"In" wie nie: Die Top 5 der Adria
Rimini - Früher war die italienische Adria-Küste als Teutonengrill verschrien. Doch das ist lange her. Einen Kulturtrip nach Ravenna unternehmen, Vögel im Naturpark beobachten oder klassische Musik am Strand genießen? Die 110 Kilometer lange Küstenregion hat alles zu bieten - nächtelanges Feiern inklusive.
Vor allem Rimini ist derzeit "in" wie nie. Eine Zeit lang war es ruhig um das Lieblingsziel der Petticoat- und VW-Käfer-Generation. Doch jetzt ist Rimini wieder voll da. Besonders die Jugend hat den Charme der kleinen Familienpensionen in Verbindung mit dme 19-Eruo-Billigflugticket entdeckt - und findet in Rimini eine perfekte Vergnügungsmaschinerie. "Rimini ist Europas Vergnügungshauptstadt", erklärt zwei Stunden nach Mitternacht Roberto, Mitarbeiter des Disco-Busdienstes Blue Line, der Nachtwschärmer zwischen elf Uhr abends und fünf Uhr früh von einem Tanzschuppen zum anderen fährt. "Man" lässt sich in der Monumentaldisco "Byblos" sehen, danach vielleicht im "Pascia" und wechselt schließlich ins "Paradiso", das ganz in Marmor und weißem Leder gehalten ist. In die Familien-Disco "Rimini Rimini Rimini" kann man übrigens auch Picknickkorb udn Kinder mitnehmen. www.riminiturismo.it
Cesenatico: Klassische Klänge am Mittelmeer
Am frühen Morgen zeigen Strand und Meer ein anderes, ruhiges Gesicht. Wie es klingt, wenn sich das Geräusch der Wellen mit dem Klang einer Klarinette oder Geige vermischt, erfahren Musik-Fans in Cesenatico. Am Anfang waren die Concerti all' alba, Konzerte bei Sonnenaufgang, ein Experiment. Doch die Kammermusik am Meer war so erfolgreich, dass immer mehr Besucher kamen, sich einfach auf ein Handtuch in den Sand setzten und zuhörten. Später dann ist der Strand wieder das, was er auch gut kann: ein Ort der Kommunikation. Und die darf in Italien ruhig mal das Geräusch der Wellen übertönen.
Delta del Po - ein ganz besonderes Feuchtgebiet
"Die Abwechslung ist das große Markenzeichen der Emilia Romagna", sagt Georg Sobbe und blickt durch sein Fernrohr. Der Naturführer steht auf einem Boot mitten im Parco Delta del Po und beobachtet Vögel. 52000 Hektar groß ist der Naturpark und reicht von Goro im Norden bis zu den Salinen von Cervia im Süden. Etwa ein Viertel der Fläche ist Wasser. 367 Vogelarten leben hier und ziehen immer mehr so genannte Birdwatcher an. Sie kommen, um die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten und sehen, wie Haubentaucher energisch die Köpfe ins Wasser schwingen oder Silberreiher Holzpfähle bewachen, die zu Hunderten aus dem flachen Wasser ragen. Mit etwas Glück kann man auf dem Weg durch die Natur auch die Fischer beobachten, die auf den Verandas ihrer Hütten sitzen und dort mit einem Hebel die Fangnetze aus dem Wasser ziehen. Sie sind fast so selten, wie manche Vogelart: Nur noch acht von ehemals 150 Fischerhütten sind erhalten. Exkursionen, Birdwatching und weitere Infos: www.ildeltadelpo.it, www.birdingitaly.net, www.parcodeltapo.it
Singita: Strand der Zukunft
Sechs Holzbadekabinen und 350 Besucher - so fing 1843 die Badekultur an der Adria an. Heute gibt es fast 1500 Strandbäder in der Emilia Romagna. Und diese Bagni bieten oft mehr als einen Platz am Wasser: Sauna und Whirlpool, Yogakurse, Sonnenliegen, die mit Spezialstoff vor schädlicher UV-Strahlung schützen und Strandbars mit Internet-Anschluss. Der Strand - für die Italiener eine eigene Religion, die nicht oft genug zelebriert werden kann. Am lässigsten geht das im Strandbad Singita in Marina di Ravenna: Dort kann man auf Baldachin-Doppelbetten dösen und den Aperitif direkt am Strand genießen. Und wer das Gefühl von Sommer am Strand mit nach Hause nehmen will, kauft sich eine Brandina. Die Taschen werden aus dem gleichen Material wie die gleichnamigen Strandliegen hergestellt. Und sind noch ein echter Geheimtipp. Infos: Webcams der Strände der Region unter www.meteoindiretta.it. Infos über das Singita und die Brandina: www.singita.it, www.brandinatheoriginal.it
Ravenna: Byzantinische Kunst und Kultur
Dass die Küste der Emilia Romagna neben Sonne, Salz und Meer auch Kultur bietet, beweist die Küstenstadt Ravenna. Gleich acht ihrer frühchristlichen Denkmäler erklärte die Unesco zum Weltkulturerbe. Stadtführerin Maria Laghi hat es eilig. Das mag daran liegen, dass es in Ravenna einfach viel zu sehen gibt. Und so steuert sie die Basilika San Vitale mit energischen Schritten an, doch lange hält es sie nicht vor dem achteckigen Bau. Denn er verbirgt seine wahren Schätze im Inneren: farbenprächtige Mosaike. "In Ravenna muss man nach oben schauen", sagt Maria. Wer die ältesten Mosaiken der Stadt an der Decke des Mausoleums der römischen Kaiserin Galla Placidia betrachtet, weiß warum. Die bunten Steinchen stellen ein Himmelsgewölbe mit Sternen dar. Sie sind in verschiedenen Winkeln zueinander angeordnet und die Wirkung der Darstellungen verändert sich je nach Perspektive. Ein Erlebnis. Maria ist so verzückt, als ob sie die Mosaike zum ersten Mal sehen würde. "Wenn man nach oben blickt und sich dreht, ist es, als ob die Sterne leuchten." Byyzantinische Mosaikkunst in der Basilika San Vitale und der Kirche San Apollinare in Ravenna: Mehr Infos unter www.turismo.ravenna.it
Verena Duregger
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