Locker vom Höcker
Immer mehr Bauernhöfe halten Lamas statt Kühen oder Schweinen und bieten damit Aktivangebote vom Schnupperwandern bis zum Lama-Malkurs.
Die spucken doch. Das fragt natürlich erst mal jeder. Aber Lamas sind in Wirklichkeit ganz ruhige und tierliebe Haustiere. Durch ihr freundliches Wesen wirken sie auf den Menschen ausgleichend und entspannend. Neuerdings verbreiten sich die genügsamen Tiere auch in Deutschland immer mehr. Bundesweit werden mittlerweile rund 5000 Lamas gehalten. Begegnen kann man ihnen auf die unterschiedlichste Art und Weise.
Oft sind es Landwirte, die sich mit der Lamazucht ein Zubrot verdienen. Wie Christa und Daniel Frick aus Nesselwang, die auf ihrem Hof neben einem Dutzend Pferden, einigen Pensionskühen und zwei Katzen auch zwölf Lamas halten. Wer auf dem "Lama-Erlebnishof" sein Ferienquartier bezieht, der kann bei der Mitarbeit den Alltag der südamerikanischen Tiere hautnah erleben. Dazu werden Lamawanderungen von einer Stunde bis zur Tagestour angeboten. Bei einem Aufenthalt ab sieben Tagen ist eine Wanderung im Preis enthalten.
Mit Lamas durch die Allgäuer Bergwelt
"Für Kinder sind Lamas ideale Begleiter, weil sie nicht beißen oder austreten, wie es Esel manchmal tun", erklärt Klaus Eberle aus Fischen im Allgäu die Vorzüge der Tiere. Zweimal in der Woche bietet Eberles Unternehmen "Lama-Bewegung" geführte Touren an: Montags um 14 Uhr steht eine zweistündige Schnupperwanderung auf dem Programm, dienstagnachmittags findet ein Halbtagesausflug statt (Preise 15 bzw. 29 Euro pro Teilnehmer). Daneben organisiert Eberle im Sommer und Herbst insgesamt vier spannende Zweitages-Trekkings in die Allgäuer Bergwelt. Unterwegs wird in einer Berghütte übernachtet. Die Tour kostet 99 Euro für Erwachsene und 49 für Kinder bis zwölf Jahre.
Auf Tour mit dem „Lama-Papst“
Im Unterschied zum Trekking mit Pferden, Eseln oder Kamelen dienen Lamas den Wanderern ausschließlich als Gepäckträger. Reiten kann man auf ihnen nicht. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um einen Schnupperspaziergang handelt oder um eine mehrtägige Tour, wie sie der Veranstalter Rhön-Lama anbietet. Fünf Tage lang streifen die Gäste von "Lama-Papst" Johannes Nüdling, der als einer der ersten das Lama-Trekking nach Deutschland brachte, über das Hochplateau der Rhön. Unterwegs genießen die Lama-Wanderer außer der meditativen Ruhe, die von den Tieren ausgeht, Ausblicke zum Thüringer Wald, zum Vogelsberg und zum Taunus sowie die Köstlichkeiten der Rhöner Küche. Abwechslung bringen der Besuch eines privaten Goethe-Museums sowie eine Brauereibesichtigung inklusive Verkostung. Die Tour mit Tagesetappen zwischen zwölf und 17 Kilometern kostet 389 Euro inklusive Übernachtungen mit Frühstück. Darüber hinaus bietet Johannes Nübling diverse Zweitagestouren an, die auch für Kinder gut zu schaffen sind.
Zottelige Freunde
Kreativität und Tierliebe lassen sich auf dem Märkischen Lamahof von Anita Selig-Smith in Mittenwalde verbinden. Die begeisterte Lama-Züchterin bietet auf ihrem Hof in der Nähe von Berlin neben Lamawanderungen auch Kurse im Spinnen, Färben und Filzen an. Bei ihren Malkursen nach der Bob-Ross-Methode stehen die Lamas den Hobbykünstlern bereitwillig Modell. Eine kurze Wanderung ist im Programm enthalten, gemalt wird mitten auf der Lamaweide. Inklusive Picknick oder Grillen auf der Weide sowie allen nötigen Materialien kostet der etwa acht Stunden dauernde Kurs 135 Euro.
Wer bei so viel Lama-Erlebnis womöglich auf die Idee kommt, sich so einen zotteligen Freund als Haustier zuzulegen, der kann bei Pichincha-Llamas in Kaufbeuren in einem eintägigen Kurs lernen, was er dabei beachten muss. 130 Tiere tummeln sich auf dem 800 Meter hoch vor den Allgäuer Alpen gelegenen Zuchthof von Walter Egen. Den Kursschwerpunkt bildet der praktische Umgang mit Lamas und den etwas kleineren Alpakas. Die Teilnehmer lernen, wie man die Tiere einfängt und halftert, wie man ihnen die Zehennägel schneidet und die Wolle schert. Der Kurs findet einmal im Monat statt und kostet 110 Euro.
Die Tiere zum Spucken abzurichten, ist übrigens nicht Kursinhalt. "Lamas können natürlich spucken. Aber das machen sie bei Rangkämpfen oder wenn sie futterneidisch sind oder wenn Stuten ihre Jungen verteidigen ", erklärt Züchter Egen. "Auf Menschen wird nicht gespuckt."
Rudi Stallein
Weitere informationen
Lama-Erlebnishof, Daniel Frick, Gschwend 12, 87484 Nesselwang, Telefon 08361/643, www.nesselwang-lamas.de
Lama-Bewegung, Klaus Eberle, Jägersberg 4, 87538 Fischen, Telefon 08322/9871477, www.lama-bewegung.de
Rhön-Lamas, Ludwig-Nüdling-Weg 16, 36163 Poppenhausen, Telefon 06658/1600, www.rhoenlamas.de
Märkischer Lamahof Zadik-Lamas, Freiherr-von-Loeben-Str. 2, 15749 Mittenwalde OT Schenkendorf, Telefon 03375/524502, www.zadik-lamas.de
Pichincha Llamas Lamazucht, Alte Steige 34, 87600 Kaufbeuren, Telefon 08341/73318, www.pichincha-llamas.de
Zahlreiche Anbieter von Lamatouren in ganz Deutschland bietet die Homepage des Lamatrekking-Netzwerks. Dort finden Interessierte 24 Adressen zwischen Brandenburg und Alpen sowie weitere Anbieter in Österreich, in der Schweiz und in Italien.
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