Guadeloupe: Auf den Spuren der Seefahrer

Auf den Spuren der Seefahrer Rum, Rohrzucker und Rihanna: die karibische Insel Guadeloupe Man kann nur erahnen, was sich Christoph Kolumbus am 4. November 1493 gedacht haben muss, als er auf seiner zweiten Westindien-Reise zum ersten Mal die Insel im Karibischen Meer sah: Auf dem westlichen Teil ragen Berge, überwuchert mit grünen Dschungelpflanzen, in die Höhe, im östlichen Teil verläuft die Insel flach mit weißen Sandstränden, umgeben von türkisblauem Atlantikwasser.
Geckos und Leguane kriechen durch die üppige Vegetation, Papageien sitzen auf den Geflechten der Bäume, Orchideen blühen auf den Lianen. Kolumbus war nicht der Erste, der die Insel, die von oben betrachtet die Form eines Schmetterlings hat, betrat. Rund 1.400 Jahre vor seiner Ankunft hatten Arawak und Kariben die Insel besiedelt. Der Seefahrer benannte die Insel nach dem spanischen Kloster Santa Maria de Guadeloupe. Im 17. Jahrhundert kamen Bauern aus der französischen Normandie und bauten auf dem fruchtbaren Inselboden Zuckerrohr an – kurz darauf entstanden die ersten Plantagen mit Sklaven aus Afrika.
Denn aus dem Rohstoff Rohrzucker wurde Rum hergestellt, in mühsamer Arbeit auf den Feldern. Noch heute stammt ein Großteil der 450.000 Einwohner der Insel von den damals eingeschleppten Sklaven ab. Seit 1946 ist die Karibikinsel Guadeloupe ein Teil des französischen Übersee-Départements: Man spricht Französisch und zahlt mit Euro. Wasserfälle, Kakteen und Papageien Den Reiz von Guadeloupe machen die beiden verschiedenen Teile der Insel – Basse- Terre und Grande-Terre – aus.
Auf Basse-Terre, dem westlichen grünen Teil der Insel, kann man im Parc de Mamelles wandern, im Nationalpark in den Becken der Wasserfälle baden und im Jardin Botanique Kakteen, Palmen und Papageien bewundern. In der Hauptstadt Basse-Terre im Süden der Insel gibt es einen großen Markt, auf dem Einheimische Vanilleschoten, braunen Rohrzucker, farbenfrohe Stoffe und natürlich Rum in allen Variationen anbieten.
Oftmals lohnt es sich aber, in einem der vielen kleinen Supermärkte nach Gewürzen oder Rum zu suchen, da die Produkte dort meist für die Rückreise besser verpackt und günstiger sind. Rum hat das Leben auf der Insel stark verändert und prägt es bis heute: So erhält man im Musée de Rhum, das zur Destillerie Reimonenq gehört, einen Einblick in die harte Arbeit der Sklaven auf den Plantagen, den Herstellungsprozess und den weltweiten Handel mit dem begehrten Alkohol.
Das Musée Schoelcher in Pointe-a-Pitre präsentiert die Verdienste von Victor Schoelcher, der im 19. Jahrhundert vehement für die Abschaffung der Sklaverei kämpfte. In diesem kleinen Museum sind zeitgenössische Gemälde der Plantagen zu sehen, ebenso wie die Folterwerkzeuge, mit denen die Sklaven zur Arbeit gezwungen wurden. Pointe-a-Pitre, in dessen Nähe der Flughafen liegt, ist eine der quirligsten Städte der Insel. Viele andere Ortschaften bestehen eher aus ein bis zwei Restaurants, einem Supermarkt und Wohnhäusern.
In Pointe-a-Pitre gibt es eine Einkaufsstraße mit unzähligen Geschäften, die aber größtenteils Kleidung im Billigsortiment aus China anbieten. Ein Vorbild für die Textilindustrie und den Kleidungsstil vieler Frauen auf Guadeloupe ist übrigens Sängerin Rihanna, die von der Nachbarinsel Barbados stammt. Fisch und Accras mit Ingwer und Zwiebeln Einer der schönsten Strände der Insel ist La Grande Anse auf Basse-Terre. Nur wenige Touristen verirren sich in diesen Teil der Insel und zur Mittagszeit kann man in eine der bunt bemalten Strandbars gehen und frisch zubereiteten Fisch für nur wenig Geld genießen.
Als Vorspeise gibt es in fast jedem Restaurant Accras, das sind kleine Bällchen aus frittiertem Fisch mit Zwiebeln, Schnittlauch und Ingwer. Der östliche Teil der Insel, Grande-Terre genannt, hat die weißen Sandstrände mit türkisblauem Wasser, die man von der Karibik erwartet. Die Plage Caravelle mit dem Club Med kann auch von Nichtgästen genutzt werden und in der Nähe des ehemaligen Fischerdörfchens St. François gibt es zahlreiche Buchten für Surfer und Badenixen.
Besonders beeindruckend ist der östlichste Abschnitt der Insel, der Pointe des Châteaux. Dort ragen spitze Felsklippen aus dem Wasser. Nach einer rund 20-minütigen Wanderung zum Gipfelkreuz auf einem der Felsen, wird man mit einem Blick über den gesamten Ostteil der Insel belohnt. In St. François gibt es sehr schöne kleine Boutiquen und auch ein Künstlerdorf, das ganz in der Nähe des Pointe des Châteaux liegt. Dort kann man von Bastkörben, über Schmuck aus getrockneten Bohnen, Trommeln und Tellern aus Kokosnuss-Schalen fast alles kaufen.
Ein Urlaub in der Karibik gilt oft als sehr teuer, Guadeloupe beweist jedoch das Gegenteil. Es gibt viele günstige und doch schöne kleine Hotels und Surf-Camps. Da es nur wenige Attraktionen für Touristen und überhaupt Touristen dort gibt, kann man auch an dieser Stelle sparen und ist geradezu gezwungen, auch einmal einen Tag nur am Strand zu liegen. Und das ist es wohl, was Guadeloupe ausmacht. „Aruba, Jamaica ooo I wanna take you. Bermuda, Bahama come on pretty mama“, sangen die Beach Boys. Das eher unbekannte Guadeloupe haben sie in ihrem Song „Kokomo“ vergessen. Vielleicht sogar zum Glück.
Reisetipps:
Auf Guadeloupe wird mit Euro bezahlt, die Landessprache ist Französisch.
Das Klima ist tropisch/subtropisch und es hat meist 25 Grad Celsius. Die Hurrikan-Saison ist von Juni bis November und sollte unbedingt beachtet werden.
Auf Guadeloupe gibt es den Dengue-Virus, der von Mücken übertragen werden und zu schweren Grippesymptomen führen kann. Lange Kleidung und Mückensprays sollten dringend mitgenommen werden. Am besten vor der Reise mit dem Hausarzt sprechen.
Reiseführer: ADAC Reiseführer Plus Karibik.