Die Schöne in der Adria
Psst, nicht weitersagen: Unter Kroatiens tausend Inselschönheiten gibt es genau eine, die ganz schnell zu erreichen ist. Binnen zwei Stunden ist der Flieger auf Krk. Und eine Stunde später badet man schon in der Bucht von Punat. Nie davon gehört? Das könnte sich ändern.
Selbst Neulinge werden auf Punat zu Wasserskifans.
Marian legt mir die Schwimmweste um, stellt die Wasserski auf meine Schuhgröße ein und wirft das Motorboot an. Es geht ganz einfach, sagt Jasmina noch: rein ins Wasser, Knie an die Brust, Skispitzen aus dem Wasser und Arme immer ausgestreckt lassen. Peinlich, ausgerechnet jetzt steht so viel Publikum am Strand! Aber Marian ist ein Profi, butterweich fährt er los, kaum merklich bringt er das Seil auf Spannung, und schon bin ich draußen aus dem Wasser. Ich gleite!
Selbst wer nie zuvor an Wasserski gedacht hat, der wird in Punat unweigerlich zum Fan. Die kreisrunde Bucht Puntarska Draga an der Südküste der Insel Krk eignet sich dafür perfekt. Mit dem offenen Meer ist sie nur durch eine schmale Öffnung verbunden, ihr Wasser glatt wie ein Spiegel. Ganz weit hinten in der Bucht, wo die Inselhauptstraße die Küste berührt, surrt sogar ein Wasserskilift. Dort zeigt Europas Wakeboard-Elite mit tollkühnen Jumps, was sie drauf hat.
Einsteiger üben zweifellos besser erst mal bei Jasmina und Marian. Am Südende der Promenade, wo man bereits einen Blick aufs offene Meer erhascht, betreiben die Bikiæs seit 16 Jahren die Wassersportstation Orca Sport. Marian gibt auch gern Gas für Banana und Jetski. Jasmina ist für aufmunternde Worte zuständig, vermietet die Liegestühle unter großen Sonnensegeln und beschallt ihr sonniges Reich mit reichlich Reggaemusik. Natürlich besitzt sie auch einen Sandkasten für die Kinder. Sie hat schließlich selber zwei: Nadine (7) und Riccardo (11).
Ferien in Punat sind eine legere Sache.
Man wohnt privat in einem der 300 Jahre alten Granitsteinhäuser in der kleinen Altstadt oder pauschal im üppig begrünten Hotel Park aus der Jugo-Zeit. Das hat vielleicht gerade deshalb so viele Stammgäste, weil es immer noch nicht durchgängig renoviert ist. Der Ort besitzt zwar nur ein paar Meter Betonstrand. Aber wozu gibt es die Bimmelbahn? Sie fährt die ganze, etwas überdimensionierte Promenade ab – im Norden bis zur riesigen Sportboot-Marina, im Süden vorbei an weißen Kiesbuchten und gepflegten Strandrestaurants bis zu Jasmina und Marian.
Am nächsten Morgen erwache ich auf mit dem Wunsch nach einem Strand ganz für mich allein. Kein Problem: Dazu muss man in Punat nur die Telefonnummer von Anton Maraèiæ kennen. Ich wähle die 091/5326669, und schon legen der sonnenbebrillte Kapitän und sein Taxiboot gegenüber dem Hotel an der Promenade an. Anton weiß mindestens zwei Dutzend lauschige Buchten und holt seine Gäste auch superpünktlich wieder ab. Vor der Rückfahrt wäre es jedoch ein Frevel, ihn nicht wenigstens kurz bei Punats Hauptattraktion stoppen zu lassen: der putzigen Klosterinsel Kosljun mitten in der Bucht. Fünf Mönche kümmern sich dort um die kostbare Bibliothek. Und wer nett zu Pater Clemente ist, dem zeigt der rüstige Franziskaner außer alten Bibeln gern auch die sehenswerte Sammlung historischer Schiffsmodelle im Museum.
Ein Netz von alten Hirtenwegen zieht entlang der Küste.
Nun heißt es, die Bergstiefel zu schnüren. Denn direkt über Punat wartet eine andere Attraktion – eine, für die die Insel Krk in ganz Kroatien berühmt ist: Inselwandern! Ein Netz von alten Hirtenwegen zieht sich von den weinumrankten Häusern Punats entlang der Küste, zu verschwiegenen Buchten und durch Kiefernwälder hinauf in die Berge. Auf Maultierpfaden duftet es nach Salbei, Thymian und Rosmarin, nach Lavendel und Minze. Die freien Hochflächen sind Karstlandschaften von ganz eigener Schönheit - übersät von schneeweißen, marmorartigen Felsstücken.
Und wenn ich genauer hinsehe, dann lebt sogar die Steinwüste. Da blitzen winzige lila Blüten auf, Eidechsen huschen. Auf einer vom Wind verbogenen Krüppelkiefer sonnt sich eine Schlange. In der Luft kreist ein Gänsegeier, er steht unter Schutz. Und natürlich sind da die Schafe. Meistens hört man nur ihr Blöken, doch dann sieht man sie wieder an einem Dornbusch knabbern.
Wie ein flacher Steinkegel erhebt sich der 542 Meter hohe Veli Vrh aus der Hochfläche. Dort oben ist Slobodan Cvijiæ in seinem Element. Der sportliche Pensionär war bis vor ein paar Jahren Tourismusdirektor von Punat. Er hat alle Wege erkundet, manche überhaupt erst wieder gangbar gemacht und eigenhändig die Wanderkarten gezeichnet, die unten im Tourismusbüro reißenden Absatz finden. "Ich wollte das einfach den Gästen zeigen, wie schön es hier oben ist – so ruhig und mächtig", erklärt er. Ein touristischer Erfolg wurden die Hirtenpfade von Krk gleichwohl bis heute nicht. "Die Agenturen vermieten lieber Zimmer oder wechseln Geld. Als Wanderführer hat hier keiner Zeit."
Weitere Informationen:
Air Berlin fliegt ab Berlin, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Köln, München, Münster, Stuttgart zum Flughafen Rijeka, der auf der Insel Krk liegt. Von dort geht es weiter per Bus oder Mietwagen nach Punat (20 km Transfer, ca. 35 Minuten). Mit dem Auto fährt man nach Rijeka und von dort über eine 650 Meter lange, mautpflichtige Brücke auf die Insel Krk.
Reisen nach Punat bieten ADAC-Reisen, Dertour, FTI und ITS an. Ein Doppelzimmer im Dreisterne-Guesthouse Pape kostet in der Hochsaison 32 Euro pro Nacht, Klimaanlage und Frühstück jeweils fünf Euro extra.
Das Fremdenverkehrsamt (Turisticka Zajednica Opcine) von Punat erreicht man unter Tel. 00385/51/854860, Tel./Fax 00385/51/854970, www.tzpunat.hr, www.punat.com oder schriftlich: TZ Punat, Pod Topol bb, 51521 Punat, Kroatien
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