Labsal für Leib und Seele

Wo sagt man Ihnen, dass Sie immer jünger werden? Auf einer Kur in Italiens berühmtestem Heilbad.
von  Abendzeitung
Drei Becken für das Bad im wohlig-warmen Thermalwasser
Drei Becken für das Bad im wohlig-warmen Thermalwasser © srt

Abano Terme - Wo sagt man Ihnen, dass Sie immer jünger werden? Auf einer Kur in Italiens berühmtestem Heilbad.

Es ist sieben Uhr in der Früh, du schläfst noch tief und fest, du bist ja schließlich im Urlaub. Da schrillt das Telefon neben dem Bett, eine freundliche Männerstimme verkündet kurz und knapp "Buon Giorno, Fango!" Du hast gerade noch genug Zeit, kurz in den Spiegel zu schauen, einen Bademantel anzuziehen und mit dem Hotellift runter in die Badeabteilung des Hotels zu fahren. Auf dem Weg dorthin begegnen dir weitere, in weiße Bademäntel gehüllte Gestalten, die sich alle wenig später in einem der vielen zellenartigen Räume in eine heiße, graue Pampe legen und, wie Mumien in Tücher eingewickelt, still vor sich hin schwitzen. In dem Gefühl, Gutes für die Gelenke und die Gesundheit zu tun.

Heißer Schlamm hilft dem lädierten Rücken

Fango-Kur heißt das, hat eine lange Tradition im italienischen Veneto und durchaus Erfolg bei der Heilung diverser "Wehwechen". Und auch wir hatten uns nach einem langen Winter mit unzähligen rasanten Skiabfahrten und den daraus resultierenden "Zipperlein" am Rücken dazu entschlossen, dem Schmerz mit Schlamm zu Leibe zu rücken. Schließlich ist die heilende Wirkung des Fango mittlerweile auch von renommierten Wissenschaftlern bestätigt.

Zu Hause hatten sich Freunde und Bekannte ihren Spott allerdings nicht ganz verkneifen können: "Ihr fahrt nach Abano? So alt seid ihr doch noch gar nicht." Nun gut, im Vier-Sterne-Hotel "Ariston Molino Buja" in Abano Terme zählen wir trotz unseres durchaus reiferen Alters noch zu den jüngeren Gästen. Ähnlich wie auch das gleichzeitig angereiste Pärchen aus Hamburg, das wohl eher auf einen mondänen Wellnessurlaub als auf Kur eingestellt war. "Ich lauf doch nicht im Bademantel durchs Hotel," moserte er und sie fragte besorgt, ob man sich denn wirklich nackt, womöglich vor den Augen eines Mannes, in den Fango-Schlamm legen müsse. Das käme nämlich für sie auf keinen Fall in Frage.

Erstaunliche Wandlung

Doch beide machen – wie auch wir – im Lauf einer Woche eine erstaunliche Wandlung durch. Das frühmorgendliche Telefon-Kommando "Buon Giorno, Fango" wird schnell zur Gewohnheit, die Schwitzkur im Schlamm, das anschließende Bad im wohlig-warmen Thermalwasser und schließlich die entspannende Massage danach geraten zur Wellness pur. Dem kann sich schließlich auch die "g'schamige" Hamburgerin nicht ganz verschließen. Gekrönt wird das Ganze durch die zweimal täglich zur Höchstform auflaufende Hotelküche, die anfängliche Fluchtgedanken in nahe Restaurants rasch überflüssig macht.

Überraschung dann beim Spaziergang durch den riesigen und bereits in voller Blüte stehenden Park des Hotels, in dem sich auch die drei großen mit Thermalwasser gefüllten Schwimmbecken befinden. Geschwommen wird hier wenig, die Gäste ziehen es vor, bewegungslos im warmen Wasser zu liegen und dabei gelegentlich Informationen über ihre jeweiligen Zipperlein auszutauschen.

Qi Gong im Park

Etwas mehr Bewegung entdeckt man in einer versteckten Ecke des Parks. Eine Gruppe von Frauen macht Bewegungen, die aussehen, als ob sie dem heimlichen Beobachter winken würden. Tun sie aber nicht. Qi Gong heißt die Gymnastik mit Armen, Beinen und Händen im Zeitlupen-Tempo, ist Teil der traditionellen chinesischen Medizin und soll die "Ströme der Lebensenergie" (das "Qi") im Körper harmonisieren. "Vorturnerin" Renate aus München schwört seit Jahren auf die uralte chinesische Technik, die das "allgemeine Wohlbefinden" fördern, die Teilnehmer konzentrierter, wacher und gelassener werden lassen soll. Das anfänglich so skeptische Hamburger Pärchen jedenfalls scheint davon überzeugt zu sein und macht konzentriert die einzelnen Übungen mit.

Schon die alten Römer liebten Abano

Eine angenehme Folge des frühen Fango-"Kommandos" ist die Tatsache, dass man bereits um zwölf Uhr alle Kur- und Wellness-Übungen einschließlich Qi Gong hinter sich und den Rest des Tages noch vor sich hat. Während ein Spaziergang im bereits von den alten Römern geliebten Kurort Abano (110 Hotels mit insgesamt 5000 Betten) eher reizlos ist, sind Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung umso attraktiver. Speziell die grünen Euganeischen Hügel, vulkanischen Ursprungs und "Lieferant" des heißen Thermalwassers für die Kurorte Abano Terme und Montegrotto, sind unbedingt mehrere Ausflüge wert. Urige Weingüter, Jahrhunderte alte Klöster und Kirchen sowie einsame Bergdörfer mit gemütlichen Trattorien sind jeden Kilometer auf den teils steilen und engen Bergsträßchen wert. Sportler steigen hier aufs Rennrad und sind garantiert nicht allein, denn das Radeln mit den sportlichen Flitzern ist in Italien Volkssport . Ein "Muss" für jeden Urlauber sind natürlich Besuche in den nahen, wunderschönen alten Städten Padua, Verona und Venedig, denn: So viel Kultur gibt`s sonst bei keiner Kur.

Günter Reimann

Service Abano Terme

Anreise: Den bereits bei den alten Römern beliebten Thermal-Kurort Abano Terme erreicht man von München aus über die Autobahn Richtung Venedig (Ausfahrt Padova Ovest) in etwa fünf Stunden.

Fango: Jedes Kurhotel verfügt über seine eigenen Thermalbäder und Kurabteilungen mit Fangobecken, die unter der Kontrolle der Universität von Padua stehen. Der Fango wird aus dem Grund zweier Seen zu Füßen der vulkanischen Hügel gewonnen, reift etwa zwei Monate in den mit fast 90 Grad heißem Thermalwasser gefüllten Fangobecken der Kurhotels und entfaltet dabei seine einzigartigen therapeutischen Eigenschaften. Um die Einzigartigkeit des Euganeischen Fango zu schützen, meldeten die italienischen Wissenschaftler sogar ein entsprechendes Patent beim Europäischen Patentamt an.

Unterkunft: Das bereits in dritter Generation im Familienbesitz befindliche Vier-Sterne-Hotel Ariston Molino findet man am besten, wenn man den Schildern "Hotel-Ring" folgt. Ein 6-Tage-Intensivprogramm "Fango & Wellness All Inclusive" kostet im Hotel Ariston Molino ab 626 Euro. An bestimmten Terminen ist auch ein Qi-Gong-Kurs inklusive. Informationen bei Touristik Service Renate Drescher, Stahlgruberring 36, München. Telefon 089/222488, www.abanoterme.de

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