Fertig-Reiseapotheken sind oft ihr Geld nicht wert

München - Bei Erste-Hilfe-Sets für den Urlaub ist es wie mit der Kleidung: Von der Stange passt nicht immer alles optimal. Besser sind deshalb individuell maßgeschneiderte Reiseapotheken.
Durchfall, Sonnenbrand, Reiseübelkeit: Für Notfälle im Urlaub gibt es zahlreiche Produkte am Markt - die allerdings längst nicht immer halten, was sie versprechen. Die Experten des ADAC etwa empfehlen eine Grundausstattung mit Fieberthermometer, Pinzette, Schere, Wundpflaster, Sonnenschutzcreme, Wunddesinfektionsmittel, Sonnenbrand-Gel, Schmerzmittel, Insektenschutz sowie Präparaten gegen Husten und Schnupfen. Der Verband der Notärzte rät zusätzlich zu einem Mittel gegen Mineralverluste bei Durchfall sowie Artzney gegen Herpes, Sodbrennen und Halsschmerzen.
In den Komplettangeboten von Ratiopharm, Hexal und Co. allerdings ist das Angebot deutlich geringer. Hexal etwa erklärt: "Krank geworden - Urlaub verdorben? Wir haben was dagegen." Allerdings nicht allzu viel, denn in dem Paket finden sich außer Pflastern, einer Kompresse und einem Ratgeber nur das Durchfallmittel Lopedium sowie der Fieber- und Schmerzblocker Paracetamol. Bei Insektenbissen oder Sonnenbrand hilft davon nichts. Wenigstens ist das Produkt günstig: 10,15 Euro.
Viele Sets bestehen eigentlich nur aus Probepackungen
Nicht viel besser schneidet Ratiopharm ab. Schon Übelkeit ist mit den enthaltenen Präparaten nicht behandelbar. Deshalb empfiehlt der Hersteller, die Grundausstattung zu erweitern um ein Mittel gegen Reisekrankheit, etwas gegen Schmerzen, Verstopfung, Sonnenbrand, Juckreiz, Herpes und Fußpilz, dazu Sport- und Sonnenbrandsalben, Mittel zum Desinfizieren und Mineralstoffe bei Durchfallerkrankungen. Das Basis-Package wird in einer Thermotasche geliefert, die die Medizin vor zu großer Wärme schützen soll. Der Preis: 11,70 Euro.
Ganz ähnlich, aber zu teuer ist die Reiseapotheke von Lindopharm, die in den Listen mit 16 Euro notiert. Enthalten sind Paracetamol, ein Mittel gegen Reisekrankheit und ein Präparat gegen Durchfall. Dazu gibt es drei Proben - Nasensalbe, Emser Pastillen und Zahncreme.
Deutlich umfangreicher ist das Produkt von Holidaycheck, das es für knapp 30 20 Euro gibt. Darin finden sich Mittel gegen Sodbrennen, Reisekrankheit, Durchfall, Kopfschmerzen und Fieber, dazu Hustenlöser, Gel gegen Sonnenbrand und Insektenstiche, Desinfektionsmittel, Heilsalbe, Pflaster, Pinzette und - pfiffiges Extra - ein Flugsicherheitsbeutel für den Transport von flüssigen Artzney im Jet.
Reisaapotheken homöopathisch oder für Backpacker
Wer der klassischen Medizin nicht traut, der greift zur homöopathischen Reiseapotheke. Da gibt es zum Beispiel Sets von Pflüger (37,75 Euro) mit den zwölf wichtigsten Präparaten. Deutlich teurer ist die Alternative von DHU-Arzneimittel, die für 75 Euro aufwärts (Internet-Preis) die Tabletten 1 bis 12 sowie die biochemischen Salben 1 und 11 enthält.
Vor allem an Backpacker richtet sich das Angebot von Söhngen. Die Traveller-Reiseapotheke für rund 22 Euro steckt in einer weichen Camper-Tasche. Die enthält Verbandsmaterial und etwas zum Desinfizieren. Das ist durchaus sinnvoll, denn gerade an Fernzielen sind die gesundheitlichen Risiken ganz verschieden. Da lohnt es sich, sich vor der Abreise ein individuell abgestimmtes Paket von Arzt oder Apotheker zusammenstellen zu lassen.
Eine Nummer kleiner ist das Travel Safe Walking Kit. Für zehn Euro bekommt der Wanderer Einiges, um zumindest Füße und Knöchel im Notfall behandeln zu können. Aber selbst eine schmerzstillende Salbe muss der Urlauber extra kaufen.
Auch gegen Zahnweh gibt es ein spezielles Travel Set
Breiter ist das Angebot von Medidar. Das Unternehmen hat verschiedene Notfall-Sets im Programm, die in den Varianten von "Basic" bis "Professional" unterschiedlich ausgestattet sind. Verbandsmaterial gibt es in Hülle und Fülle - in der "Family"-Version etwa sind es insgesamt 86 Pflaster, Pinzetten, Verbände und Tücher zum Preis von etwa 35 Euro. Salben und Tabletten gehören nicht zur Ausstattung.
Auch Zahnweh kann üble Auswirkungen haben, und nicht immer hilft ein Schmerzmittel. Dafür gibt es das Dentanurse Travel Set. Rund 20 Euro kostet die Notfallhilfe, mit der der Reisende sich vor dem Spiegel gar allein Zähne, Kronen, Füllungen und Brücken richten kann. Das allerdings ist dann nicht jedermanns Sache.
Marc Reisner