Die Matterhorn-Skisafari

Bei der "Skisafari 12500" stehen nicht nur reichlich Höhenmeter auf dem Programm, sondern auch atemberaubende Ausblicke.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Gornergratbahn zum Riffelberg, Foto: Norbert Eisele-Hein
srt 3 Gornergratbahn zum Riffelberg, Foto: Norbert Eisele-Hein
Berghütten laden zur Rast, Foto: Norbert Eisele-Hein
srt 3 Berghütten laden zur Rast, Foto: Norbert Eisele-Hein
Immer im Blick: das Matterhorn, Foto: Norbert Eisele-Hein
srt 3 Immer im Blick: das Matterhorn, Foto: Norbert Eisele-Hein

Zermatt - Bei der "Skisafari 12500" stehen nicht nur reichlich Höhenmeter auf dem Programm, sondern auch atemberaubende Ausblicke.

Es ist kalt im Dörfli. Klirrendkalt. Wir folgen unseren Atemwolken zur Sunegga-Bahn. Mit der ersten Gondel entschweben wir den Schatten des Tals. Oben auf dem Rothorn fegt eine schneidige Brise die Müdigkeit aus den Knochen. Normalerweise würden wir gleich loslegen. Schließlich stehen bei der Matterhorn-Ski-Safari nicht weniger als 12500 Höhenmeter auf dem Programm.

Aber wir halten erst mal auf der Aussichtsplattform. 33 Viertausender erröten da im Morgenlicht. Jeder einzelne Berg ist wunderschön, aber eins steht fest: Das Matterhorn ist der Geniestreich.

Traumhänge mit majestätischer Breite

Die Sonne strahlt jetzt voll in die verschneite Ostwand des "Hörnlis" und wärmt uns den Rücken. Wir klinken uns ganz still in ein überwältigendes Postkartenmotiv ein. Selbst die Skilehrer, die das Spektakel eigentlich auswendig kennen, genießen die frühe Vorstellung der Natur ehrfürchtig. Erst als auch der letzte Grat der Gipfelpyramide im Sonnenlicht aufleuchtet, nicken sie zufrieden und steigen auf die Ski.

Auf einer lockeren Pulverauflage schweben wir an der Fluhalpe vorbei. Die Gondel zum Hohtälli bringt uns wieder über 3000 Meter. Auf Hängen mit majestätischer Breite ziehen wir weite Schleifen bis hinunter nach Riffelalp. Mit der altehrwürdigen Gornergrat-Zahnradbahn tuckern wir gemächlich zum Riffelberg. Die Nase fest an die Scheiben gepresst, saugen wir gierig dieses Megapanorama auf. Mit dem Sessel schweben wir zwischen monströsen Werbetafeln zum Gifthittli hoch. Darauf lächeln Ex-James Bond Pierce Brosnan und Cindy Crawford im kleinen Schwarzen charmant für eine Uhrenmarke. Die blaue Piste ist gut planiert.

Ein kalbsgroßer Bernhardiner posiert auf der Piste

Es läuft gut. Wir schwingen Vollgas an einem Igludorf vorbei. Doch ein Tumult zwingt uns zur Vollbremsung. Ein Unfall? Nein. Ein kalbsgroßer Bernhardiner posiert mit Rumfass und verspiegelter Sonnenbrille vor dem Matterhorn. Die halbe Welt und noch einmal so viele Japaner stehen Schlange, um zu fotografieren. Abends liegen die Bilder dann im Photoshop in der Bahnhofsstraße fixfertig bereit. Gegen Gebühr versteht sich.

In Furi werfen wir einen ersten Blick auf den Faltplan. Zum Glück ist die Safari noch zusätzlich markiert. Denn in dieser Euphorie kann der rote Faden schon mal verloren gehen.

