Im Bann der Bäume

1000-jähige Eichen und sagenhafte Linden - Bäume symbolisieren Kraft und Beständigkeit. Sechs knorrige Typen stellen wir vor.
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Femeiche in Raesfeld, Foto: Gemeinde Raesfeld
srt 3 Femeiche in Raesfeld, Foto: Gemeinde Raesfeld
Dicke Linde, Foto: heedeems.de
srt 3 Dicke Linde, Foto: heedeems.de
Bräutigamseiche: Ein Astloch als Postkasten, Foto: PR
srt 3 Bräutigamseiche: Ein Astloch als Postkasten, Foto: PR

1000-jähige Eichen und sagenhafte Linden - Bäume symbolisieren Kraft und Beständigkeit. Sechs knorrige Typen stellen wir vor.

In früheren Zeiten waren sie Mittelpunkt des Dorflebens, dienten als Gerichtsplatz und Treffpunkt für Verliebte. Heute faszinieren altehrwürdige Baumveteranen als Naturdenkmal, Wahrzeichen, Kunstobjekt oder magischer Kraftplatz. Zum "Tag des Baumes" am vergangenen Sonntag stellen wir die eindrucksvollsten Bäume Deutschlands vor.

Frühstück im hohlen Baum

Als ältester Baum zwischen Alpen und Nordsee gilt die Femeiche in Erle bei Raesfeld im Münsterland, die manchen Quellen zufolge bereits vor 1500 Jahren als heidnische Kultstätte gedient haben soll. Bis 1589 wurden unter der Eiche Femegerichte über Mörder und Räuber gehalten - daher der Name der Eiche. Belegt ist auch, dass der spätere König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen bei einem Truppenbesuch 1819 mit zwei Generälen im geräumigen Hohlraum des Stammes frühstückte. Die Jahrhunderte haben dem Baum allerdings ziemlich zugesetzt: Der mit zwölf Metern Umfang mächtige Stamm ist durchlöchert, ein Zaun schützt die gestützten Äste des Baumveteranen (www.gemeinde-raesfeld.de). Raesfeld, Münsterland

Die Eiche mit der Gruft

Ein ähnliches Bild bietet eine im Volksmund "Tausendjährige" genannte Eiche in Nöbdenitz im Altenburger Land in Thüringen. Die Stieleiche wird durch Eisenringe zusammengehalten. Dennoch grünt sie jedes Jahr und trägt im Herbst Früchte. Dazu birgt sie ein makabres Geheimnis: 1824 ließ sich ein Minister in einer gemauerten Gruft in der Eiche begraben. Der Hohlraum der Grabeiche wurde als Andachtsort benutzt, eine eiserne Gittertür verschloss die Begräbnisstätte (www.noebdenitz.de). Nöbdenitz, Thüringen

Die dicke Linde von Heede

Rekordhalter unter den Linden ist die "Riesenlinde zu Heede" in Niedersachsen: Sie hat einen Stammumfang von 17 Metern, ist 26 Meter hoch und ihr Alter wird auf 600 bis 1000 Jahre geschätzt. Der wulstige, wohl aus mehreren Linden zusammengewachsene Stamm, lässt Besucher neben ihr klein und unbedeutend erscheinen. Das eindrucksvolle, freistehende Exemplar, das auch "dicke Linde" genannt wird, ist im Park der ehemaligen Schärpenburg zu finden und zu jeder Jahreszeit eine Augenweide (www.heede-ems.de). Heede, Emsland

Tanzboden unterm Blätterdach

Deutlich jünger ist die Tanzlinde in Peesten in Oberfranken: Sie erinnert an die Tradition, unter Linden Tanzveranstaltungen abzuhalten. Zu diesem Zweck wurden im Mittelalter kunstvolle Holzpodeste als Tanzböden um die Stämme gebaut. Auch in Peesten prägte eine solche Linde über drei Jahrhunderte den Ortskern, ehe ihre Reste 1947 gefällt werden mussten. Ein 1951 neu gepflanzter Baum hat sich mittlerweile so entwickelt, dass 2001 mit dem Wiederaufbau der Holzkonstruktion nach historischem Vorbild begonnen werden konnte. Seitdem wird an Kirchweih wieder unter dem Blätterdach das Tanzbein geschwungen, auch Theateraufführungen und Konzerte finden statt (Lindenkirchweih 10., 11., 13. und 14. Juni, www.tanzlinde-peesten.de). Peesten, Oberfranken

Hochzeit unter der Bräutigamseiche

Wer auf der Suche nach der großen Liebe ist, der sollte bei der Bräutigamseiche in Schleswig-Holstein vorbei schauen. Viele Märchen und Sagen ranken sich um den Baum, der geschätzte 500 Jahre alt ist. Einst nutzte ein Liebespaar ein Astloch als Postkasten zum Austausch seiner Botschaften. Das ist bis heute so geblieben: Regelmäßig legen Heiratswillige und (Brief-) Freundschaftssuchende Briefe in die Bräutigamseiche. Seit 1927 hat die Post sogar einen Zustelldienst eingerichtet. Jeder hat das Recht, diese Briefe zu lesen und zu beantworten - das Postgeheimnis ist aufgehoben. Inzwischen haben sich nachweislich fünf Ehen auf diesem ungewöhnlichen Wege angebahnt. Dodauer Forst, Eutin, Schleswig-Holstein.

Elf Meter dicker Stamm

Berühmt sind die tausend Jahre alten Eichen im Wildgehege Ivenack. Sie gelten als die ältesten Europas. Der stärkste Baum hat eine Höhe von 35,5 Meter und einen Stammumfang von knapp elf Meter. Mit 1200 Jahren ist der Riese älter als Mecklenburg, das 2005 seinen 1010. Geburtstag feiert. Im Barockpavillon sehen Sie eine interaktive Ausstellung, die Sie auf eine Reise durch die Lebenszeit der Eichen entführt. Ivenack, 5 km von Stavenhagen, Mecklenburg-Vorpommern

Sibylle von Kamptz

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