Graubünden: Hoch hinauf

Wandern, Biken, Klettern: In und um Flims im Schweizer Kanton Graubünden können sich Outdoor-Fans in der Bergwelt so richtig austoben.  
Melanie Maier aus Flims |
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Flims - Auf 2675 Meter Höhe erwartet man nichts anderes als einen tollen Fernblick. Doch auf dem Cassonsgrat im schweizerischen Graubünden bleibt selbst routinierten Wanderern der Mund offen stehen, wenn sie nach der Fahrt in einer von zwei 57 Jahre alten, roten Gondeln an der Bergstation Cassons ankommen: Tief unten im Tal liegen winzige, weit verstreute Bergdörfer, Seen leuchten als Farbtupfer zwischen dunkelgrünem Tannenwald und sattgrünen Wiesen, und die Berge - ach, die Berge! - umrahmen die komplette Szenerie wie eine riesige steinerne Kette. Vom flachen, steinigen Cassonsgrat führt der Weg über Felsen und Felder aus gehärtetem Schnee bis zum Unteren Segnesboden. Von der Hochebene hat man einen guten Blick auf das Martinsloch.

Die runde, etwa 19 Meter hohe Öffnung befindet sich am rechten Rand der Tschingelhörner - neun Berggipfel, die wie eine Reihe überdimensionaler, versteinerter Vampirzähne spitz in die Luft ragen. Nach einer kurzen Mittagspause in der Segneshütte mit deftigen Capuns - in Mangold gewickelter Spätzleteig mit gebratenem Speck und Käse - geht es weiter auf den „Trutg dil Flem“. Der weiß-rot-weiß markierte Wasserwanderweg führt am Bach Flem entlang bergab - mal geht es durch schattigen Wald, mal an bunten Bergwiesen vorbei. Hier blühen weiße Margeriten, blaue Glockenblumen, violetter Wiesenklee und gelbe Schlüsselblumen. Es ist, als befände man sich in einer Werbung für Schweizer Kräuterzucker.

Guide Dario Linder macht’s vor

Rund 1500 Höhenmeter unter dem Cassonsgrat stößt man schließlich auf die ersten Häuser von Flims, einem kleinen, bei Outdoorsportlern beliebten kleinen Ort. In Flims kann man nicht nur wandern, sondern auch biken und klettern. Neben schönen Radwegen zu drei Badeseen - dem Crestasee, dem Laaxersee und dem Caumasee - locken die Downhill-Routen wie der Runca-Trail Freerider, Cross-Country-Fahrer und Enduro-Biker aus ganz Europa nach Flims. Bevor man sich auf diese Pisten wagt, kann man seine Fahrfähigkeiten in sogenannten Skill Areas (Übungsarealen) an den Talstationen verbessern. Guide Dario Linder macht’s vor und dreht auf seinem Bike eine Runde auf dem Pumptrack - einer Schotterpiste, auf der sich viele kleine Hügel aneinanderreihen. Der 39-Jährige tritt drei-, viermal in die Pedale, dann holt er jeweils vor dem nächsten Hügel mit dem ganzen Oberkörper Schwung und flutscht einmal durch den rechteckigen Kurs.

So geht das! Nach der gemütlichen Fahrt im Sessellift von Flims über die Bergstation Foppa bis nach Naraus klopft das Herz zu Beginn des steilen Runca-Trails bis zum Hals, während man unter einem speziellen Downhill-Schutzhelm vor sich hin röchelt. Dabei kann in der Schutzmontur aus Knie- und Ellbogenprotektoren plus Brust- und Rückenpanzer wenig passieren. Linder fährt voraus. „Immer mindestens 15 Meter weit nach vorne gucken!“, ruft er. „Nicht direkt nach unten schauen! Je schneller man fährt, desto einfacher ist es.“ Der Rad-Guide hat recht. Wenn man sich erst einmal traut, saust man in einem Wahnsinnstempo abwärts - und genießt es. Anfänger haben zudem die Möglichkeit, die künstlich angelegten Elemente wie sogenannte Wallrides (unterschiedlich stark geneigte Wände) oder Drops (Hindernisse zum Überspringen) auf der sechs Kilometer langen Strecke zu umfahren. Unten angekommen, darf man dann auch ein wenig stolz auf sich sein.

