Katastrophe auf Knopfdruck

Jetzt haben wir den Salat. Gerade leitet der Kapitän den Landeanflug auf Hannover ein, als ihm vom Instrumenten-Pannel unheilvoll ein Warnsignal entgegen blinkt: Das linke der drei Fahrwerke lässt sich nicht ausfahren.
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Pilotenausbildung im Flugsimulator, Foto: Pro Toura
srt Pilotenausbildung im Flugsimulator, Foto: Pro Toura

Berlin - Jetzt haben wir den Salat. Gerade leitet der Kapitän den Landeanflug auf Hannover ein, als ihm vom Instrumenten-Pannel unheilvoll ein Warnsignal entgegen blinkt: Das linke der drei Fahrwerke lässt sich nicht ausfahren.

Der Störfall wird sofort dem Tower gemeldet, während der Copilot versucht, das klemmende Fahrwerk mit einem unter einer Bodenklappe verborgenen Hebel manuell auszulösen. Leider vergeblich. Jetzt gilt es, eine Entscheidung zu treffen. Die einzig mögliche ist, das Flugzeug auf nur zwei Fahrwerken zu landen. Unerträglich spannende Momente, als die Landebahn immer näher kommt und auf dem Display in großen Ziffern der Countdown beginnt. Zehn, neun, acht ... dann setzt die Boeing 737 auf und bremst scharf ab. Die Katastrophe ist abgewendet. Das liegt nicht nur am Geschick des Piloten, sondern vor allem an der Tatsache, das die technische Panne nur simuliert war.

Extremsituatinen bewältigen schafft Vertrauen

Im Simulator des Lufthansa-Flight Training Centers am Flughafengelände Berlin-Schönefeld meistern an diesem Samstagnachmittag zwei Piloten eine bedrohliche Notfallsituation nach der anderen. Bei diesem regelmäßigen Ausbildungsprogramm im Flugsimulator, dem sogenannte Recurrent Training, werden Situationen durchgespielt, die real Gott sei Dank höchst selten vorkommen: Triebwerksausfälle, Landung bei extrem schlechten Wetter oder Feuer an Bord. Durch die ständige Konfrontation mit solchen Extremsituationen gewinnen die Piloten die Routine und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Wo Berufspiloten Notfälle durchspielen, wird auch für fluginteressierte Normalbürger der Traum vom Fliegen wahr. In verschiedenen Flugzeugtypen, von der Piper Cheyenne bis zum Jumbo B747, können Hobbypiloten risikofrei durch die Welt fliegen. Bei der Agentur Pro Flight kann man das simulierte Flugabenteuer buchen (oder verschenken), ob in Berlin, Bremen, Frankfurt, Wien - oder ab diesem Frühsommer in München.

Ein entsetzliches Geräusch dringt durchs Cockpit

Bei unserer Landung mit nur zwei statt drei Fahrwerken ist das Happy End noch nicht in Sicht. Der kritische Moment kommt, als die Maschine bei abnehmender Geschwindigkeit nach links kippt. Ein entsetzliches Geräusch dringt durch das Cockpit, als das Flugzeug zur Seite sackt und 200 Meter weit mit dem linken Tragflügel die Landebahn entlang schrammt, bevor es endgültig zum Stehen kommt. Glück gehabt. Uff.

Der Flugsimulator bietet High Tech von höchster Güte. Jede Bewegung, jedes Geräusch des Flugzeugs kann perfekt simuliert werden. Hinter den beiden Piloten sitzt der Ausbildungsleiter des Simulatortrainings. Mit seinem seitlich an der Wand angebrachten Computer kann er ein bisschen lieber Gott spielen, kann Windstärke, Windrichtung, Regen, Sicht und eine Auswahl aus rund 100 Flughäfen eingeben. Und er kann bestimmen, welches Schlamassel die Piloten als nächstes ausbaden. Diesmal ist ein Klassiker dran: Triebwerksausfall, gleich nach dem Start auf dem Flug von Frankfurt nach Salzburg. Bei Mistwetter mit Sturmböen, peitschendem Regen und miserabler Sicht. Die Turbinen heulen auf. Das Flugzeug beschleunigt und hebt ab zum nächsten Unglücksflug. Dabei fällt auf, dass der Simulator doch nicht alles simulieren kann: Das Knacken in den Ohren fehlt. Weitere Informationen: Simulatorflüge kann man über www.proflight.com buchen

Brigitte von Imhof

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