Minus 15 Grad trotz bestem Wetter

Ein kurzer Rutscher über den Theodul-Gletscher bringt uns zum Trockenen Steg. Dann jubelt das Höhenmeter-Konto: Die Großkabine hievt uns auf 3883 Meter hinauf. Das ist europäischer Rekord. Auf Skitouren-Freaks wartet nun der am leichtesten zu befahrende Viertausender der Alpen, das Breithorn. Es wird von einem gewaltigen überhängenden Eisbalkon gekrönt. Richtig eisig geht es auch im Gletscherpalast am Beginn der Abfahrt zu. Eine steile Röhre führt direkt in die riesige, bläulich schimmernde Eisgrotte. Der Theodul-Gletscher gleicht einer Autobahn. Trotz bestem Wetter pendelt sich die Temperatur hier oben bei minus 15 Grad ein. Ein langer Schlepper zieht uns hoch zur Testa Grigia. Die verwehte Kante markiert die italienische Grenze. Nur wer den Aufpreis für die internationale Liftkarte investiert hat, der darf auch die italienischen Lifte nutzen - Voraussetzung auch für die 12500 Skisafari.

Die Muskeln heulen auf den letzten Metern

Der Abstecher nach Bella Italia beginnt mit einem Paukenschlag für die Oberschenkel: Die weiten Hänge schlängeln sich fast 2000 Höhenmeter bis hinunter nach Valtournenche. Die Bahn hoch zum Colle Superiore delle Cime Bianche bringt nur vorübergehend Entspannung. Im Pingpong-System sammeln wir weitere Tausender fürs Höhenkonto. Runter ins Tal nach Breuil-Cervinia, hoch zur Testa Grigia und wieder runter zum Plan Malson. Die Sonne wandert bereits hinter das Matterhorn als die Abfahrt nach Stafelalp Einblicke in ihre furchterregende Nordwand gibt. Schwer vorzustellen, dass auch hier schon Bergsteiger durchgeklettert sind.

Die Muskeln heulen auf den letzten Metern. Der Ziehweg quer durch den Wald bis nach Furi rettet uns zur letzten Gondel hoch zum Trockenen Steg in 3000er-Gefilde. Die letzte Abfahrt genießen wir andächtig. Wir cruisen längst schon im eisigen Schatten und sind kurz vor dem Dörfli, als unsere Disziplin spontan zerbröselt. Wilder Rocksound, angelaufende Fenster - im "Hennu-Stall" steppt der Bär. Dort gönnen wir uns ein wärmendes Schümli. Eine Norwegerin klettert auf ein Bierfass, lässt spontan die Hüllen fallen, ein Ire rockt mit der Luftgitarre über den Tisch - da geht noch ein Schümli. Als wir später die letzten 200 Höhenmeter ins Tal rutschen, funkeln rings ums Matterhorn schon die Sterne.

Norbert Eisele-Hein

Service Zermatt

Zermatt ist autofrei, ab Täsch (fünf Kilometer talwärts) geht es nur per Zug oder Taxi weiter.

Mit dem Auto reist man über Zürich und die Autoverladestation Kandersteg ab München 490 km weit/7 Std. lang an. Die Fahrt mit der Bahn dauert 8:30 Stunden.

Der Tagesskipass international kostet 82 Schweizer Franken, etwa 55 Euro.

Die Infobroschüre "Matterhorn Safari 12500" gibt es an den Talstationen.

Unterkunftstipps: Hotel Continental, Telefon 0041/27/9662840 (gut und günstig, feine Küche); Hotel Couronne, Telefon 0041/27/9662300 (klasse Blick auf das Hörnli); Jugendherberge Zermatt, Telefon 0041/27/9672320 (für das kleinere Budget); Berg- und Skihütte Fluhalp, Telefon 0041/27/9672597 (rustikale und dennoch komfortable Zimmer oder Matratzenlager, exzellente Küche).

Zermatt Tourismus, Telefon 0041/27/9670181, www.zermatt.ch, www.matterhornparadise.ch (Bergbahnen)


Die AZ reiste auf Einladung von Zermatt Tourismus.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.