„Den Klettersteig gab es schon im 18. Jahrhundert“

Wer noch nicht genug hat, wagt sich auf den Pinut. Der historische Klettersteig führt von der Milchstation in Fidaz - einem Ausläufer von Flims - in rund drei Stunden auf den Flimserstein. Nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch durch den Wald gelangt man an den Einstieg des Klettersteigs. Da werden die Knie dann doch weich: Nur über eine Steigleiter erreicht man die erste eiserne Treppe, die direkt am Fels entlang nach oben führt. Es hilft alles nichts. Beide Karabiner einklinken, tief durchatmen: Es geht hoch auf den ältesten noch erhaltenen Klettersteig der Schweiz. Nach dem ersten steilen Aufstieg und ein paar Metern über nackten Stein fühlt man sich schon etwas sicherer und wagt einen vorsichtigen Blick in die Ferne. Die markanten Gipfel der Signina-Gruppe begrenzen den Horizont. Zwischen Waldflächen, die bis an die Berghänge reichen, blitzen die türkisgrünen Flimser Seen im Sonnenlicht. „Hier sieht man noch die Reste einer alten Treppe“, sagt Alex Eberhöfer und deutet auf eine in die Jahre gekommene Holzleiter tiefer unten am Fels.

Der gebürtige Flimser arbeitet seit 1997 als Bergführer - der Pinut ist ein Heimspiel. „Den Klettersteig gab es schon im 18. Jahrhundert“, führt Eberhöfer aus. „Pinut heißt aber nicht der Gipfel, sondern eine Wiese am Berg. Sie gibt gerade genug Heu für eine Kuh. Trotzdem suchten die Bauern früher einen Weg hinauf - da sieht man, wie arm die Flimser waren.“ 2007 wurde der Klettersteig modernisiert. Die neuen Treppen und Stege kleben fast frei schwebend am Berg - nur etwas für Schwindelfreie! Technisch gesehen ist der Pinut aber einfach, auch Anfänger können ihn bewältigen. Nach rund 450 Höhenmetern, drei Felswänden, zwei bewaldeten Terrassen und einem schmalen Höhlendurchgang erreicht man die Hochebene des Flimsersteins. Geschafft! Bergab geht es zum Glück auf einem einfacheren Weg. Schön, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

So wird das Reisewetter in Europa


Anreise
Per Bahn fährt man ab Stuttgart über Zürich nach Chur, weiter mit dem Postauto nach Flims/Laax. Mit dem Europa-Spezial ab 19 Euro pro Strecke, plus 11 Euro pro Busfahrt. Ab München und Frankfurt kostet die Bahnfahrt 39 Euro pro Strecke mit dem Europa-Spezial, plus 22 Euro für das Postauto.

Unterkunft
Signinahotel, 4-Sterne Hotel in Laax, DZ/ÜF in der Hochsaison ab 91 Euro pro Person, tolle Aussicht auf die Signina-Kette, www.signinahotel.com.

Rocksresort, in Laax, 4-Bett-Apartment, in der Hochsaison 176 Euro pro Tag, mit Outdoor-Spielplatz, Kinderhort, www.rocksresort.com .

Arena Lodge, Jugendherberge und Design-Hotel, Via Prau da Monis 2 in Flims-Dorf. In der Jugendherberge ab 41 Euro ÜF, im Design-DZ ab 57 Euro ÜF, www.arenaflims.ch.

Allgemeine Informationen
www.flimslaaxfalera.ch und www.flims.com .

Sehenswürdigkeiten
Freestyle Academy: Skate-Ramps, Trampolins, Kletterwand, Kickeranlage:www.freestyleacademy.com

Aussichtsplattform Il Spir bei Conn mit Blick ins 300 Meter tiefer liegende Rheintal: www.ruinaulta.ch

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