Fliegen - und sonst nichts
Europas große Fluggesellschaften fliegen seit zehn Jahren tiefer in die roten Zahlen. Vor allem im innereuropäischen Verkehr verlieren sie Geld. Das wollen sie nicht mehr hinnehmen und specken dafür kräftig ab. Einerseits wird das Personal knapper gehalten, was sich in gehäuften Streiks auswirkt. Zum anderen wird der Service radikal zusammengestrichen.
Wer diesen Sommer günstig fliegen will, wird für Gepäck und eine Mahlzeit oft gesondert zahlen müssen. Bei Lufthansa etwa übernimmt die Billigtochter Germanwings peu à peu sämtliche Europastrecken außer denen von und nach Frankfurt und München. Wer dann billig fliegen will, zahlt im Tarif „Basic“ zwar nur ab 33 Euro pro Flugstrecke; dafür gibt es aber auch nur „Basic“-Leistung mit minimaler Beinfreiheit, ganz ohne Gepäck und Verpflegung. Was Lufthansa vorhat, hat Air France bereits getan: Seit Februar offeriert die französische Gesellschaft auf vielen Strecken einen Tarif namens „Mini“, bei dem schon der erste Koffer 15 Euro extra kostet. Air Berlin hatte ein ähnliches Konzept 2012 in Kraft gesetzt: Der „Justfly“-Tarif bietet seitdem, was der Name sagt: Fliegen - und sonst nichts. Wer diesen Billigtarif wählt, muss online einchecken und zahlt für den ersten Koffer 15 Euro, für jeden weiteren 50 Euro pro Strecke.
Ein echter Preisvergleich wird schwerer
Vorläufig noch ganz klassisch mit All- inclusive-Tarifen unterwegs sind unter Europas großen Airlines augenblicklich nur noch British Airways und Iberia. Doch auch dort werden bereits Fakten geschaffen: Ähnlich wie Lufthansa lagern British Airways und Iberia die Europaflüge an deren gemeinsame Billigtochter Vueling aus. Die startet diesen Sommer allein in Deutschland von zehn Flughäfen zu 16 Strecken aufs spanische Festland und nach Florenz - und der Billigtarif enthält ebenfalls keine Gepäckbeförderung und keine Sandwiches mehr. Die Auslagerung an Billigflug-Tochterfirmen hat für den Reisenden neben fehlendem Service auch weitere Nachteile: Ein echter Preisvergleich wird schwerer. Denn die Eckpreise der Billigflieger sind nur über die eigene Website der Airline buchbar. Und so tauchen sie auch in den Internetvergleichsportalen nicht mehr auf. Wer wirklich das günstigste Angebot sucht, dem bleibt nichts anderes übrig, als mühselig wie einst bei allen Anbietern einzeln die Preise abzufragen.
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