Hier ist Urlauben gefährlich
München - Wer in den Urlaub fliegt oder auf Reisen geht, der will entspannen. Er will Leute, Kultur und Natur kennenlernen, Abenteuer erleben. Was der Tourist nicht will, ist sich um seine eigene Gesundheit sorgen, gar Terroranschläge – wie jüngst in Tunis – fürchten zu müssen. Die Hilfsorganisation „International SOS“ gibt deshalb seit 2010 jährlich einen Risiko-Atlas heraus. Diese Weltkarte zeigt, welche Länder für Reisende sicher sind und welche Reiseziele Gefahren für das eigene Wohlergehen bergen und gemieden werden sollten.
Für die Studie wurden rund 330 000 medizinische Fälle ausgewertet. Mithilfe von Faktoren wie Bedrohung durch Infektionskrankheiten, Hygiene und Zugang zu sanitären Anlagen, Unfälle sowie der Verfügbarkeit und Qualität der Gesundheitsversorgung unterteilt der Atlas die Länder dem Gesundheitsrisiko nach in fünf Kategorien (siehe Kasten). Die Ergebnisse:
Extrem hohes Risiko: Viele Staaten, denen International SOS ein sehr hohes Risiko für die Gesundheit von Touristen bescheinigt, sind Kriegsgebiete, etwa Syrien, Afghanistan oder nahezu ganz Zentralafrika. Auch Nordkorea zählt dazu. Die Hilfsorganisation rät dringend davon ab, diese Länder zu bereisen.
Hohes Risiko: Bereits unter den Ländern mit hohem Risiko befinden sich beliebte Urlaubsländer der Deutschen, allen voran Ägypten. Das nordafrikanische Land befindet sich seit der Januarrevolution von 2011 in einer Umbruchphase, die immer wieder zu gewaltsamen Demonstrationen führt. Auch die Bedrohung durch Terroranschläge ist gegeben.
Neben Ägypten gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Reiseziele – wenngleich auch etwas exotischere – in denen Touristen besonders vorsichtig sein sollten. Dazu zählen die Mongolei, Nepal, Sri Lanka oder Jamaika.
In den Ländern mit hohem Risiko ist die medizinische Infrastruktur meist nur schlecht ausgebaut, es kommt häufig zu Verkehrsunfällen und Diebstählen oder es besteht ein hohes Infektionsrisiko für gefährliche Krankheiten.
Es werden immer mehr Infektionskrankheiten eingeschleppt
Generell nimmt seit Jahren die Zahl importierter Infektionen bei Reiserückkehrern zu, die besonders beim Dengue-Fieber deutlich wird: 2001 registrierte das Robert-Koch-Institut noch 60 Einschleppungen der gefährlichen tropischen Viruserkrankung in Deutschland. 2013 waren es bereits 879 Fälle. Grund: Steigende Urlauberzahlen sowie die Zunahme des internationalen Frachtverkehrs und die Erderwärmung.
Mittleres Risiko: Besonders im Osten Europas gibt es noch viele Länder mit mittlerem Risiko. Darunter Polen, das Baltikum, Kroatien, Rumänien oder die Türkei. Auch die nordafrikanischen Touristenziele Marokko oder Tunesien gehören dazu. Hier Urlaub zu machen, dürfte im Normalfall kein Problem sein, meinen die Experten von International SOS. Allerdings sollten sich Reisende im Vorfeld des Urlaubs ausführlich informieren.
Niedriges Risiko: Hier lässt sich der Urlaub meist entspannt genießen. Die Hilfsorganisation stuft ganz West- und Nordeuropa als sicher ein. Doch auch bei Fernreisen nach Nordamerika, nach Australien, Neuseeland oder Japan besteht kein Gesundheitsrisiko. „Schwellenländer“: „In vielen Ländern besteht ein großer Unterschied zwischen der qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung in den Großstädten und dem dagegen sehr niedrigen Niveau in ländlichen Gebieten“, erklärt Stefan Eßer, Ärztlicher Leiter bei International SOS. Diese Situation sei beispielsweise typisch für Flächenstaaten wie Brasilien, Argentinien, China, Russland, Indien oder auch die beliebten Safari-Länder Kenia und Namibia. Wer also in diesen Ländern Urlaub abseits der Großstädte plant, sollte sich ausführlich auf die Reise vorbereiten.
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- Robert-Koch-Institut