Der Kommissar geht um

Kulinarische Krimis: Mit den Ermittlern kann man Städte und ihre Spezialitäten entdecken.
Bettina Hartmann aus Luxemburg |
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Luxemburg - Venedig hat mit Commissario Brunetti den wohl berühmtesten. Doch auch in vielen anderen Orten geht seit Jahren der Krimi-Kommissar um: In Ystad ermittelt Wallander, in Edinburgh Inspektor Rebus. Commissario Laurenti agiert derweil in Triest, Inspektorin Huss in Göteborg. Nun hat auch Luxemburg seinen Ermittler. Ausgerechnet! Wo das Großherzogtum doch als einer der sichersten Flecken der Welt gilt. Xavier Kieffer heißt der Mann mit der Schnüffelnase, ein ehemaliger Sternekoch und Sturkopf, der der Spitzengastronomie abgeschworen hat und im Stadtteil Clausen ein kleines Lokal betreibt.­ Dort serviert er Bodenständiges wie Wäinzossis­ mat Moschterzooss (Bratwurst mit Senfsoße), Boune­schlupp (Bohnensuppe), Huesenziwwi mit Gromperekichelcher (Hasenpfeffer­ mit Kartoffelpuffer) und Quetschentaart (Zwetschgenkuchen).

Er nimmt den Leser mit ins Gastro-Milieu

Anders als die Kollegen Brunetti & Co. löst Kieffer in den Romanen „Teufelsfrucht“ und dem eben erschienenen Nachfolger „Rotes­ Gold“ nicht nur Kriminalfälle. Er nimmt den Leser mit ins Gastro-Milieu. Man erfährt so manche­ Besonderheit. Es geht um Eifersüchteleien unter Köchen­, weltweite Lebensmittelskandale, Überfischung.

Erfunden hat den eigensinnigen Helden Tom Hillenbrand, Schriftsteller und Hobbykoch. Während eines Praktikums verliebte er sich ins Großherzogtum. Logisch also­, dass der Leser auch eine Luxemburg-Tour­ serviert bekommt - und jede Menge über das umtriebige 90­ 000-Einwohner-Städtchen erfährt. „Luxemburg­ als Schauplatz ist ideal. Ich kann den Lesern viel Neues über unseren Nachbarstaat erzählen“, sagt Hillenbrand.

Im Unterschied zu Routen aus herkömmlichen Reisebüchern führen Krimi-Touren oft in Ecken, die man sonst eher nicht ent­decken würde. Und wer den Spuren Kieffers folgt, kommt unweigerlich in die Luxemburger Unterstadt. Dort betreibt der Koch das - natürlich fiktive - Restaurant Deux Eglises. Mit dem Fahrstuhl oder auch zu Fuß geht es hinunter in den Stadtteil Grund, einst ein berüchtigtes Armenviertel­. Der Kontrast zur quirligen Oberstadt ist auch heute noch groß. Unten im Tal macht der Besucher einen Zeitsprung. Man wähnt sich in länd­lichem Idyll.

Schicker Wohnraum ist entstanden und die Preise gestiegen

Durch kleine, charmante Gassen, vorbei an windschiefen Fachwerkhäusern, in denen Gerber, Schuster, Fischer und Färber wohnten, geht es entlang des Flüsschens Alzette­ zur Abtei Neumünster. Früher war hier das Gefängnis untergebracht, heute tummeln sich Gänse im Hof. Und es finden Ausstellungen und Konzerte statt. Am Ufer führt der Weg weiter nach Clausen.
Der über Jahre dem Verfall geweihte Unterbauch der Stadt ist längst saniert. Junge Kreative haben­ das Viertel für sich entdeckt. Kein Wunder, dass das Gelände der ehemaligen Brauerei Mousel in Clausen an die Kulturbrauerei im Berliner Prenzlauer Berg erinnert. Boutiquen, Galerien, Cafés, Kneipen und Restaurants haben hier eröffnet. Schicker Wohnraum ist entstanden. Und die Preise sind gestiegen.

Auch von unten bieten sich grandiose Ausblicke: etwa zum Kirchberg, dem Europaviertel mit monströs anmutenden Bauten wie dem Europäischen Gerichtshof, dem Sekretariat des Europäischen Parlaments und dem Museum für moderne Kunst. Und zum Bockfelsen. Hier befindet sich ein imposantes unterirdisches Festungs­l­a­byrinth­, die Kasematten. Wie die Altstadt gehören sie zum Unesco-Welterbe - und haben Luxemburg den Beinamen Gibraltar des Nordens eingebracht. Einst dienten die Kasematten der Verteidigung. Heute kann man von März bis Oktober­ einen Teil der kilometerlangen Gänge besichtigen. Aber Achtung: Sie bergen Gefahren, nicht nur für den Koch Kieffer, der hier einem Verdächtigen nachjagt. Auf dem unebenen Boden stolpert man leicht.

Wieder oben, hat einen das geschäftige Treiben der Oberstadt wieder. Auch dort gibt es viel zu besichtigen. Etwa die Kathedrale Notre Dame, die Philharmonie, den Großherzoglichen Palast. Oder den Knuedler, der offiziell Place Guillaume II. heißt. Da hier einst ein Kloster stand, nennt ihn der Volksmund Knotenplatz - nach den Knoten in den Gürteln der Mönchskutten. Auf dem weiten Platz ist regelmäßig Markt. Und das Angebot von regionalen Erzeugern - Ziegenkäse, Spargel, Erdbeeren, ofenfrisches Brot, Bratwürste - würde nicht nur Kieffer begeistern. Hier kaufen auch viele echte Köche ein.


Anreise
Direktflüge unter anderem ab München, Frankfurt, Köln und Zürich. Mehrere Bahnverbindungen.

Unterkunft
Das Hotel Simoncini ist zentral gelegen und komfortabel (www.hotelsimoncini.lu, DZ/F ab 120 Euro). Modern ist auch das All Seasons Luxembourg Centre (www.all-seasons-hotels.com, DZ/F ab 70 Euro). Günstig schläft man im Luxembourg City-Hostel (youthhostels.lu, Ü/F um 25 Euro pro Person).

Essen
Mit 14 Michelin-Sternen bei gut einer halben Million Einwohner hat Luxemburg die wohl höchste Stern-Dichte weltweit. Die bekannteste Köchin des Landes dürfte Lea Linster sein. Außer dem nach ihr benannten Sternerestaurant in Frisange betreibt sie das Bistro­ Pavillon Madeleine in Kayl.

Beide Orte liegen etwa 15 Autominuten von Luxemburg-Stadt entfernt (www.lealinster.lu). Luxemburger Spezialitäten gibt es im Lokal Am Tiirmschen (www.amtiirmschen.lu) in der Altstadt von Luxemburg. In der Unterstadt Clausen serviert Mousel’s Cantine Rustikales (www.mouselscantine.lu). Weitere Kneipen und Restaurants gibt es auf dem angrenzenden ehemaligen Brauereigelände­. Wenige Schritte entfernt liegt die Brasserie Mansfeld, ein Klassiker unter Luxemburgs Restaurants (www.visionh.lu). Schokofans werden in der Innenstadt im Café Chocolate House (www.chocobonn.lu) gegenüber vom Großherzoglichen Palast fündig. Fast nebenan liegt Lea Linsters Caffe Madeleine. Einer der schönsten Läden­ ist Chocolatier­ Namur (www.namur.lu). Köstliche Kuchen gibt’s bei Oberweis (www.oberweis.lu).

Allgemeine Informationen
www.visitluxembourg.lu

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