Der Riesenvogel kommt nach München

(srt) AZ-Redakteur Hans-Werner Rodrian hat schon mal auf einem Vorabflug abgehoben .
Über mir leuchtet der Sternenhimmel. Na gut, es ist nicht ganz der echte, doch Myriaden von Lämpchen in der Kabinendecke kommen ihm ziemlich nah. Der Sternenglanz mildert angeblich den Jetlag. Und er ist nur eins der vielen Highlights im neuen Super-Airbus A380.
Das augenfälligste: Der Riesenflieger hat zwei Stockwerke. Ich darf oben mitfliegen, in der schicken Business-Class. Ein Blick nach links: Der nächste Fluggast scheint eine Ewigkeit entfernt. Uns trennen zwei Minibars: eine nur für ihn, eine nur für mich. Mit dem Joystick blättere ich durch 1200 Filme, die ich mir jetzt anschauen könnte. Mit einer anderen Taste mache den Sessel zur Liegewiese, der Fußraum reicht bis unter den Sitz des Vordermanns.
Das Größte ist die Bar.
Ganz hinten im Obergeschoss des Supervogels gibt es eine richtige Cocktailbar - mit Tresen, mit Sofas zum Lümmeln, mit reicher Spirituosenauswahl und echtem Barkeeper. Nur extra zahlen muss niemand; die Getränke sind im Flugpreis der Business und First Class enthalten. Kein Wunder, dass die Stimmung sofort super ist und Barkeeper Muhammad eine Flasche Champagner nach der anderen köpfen darf.
Ein Stockwerk tiefer, in der Economy, ist es eng wie überall in der Economy. Aber die Fensterplätze haben immerhin viel Abstand zur Wand. Überhaupt sieht alles geräumiger aus, die Seitenwände stehen ja fast senkrecht. Und die Decke ist so hoch, dass man das Leselicht mit der Fernbedienung anknipst. Den eigenen Fernseher mit Bildschirm in der Lehne des Vordermanns hat auch hier jeder.
Das Styling? Nun ja. In Dubai mögen die Scheichs Armani und Versace anhimmeln. In ihren superneuen Fliegern herrscht weiter Nierentischoptik und eine Farbenwelt in Beige und plastikgrau.
Sogar in der Economy gibt es Stromspender.
Umso farbenreicher ist das Essen. In der Businessklasse wähle ich wie im Gourmetrestaurant: Darf's zum Lunch Crabmeat mit Avocado-Tartar sein und danach gegrilltes Lamm in Kräuterkruste oder doch das Roastbeef mit Balsamicozwiebeln, gefolgt von gebratenem Steinbuttfilet an Orangen-Pfeffer-Sauce auf schwarzem Venusreis? Egal, hinterher nehme ich auf jeden Fall die Schokoladen-Tarte. Oder die französische Käseauswahl? Das sind Fragen...
Die Anzugträger hinten an der Bar sind inzwischen längst beim Cognac angelangt. Nur der Adlatus des Fabrikbesitzers aus Detmold schwitzt noch über seiner Präsentation. Wenigstens geht ihm der Strom nicht aus, an jedem Businessclass-Sitz ist selbstverständlich eine Steckdose. Sogar unten in der Eco sind Stromspender verteilt. Und Michelle, die nette Stewardess, hat ihm auch noch einen Adapter gebracht. Wobei: Vielleicht wäre es ihm auch ganz recht gewesen, wenn der Laptop irgendwann seinen Geist aufgegeben hätte?
Hinten an der Bar stehen die Passagiere mittlerweile in Dreierreihen um den hufeisenförmigen Tresen. Ein Riesen-Flatscreen an der Wand dahinter überträgt live den Blick aus dem Cockpit. Dazu zaubert er aktuell die Namen der momentan überflogenen Orte ins Bild. Jetzt sind wir gerade über Bagdad. Darauf einen Gin and Tonic.
In der First-Class gibt es echte Duschen.
Später werfe ich einen verstohlenen Blick nach vorn in die First Class: Da haben jeweils zwei Fluggäste eine Privatsuite für sich und die Wahl zwischen zwei Sitzordnungen: Modell "Kuschelwiese" und Modell "Barriere". So ist das also in den besseren Kreisen: Wer seinem Partner nichts mehr zu sagen hat, der fährt einfach die Trennwand zu ihm hoch. Seinen eigenen Kleiderschrank und seine private Blumenvase hat jeder sowieso.
Was erstaunt selbst einen altgedienten Vielflieger? Die Dusche. Für die 14 First-Class-Passagiere gibt es sogar zwei echte Duschen, allerdings mit Zeitbeschränkung wie im Schwimmbad: Das Wasser für eine Person reicht exakt für fünf Minuten. Zum Frischmachen reicht's. Und wer will auf 11000 Meter Höhe schon Haare waschen?
Service Airbus A380:
Emirates Airlines fliegt täglich je zweimal ab München, Düsseldorf und Hamburg nach Dubai, ab Frankfurt dreimal. Ab Januar 2012 wird auf einem der beiden täglichen München-Flüge ein Airbus A380 eingesetzt. Damit ist Emirates die erste ausländische Fluggesellschaft, die mit dem A380 nach Deutschland fliegt. Das Rückflugticket nach Dubai gibt es ab 511 Euro/Economy, ab 2485 Euro/Business sowie ab 4395 Euro/First, jeweils inklusive Steuern und Gebühren. Emirates Airlines, Tel. 069/945192000 oder www.emirates.de