Pfefferminztee und Pinienkerne

Tunis - Schon Paul Klee und August Macke verliebten sich in Tunis, die Hauptstadt des Partnerlands der Münchner Reisemesse Free 2010.
Die Geschichte Tunesiens beginnt hier, am "Hannibal Coffee Shop". Wer bei dem kleinen Kiosk auf einem Hügel überm Meer einkauft, der sieht zu seiner Linken Zedern, Dattelpalmen und Rosmarinbüsche zwischen den Trümmern des alten Karthago. Dahinter rauscht das Meer. Auf der rechten Seite, vorbei an Häfen, Süßwasserreservoiren und ziemlich vielen Schafen liegt die Neuzeit wie eine gleißende weiße Fläche zwischen rauen Hügeln: Tunis.
Diese Stadt mit 2,4 Millionen Einwohnern ist auf dem ersten Blick ein Mix aus arabischem Zauber und europäischer Eleganz. Die 1,5 Kilometer lange Prachtstraße Avenue Habib Bourguiba wurde von den Franzosen erbaut und erinnert an die Champs-Élysées in Paris. An der Promenade stehen Kolonialbauten wie das Jugendstil-Theater, teure Geschäfte und tunesische Cafés. Hier erhebt sich auch die Cathédrale St. Vincent de Paul, in der Schlagersänger Roberto Blanco getauft wurde. Die Wüste mit ihren Nomaden und Kamelen ist 500 Kilometer weit entfernt – das merkt man hier ganz deutlich.
Gewusel in den Gassen der Altstadt
Am westlichen Ende der Avenue sieht es ganz anders aus. Hinter einer alten Stadtmauer liegt die Altstadt, die so genannte Medina: Gewusel, Gassen, Geschäfte, Geruch von Leder, gefälschte Klamotten, holpriges Pflaster, Sonne, Schatten, schnüffelnde Katzen – es ist voll. Und laut. Ganz anders als Bourguiba. Zum Glück reckt sich das Minarett der „Ölbaummoschee“ aus diesem nierenförmigen Labyrinth. Wer kein Muslim ist, darf nur wenig davon sehen, dafür ist der viereckige Turm ziemlich praktisch, um sich zurechtzufinden.
Einen Überblick bekommt man im „Palais d’Orient“ in der Straße „Souk Ellefa“. Das Teppichgeschäft im ehemaligen Palast eines Beys, eines Statthalter des Sultans, hat nicht nur erstklassige und viel zu teure Ware – sondern auch eine Dachterrasse, von der man die ganze Medina sieht. Die Besitzer zeigen Sie gerne, dafür muss man nachher ein paar Teppiche begutachten. Es lohnt sich trotzdem.
Dinieren im Hof der Adel-Absteige
Nur fünf Minuten entfernt, in einem zweiten Bey-Palast in der Rue des Tamis, versteckt sich eines der besten und schönsten tunesischen Restaurants der Stadt: Im „Dar Bel Hadj“ sitzt man im antiken, zehn Meter hohen Hof der Adel-Absteige. Hier wohnte einst der Statthalter mit seinen vier Frauen – die Schlafzimmer sind gleich über den Tischen. Der Boden ist mit Teppichen ausgelegt, die Wände sind voller bunter Kacheln und die Servietten aus Damast. Ein Menü kostet rund 50 Euro pro Person, dafür ist das Essen hervorragend und der einheimische Wein, der ausschließlich in Tunesien getrunken wird, Spitzenklasse.
In den Cafés von Sidi Bou Said ist Tunis am schönsten
Die Weinberge sind schon außerhalb Tunis zu sehen - im Umland der Stadt liegt aber noch eine weitere Perle: Das kleine Fischerdorf Sidi Bou Said war im 13. Jahrhundert wegen seiner islamischen Einsiedler bekannt, im 16. Jahrhundert wegen der schönen Häuser, die maurische Siedler dort erbauten – und Anfang des 20. Jahrhunderts wegen der Besuche der Maler Paul Klee und August Macke, die sich im denkmalgeschützten Dorf niederließen.
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Wer auf einen Pfefferminztee mit Pinienkernen vorbeischaut, weiß, was die Maler, Mauren und Eremiten anzog: Hier, hoch überm Meer, ist Tunis am schönsten: Kopfsteinpflaster, weiße Häuser mit blauen Türen und Fensterläden, ein Yachthafen und von Bougainvillea umrankte Villen. Bis in die Nacht sitzen Touristen und Einheimischen im Café des Nattes („Mattencafé“) oder genießen die letzten rot-orangen Strahlen der untergehenden Sonne im Café Vista. Und das alles ist nur drei Stunden von München entfernt. Viel zu nah, um nein zu sagen.
Thomas Gautier
Partnerland der Reisemesse Free 2010
70000 Bayern fliegen jährlich von München nach Tunesien - dort legen sie sich an den Strand, besuchen eine der acht tunesischen Weltkulturerbe-Stätten oder reiten auf Kamelen durch die Wüste. Im nächsten Jahr ist Tunesien als erster außereuropäischer Staat Partnerland der Reisemesse Free 2010 auf dem Messegeländer. Die ehemalige C-B-R öffnet vom 18. bis 22. Februar. In sieben Hallen finden die Besucher Schwerpunktthemen wie Caravaning, Reisen, Sport & Outdoor, Gesundheit & Wellness, Boote, Wassersport und das Segment Pferd. Mit dabei sind die Sonderthemen "Grünes Reisen" für umweltfreundliche Trips und "Reisen auf dem Wasser". Der Eintritt kostet 11,50 Euro, für Kinder bis 6 Jahre ist er gratis (Öffnungszeiten 10 bis 18 Uhr). Wer ein Online-Ticket auf www.free-muenchen.de kauft, fährt kostenlos mit dem MVV zur Messe und nimmt außerdem auch noc an einem Gewinnspiel teil.