Kinderglück am Attersee

Am größten See des Salzkammerguts, dem Attersee, lässt sich allerhand Kurioses entdecken.
von  Claudia Bell aus Unterach am Attersee

Unterach am Attersee - Liesl blinzelt neugierig in Richtung Tür und schnuppert zaghaft an Amelies ausgestreckter Hand. Pudrig weich ist die Schnute der weißen Ziege. Die 14-Jährige ist entzückt, genauso wie ihr zwölf Jahre alter Bruder Laurenz; Beide sind an diesem Tag zu Gast bei Annemarie Wiedlroither, die den Kindern ihre weißbehaarten Ziegen zeigt und obendrein erklärt, wie man Käse aus der Milch der Tiere herstellt. Ziegenkäse ist in der Regel nicht jedermanns Geschmack; dass er aber durchaus auch sahnig und ganz und gar nicht typisch nach Ziege schmecken kann, beweist Bäuerin Annemarie.

Auf ihrem Tremlhof, den sie gemeinsam mit ihrem Mann Josef in Unterach am Attersee bewirtschaftet, hält sie etwa 20 Ziegen. „Vor zwölf Jahren sind wir von Rindern auf Ziegen umgestiegen, weil unsere Kinder die Kuhmilch nicht vertragen haben“, erzählt die 43-Jährige. Außerdem seien Ziegen pflegeleichter, auch wenn sie bisweilen mindestens genauso zickig wie Kühe seien und ihrem Namen alle Ehre machten. Doch Laurenz und Amelie freunden sich schnell mit den meckernden weißen Tieren an und lauschen kurz darauf gespannt den Erklärungen der Bäuerin. „Zunächst wird die Milch erhitzt, dann wird Lab zugesetzt, damit die Milch anfangen kann zu arbeiten“, erklärt sie. Der am Ende geronnene Käse wird dann mit Ziegenkäsegewürz schmackhaft gemacht. Bei der Herstellung von Annemaries berühmten „Ziegenkäse-Torten“ dürfen Amelie und Laurenz mithelfen: Die bereits fertig gerollten Käsebällchen werden vorsichtig von den Kinderhänden in Paprikapulver, Rosmarin oder einer Pfeffermischung gewälzt. Beim Biss in das mit dem Käse bestrichene Bauernbrot kommt das Aha-Erlebnis: „Der Käse schmeckt ja gar nicht nach Ziege“, sagt Amelie erstaunt. Und selbst ihr Bruder, der sich gerne zurückhält, wenn es darum geht, etwas Neues zu probieren, kaut tapfer. Eine Führung auf dem Tremlhof ist nicht das Einzige, was sich die Touristiker am Attersee für Familien einfallen lassen. So ist etwa auch der Wildholzweg ein Erlebnis.

Berühmt ist der See für seinen streng geschützten Perlfisch

„Bäume begreifen und erleben“ ist das Motto der zwölf liebevoll gestalteten Stationen zwischen dem kleinen Örtchen Nußdorf und dem wunderschönen, etwa einen Kilometer entfernten Aussichtspunkt Pfarrer Salettl. Nur 25 Minuten dauert die kleine Wanderung zunächst durch den Ort und weiter durch den Wald. An mehreren Stationen werden verschiedene Baumarten ebenso erläutert wie die Herstellung von Schreinerarbeiten mit unterschiedlichen Hölzern. Spannend für die Kinder sind der Erlebnis­parcours mit Seilbahn, der kleine und völlig ungefährliche Stollen oder auch das aus Holz gestaltete Spiel Vier gewinnt, an dem sich die kleinen und großen Wanderer mitten im Wald versuchen können. An dem Wochenende, an dem Amelie und Laurenz durch den Wald toben, ist das Wetter nicht besonders gut aufgelegt. „Das ist der typische Salzburger Schnürlregen, unter dem wir leider häufiger zu leiden haben“, sagt Fremdenführer Alwis Wiener.

Zum Baden ist es zu kalt - gleichwohl herrscht im Sommer eine gleichmäßige Temperatur von 22 Grad im Attersee. Neben Badefreuden hat die Gegend um den größten See des Salzkammerguts einiges für Naturliebhaber, aber auch für Kulturbeflissene zu bieten. Berühmt ist der See nicht nur wegen seines extrem sauberen Wassers und für seinen streng geschützten Perlfisch, sondern auch wegen seiner prominenten Besucher, die im Lauf der Jahre ihre Sommerfrische dort verbrachten. Gustav Mahler etwa war regelmäßig zu Gast und komponierte in Steinbach am See seine 3. Sinfonie. Der wohl berühmteste Attersee-Fan dürfte aber wohl Österreichs größter Maler Gustav Klimt (1862-1918) sein. „In diesem Bootshaus saß er oft und suchte Motive für seine Bilder“, erzählt Alwis Wiener. Und weil hier am Attersee der überwiegende Teil seiner über 50 bekannten Landschaftsbilder entstand, wird dem Künstler seit kurzem mit einem neuen Gustav-Klimt-Zentrum in Schörfling gehuldigt.


Anreise
Mit der Bahn: Westbahn und Anschlussmöglichkeit in Attnang-Puchheim oder Salzburg, von dort gibt es eine Busverbindung zum Attersee. Mit dem Flugzeug: Ab Frankfurt bis Linz mit Luft­hansa ( www.lufthansa.com ) und Austrian Airlines ab 257 Euro, nach Salzburg ab 345 Euro.

Unterkunft
Etwa 30 Bauernhöfe rund um den Attersee vermieten Zimmer und Apartments. Nußbaumer-Hof in Nußdorf am Attersee, Telefon: 0043/76 66 / 83 31, www.familie-nussbaumer.jimdo.com . Bauernhof Leitner in Weyregg, Telefon: 0043/ 76 64 / 23 97, www.mein-bauernhofurlaub.com. Bauernhof Seidl in Straß, Telefon 00 43 / 76 67 / 63 70, www.attergau.at .

Allgemeine Informationen
www.urlaubambauernhof.at
www.attersee.at

Attersee-Schifffahrt, www.atterseeschifffahrt.at ,

Gustav Klimt Centre: www.klimt-am-attersee.at

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall eine Schiffsfahrt auf dem Attersee unternehmen.
Auf keinen Fall sollten Sie am Ufer des Attersees auf Perlfisch-Jagd gehen; der Fisch gehört zu den geschützten Arten.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.