Feuertanz der närrischen Nordmänner
Lerwick - Eigentlich geht es auf den Shetland-Inseln zwischen Schottland und Norwegen eher gemütlich zu. Doch einmal im Jahr legen die Insulaner ihre vornehme Zurückhaltung ab.
Dann schlüpfen sie in Wikinger-Kostüme und feiern ein archaisches Fest im Stile ihrer skandinavischen Vorfahren - das "Up helly Aa". Es startet immer am letzten Dienstag im Januar, in diesem Jahr am 27. Januar. In einer Art Faschingsprozession, vergleichbar den Rosenmontagsumzügen, marschieren einige Hundert Feierabendwikinger bei Blas- und Pfeifenmusik durch die Straßen. Dabei wirbeln sie furchterregend mit ihren nachgebauten Schwertern und Äxten umher. Angeführt vom "Guizer Jarl", einer Art ehrenamtlicher Wikingerhäuptling für einen Tag, statten die Nordmänner Schulen, Krankenhäusern und Altersheimen einen Besuch ab. Mit Einbruch der Dunkelheit zünden sie ihre Fackeln an. Nun nähert sich die Prozession einem ersten Höhepunkt. Ein in monatelanger Arbeit fabriziertes Wikinger-Langschiff wird in Brand gesteckt und aufs Meer hinausgeschickt, während der Chor der Hobby-Wikinger das uralte Lied "The Norseman?s Home" intoniert.
Wilde Tanzeinlagen gegen die Trostlosigkeit des Winters
Im Anschluss an das "Seebegräbnis" strömen die Bewohner und Gäste in die eigens errichteten Tanzzelte, um die Nacht zum Tag zu machen. Für Kurzweil sorgen dabei immer wieder die Hobby-Wikinger, die in kleinen Gruppen die Veranstaltungen stürmen und mit wilden Tanzeinlagen und Sketchen überraschen. Entstanden ist die Tradition des "Up helly Aa" vermutlich im 19. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Veranstaltung im Jahre 1870. Einerseits wollten die Bewohner der Shetlands mit dem Festival an ihren skandinavischen Wurzeln erinnern, andererseits zeugt die Veranstaltung von dem Bedürfnis, in den mitunter langen, zähen Wintern auf der Insel der Trostlosigkeit der kalten Jahreszeit etwas entgegenzusetzen.
Karsten-Thilo Raab
- Themen: