Karneval von Cadiz bis Patras
Santa Cruz - Feuerspektakel und Orangenschlacht statt Pappnase und Tröte - die besten Plätze und die außergewöhnlichsten Faschingsveranstaltungen.
Teneriffa: Samba und Federboas Warum nach Rio fliegen - Teneriffa ist nicht weniger fantastisch! Mehrere Monate arbeiten fleißige Hände in Santa Cruz, um Kostüme und Wagen zu schmücken. Los geht's dann mit der Wahl der Karnevalskönigin. Höhepunkt ist der "Coso": ein Riesenspektakel von Tanz- und Musikgruppen. In Puerto de la Cruz lacht man über den Stöckelschuhlauf: Als Frauen verkleidete Männer müssen einen Parcours bewältigen. Offiziell zu Ende geht der Karneval mit der "Beerdigung der Sardine" in einem feierlichen Trauerzug am Aschermittwoch. Aber in Wirklichkeit wird bis zum Samstag weiter gefeiert.
Spanien: Cádiz - Fest auf der Straße
Spät, aber bunt und laut: Die andalusische Stadt Cádiz dreht erst am Sonntag nach Aschermittwoch richtig auf. Vollgepackt mit Flamencotänzern, Sambagirls und afrikanischen Rhythmusbands rollen die Festwagen durch die Innenstadt, es wird getanzt und gesungen, dass die historischen Gassen hallen. Der Platz vor der Kathedrale bebt, wenn abends die "Cabalgata del humor" durch die Straßen zieht. Und zum Essen gibt eine stachlige Spezialität: Seeigel.
Madeira: Windbeutel und Spaßparade
Dieser Karneval ist einer der schönsten der Welt: Am 13. Februar schiebt sich der große Allegorische Festzug in der Hauptstadt Funchal vom Praça da Autonomia bis zum Praça di Municipio. Die rund 1500 Teilnehmer tanzen in prächtigen, farbenfrohen Kostümen zu wilden Samba-Rhythmen an den ausgelassenen Menschenmengen vorbei. Typische Spezialitäten sind "Malassado", ein deftiges Eiergericht, und Windbeutel.
Italien: Orangenschlacht in Ivrea
In Köln wirft man mit Kamellen, in Italien mit Orangen. Höhepunkt des Carnevale Storico in Ivrea bei Turin ist die "Battaglia delle Arance", die Orangenschlacht. Kostümierte Südfrüchte-Ritter bewerfen sich dabei mit mehreren hundert Tonnen Orangen. Die Tradition geht bis in das 19. Jahrhundert zurück. Die Orangenschlacht findet in diesem Jahr vom 14. bis zum 16. Februar statt.
Frankreich: Blumen für Nizza
Ausgelassene 14 Tage lang feiert man an der Cote d'Azur. Das diesjährige Thema: "Der König des blauen Planeten" steht ganz im Zeichen des Umweltschutzes. Ein Volksfest bleibt der Karneval von Nizza trotzdem: Hunderttausende Gladiolen, Chrysanthemen und Mimosen schmücken die Festwagen auf der Promenade des Anglais. Mit einem gigantischen Feuerwerk endet das Fest - davor aber tritt der "König" seinen letzten Gang an, er führt ihn traditionsgemäß auf einen Scheiterhaufen am Strand.
Griechenland: Patras haut auf die Pauke
Patras heißt Griechenlands Narrenhochburg. Fast 20000 Patraer schunkeln organisiert in einem Karnevalsverein, beim großen Umzug am Faschingssonntag jubeln Hunderttausende der kilometerlangen Parade zu. An jedem noch so kleinen Platz ertönen Samba-Klänge, und Hunderte von Ständen verkaufen Süßigkeiten. 2010 fallen übrigens katholische und orthodoxe Ostern zusammen, so feiert man den Karneval gleichzeitig.
Malta: Karneval der Lebensfreude
Auch in Maltas Hauptstadt Valetta hauen die Narren zu Fastnacht tief in den Schminktopf. Bei frühlingshaften Temperaturen kann man beim "Karnival ta' Malta" bunte Paraden, farbenfrohe Kostüme und fantasievoll dekorierte Wagen bestaunen. Von früh bis spät wird mit Tanzwettbewerben für Kinder und Erwachsene, Musikparaden und ausgelassenen Straßenpartys gefeiert. Beim Grand Festival, das in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindet, wird am 21. Februar die Nacht zum Tag gemacht und bis in die Morgenstunden getanzt.
Gozo: Der stille Karneval
Auf ganz besondere, fast nachdenkliche Weise wird die närrische Zeit auf der Nachbarinsel Gozo begangen. In der Stadt Nadur, die vor einigen Jahren zur Karnevals-Weltstadt gekürt wurde, findet der sogenannte "stille Karneval" statt: Obwohl es auch dort genug fröhliches Getöse gibt, ziehen die Teilnehmer um unerkannt zu bleiben wortlos und mit gruselig-schrillen Masken und selbst gemachten Kostümen durch die Straßen.
Hans-Werner Rodrian
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