
Weitere Informationen:
Burg Pottenstein, Telefon 09242/7221, www.burgpottenstein.de;
Burg Rabenstein, Telefon 09202/9700440, www.burg-rabenstein.de;
Burg Gößweinstein, Telefon 09242/456, www.goessweinstein.de.
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