Frankreichs "Teufelsinsel": Eine Hölle mitten im Paradies
Hier wurden Menschenrechte mit Füßen getreten, Gefangene zu Tode gequält und in der gnadenlosen Hitze sich selbst überlassen. Männer, die auf die Île du Diable versetzt wurden, hatten mit ihrem Leben abgeschlossen. Heute ist die Insel ein beliebtes Ziel für Touristen.
Es muss schon ein merkwürdiges Gefühl sein, eine der drei Îles du Salut (zu Deutsch: "Inseln des Heils") zu betreten. Hier, vor der Küste Französisch-Guayanas in Südamerika, boomt derzeit der Tourismus. Die Urlauber kommen allerdings nicht wegen den tollen Stränden oder der faszinierenden Tierwelt. Es sind die Ruinen der ehemaligen Strafkolonie, deren seltsam-morbides Flair die Menschen wie ein Magnet anlockt.
92 Jahre lang, von 1854 bis 1946, war der Archipel Frankreichs größte offizielle Strafkolonie. Während dieser Zeit verdienten sich die Eilande viele Beinamen, der treffendste ist wohl "Die unblutige Guillotine". Etwa 80.000 Straftäter sollen im Laufe der Jahrzehnte hierher deportiert worden sein - für die meisten von ihnen war es eine Reise ohne Wiederkehr. Auf der kleinsten der drei Inseln, der Île du Diable ("Teufelsinsel"), wurden sie zu Tausenden interniert. Bereits in den ersten 12 Monaten kam die Hälfte der Gefangenen durch Krankheiten oder Erschöpfung um.
Hinter diesen Mauern wurden die Gefangenen Tag für Tag gequält Foto:Shutterstock.com/ Josef Stemeseder
Hollywood machte die "Teufelsinsel" zur Bühne
Nur wenige wagten die Flucht, erfolgreich war nur eine Handvoll Männer. Der Großteil wurde entweder erwischt und zu Tode gefoltert, ertrank im Atlantik oder wurde Opfer der Haie. Internationale Aufmerksamkeit erlangte die Teufelsinsel 1973, als der Film "Papillon" die Geschichte des ehemaligen Gefangenen Henri Charrière auf die Leinwand brachte. Gut 44 Jahre später zählt der Streifen mit Steve McQueen und Dustin Hoffman längst zu den Klassikern der Filmgeschichte, die Faszination an der Todesinsel ist aber ungebrochen.
Viele Kreuzfahrtschiffe legen heute an den Îles du Salut an und auch vom südamerikanischen Festland setzen immer mehr Interessierte über. Die Kerker und Todeszellen sind schließlich mehr als nur Sehenswürdigkeiten, sie sind stumme Zeugen menschlicher Grausamkeit. Touristen berichten nach ihrem Besuch von der unfassbar beklemmenden Stimmung. Kein Wunder, wenn man sich vor Augen führt, dass dieser paradiesische Ort vor wenigen Jahrzehnten der Vorhof zur Hölle war.
- Themen: