Der Geschichtenerzähler

Reinhold Messner hat alle 14 Achttausender bestiegen. Doch sein aktuelles Projekt fordert ihn fast noch mehr — als Museumschef in Sudtirol.  
Jürgen Bock |
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Das Herzstuck der Museen ist
auf Schloss Sigmundskron uber
Bozen zu besichtigen. Das Thema lautet „Der verzauberte Berg“. Es soll zeigen, was der Mensch in den Bergen bewirkt. Die Ausstellung
— Historisches, Kunst, Felsentheater, aber auch Mull vom Mount Everest — fugt sich harmonisch in die spätmittelalterliche Festungsanlage ein.
Tappeiner 5 Das Herzstuck der Museen ist auf Schloss Sigmundskron uber Bozen zu besichtigen. Das Thema lautet „Der verzauberte Berg“. Es soll zeigen, was der Mensch in den Bergen bewirkt. Die Ausstellung — Historisches, Kunst, Felsentheater, aber auch Mull vom Mount Everest — fugt sich harmonisch in die spätmittelalterliche Festungsanlage ein.
Spektakulär zeigt sich das Museum unter den Gletschern des Ortler — auch wenn man das auf den ersten Blick nicht sieht. Es liegt „im End der Welt“ in großartiger Umgebung unter der Erde und ist in Form und Design einer Gletscherspalte nachempfunden. Das Thema Eis zeigt sich in Bergausrustung und einer hochwertigen Gemäldesammlung.
Paolo Zansi 5 Spektakulär zeigt sich das Museum unter den Gletschern des Ortler — auch wenn man das auf den ersten Blick nicht sieht. Es liegt „im End der Welt“ in großartiger Umgebung unter der Erde und ist in Form und Design einer Gletscherspalte nachempfunden. Das Thema Eis zeigt sich in Bergausrustung und einer hochwertigen Gemäldesammlung.
Das „Museum in den Wolken“ trägt seinen Beinamen zu Recht: Es liegt im Herzen der Dolomiten auf dem 2181 Meter hohen Monte Rite.
Passend dazu erzählen die Räume in einem alten Fort das Thema Fels. Dazu gehört die Erschließungsgeschichte der Dolomiten mitsamt den großen Kletterern ebenso wie eine Sammlung von Gemälden.
Tappeiner 5 Das „Museum in den Wolken“ trägt seinen Beinamen zu Recht: Es liegt im Herzen der Dolomiten auf dem 2181 Meter hohen Monte Rite. Passend dazu erzählen die Räume in einem alten Fort das Thema Fels. Dazu gehört die Erschließungsgeschichte der Dolomiten mitsamt den großen Kletterern ebenso wie eine Sammlung von Gemälden.
„Erbe der Berge“ lautet das Motto des Museums
im Schloss Bruneck. Dort stellt Messner Bergvölker aus Afrika, Asien, Europa und
Sudamerika vor. Er zeigt dabei nicht nur ihr
tägliches Leben, sondern befasst sich auch
mit der Frage, was der Tourismus bewirkt. Regelmäßig sind Besucher aus diesen Ländern
zu Gast.
Tappeiner 5 „Erbe der Berge“ lautet das Motto des Museums im Schloss Bruneck. Dort stellt Messner Bergvölker aus Afrika, Asien, Europa und Sudamerika vor. Er zeigt dabei nicht nur ihr tägliches Leben, sondern befasst sich auch mit der Frage, was der Tourismus bewirkt. Regelmäßig sind Besucher aus diesen Ländern zu Gast.
Das Museum im Schloss Juval, dem „Mythos Berg“
gewidmet, ist ein besonderes: Reinhold Messner
stellt hier im Vinschgau nicht nur aus, sondern lebt zeitweise auch hier. Das Haus hat sich ganz der Kunst verschrieben. Tibetika sind ebenso zu sehen wie Bilder der heiligen Berge der Welt und viele Masken. Zudem gibt es einen kleinen Bergtierpark.
Tappeiner 5 Das Museum im Schloss Juval, dem „Mythos Berg“ gewidmet, ist ein besonderes: Reinhold Messner stellt hier im Vinschgau nicht nur aus, sondern lebt zeitweise auch hier. Das Haus hat sich ganz der Kunst verschrieben. Tibetika sind ebenso zu sehen wie Bilder der heiligen Berge der Welt und viele Masken. Zudem gibt es einen kleinen Bergtierpark.

Die Touristen stecken die Köpfe zusammen und tuscheln. Ist er das wirklich? Der bärtige Mann, der da seelenruhig im Biergarten sitzt, Hände schuttelt, sich mit Mitarbeitern bespricht? Eine Frau wagt sich vor und bittet um ein Autogramm „fur den lieben Oliver“. Reinhold Messner schmunzelt und greift zum Stift. Die Besucher, die an diesem grauen Herbsttag aufs Schloss Sigmundskron bei Bozen gekommen sind, hätten nicht erwartet, den Hausherrn zu treffen. Den kennen sie als Besteiger von eisgepanzerten Bergen, als Abenteurer, als kritischen Geist aus dem Fernsehen. Doch hier sitzt er in einer ganz anderen Rolle: als Museumsdirektor.

„Die Leute, die zur Erholung in die Alpen kommen, sollen nicht nur Berge hochrennen und auf Skiern die Hänge runterfahren. Sie sollen sich auch um die Hintergrunde kummern“, sagt Messner. Dem Zufall will er diese kulturellen Begegnungen nicht uberlassen. Er hat das Projekt einfach selbst gestemmt. Mit aller Konsequenz, wie so oft. „Wenn ich mich fur etwas entscheide, stecke ich alles Geld und alle Begeisterung hinein“, sagt er, „ganz egal, ob es ein Achttausender, eine Antarktis-Durchquerung oder ein Museum ist.“

Ein Museum? Das wäre fur den 69-Jährigen wohl untertrieben. Funf Bergmuseen sind in den vergangenen Jahren in und um Sudtirol entstanden, ein letztes kommt 2014 hinzu. Zwei davon gehören ihm selbst, die anderen betreibt er unter dem Namen Messner Mountain Museum ebenfalls. Die Zentrale befindet sich auf Schloss Sigmundskron, das er aufwendig restaurieren musste. Die Gelder hat Messner größtenteils bei der Politik eingesammelt. Millionen sind so geflossen. Alle Ausstellungsstucke in den Museen gehören ihm. Ein gewaltiges Projekt.

Messner sagt von sich, er sei nur noch „Sonntagsbergsteiger“

Aber kein „Messner-Mausoleum“, wie Kritiker anfangs argwöhnten. Es gibt uberraschend wenig Persönliches zu sehen. Stattdessen setzt Messner auf einen Dreiklang aus Kunst, Bergexponaten und markanten Zitaten. Jedes Haus hat seinen eigenen Schwerpunkt. „Ich will Geschichten erzählen, zeigen, was passiert, wenn Menschen in die Berge kommen“, sagt er. Erst nachträglich habe er einige persönliche Dinge hinzugefugt, weil manche Besucher enttäuscht gewesen seien. Im nächsten Jahr wird Messner 70. Eine Zahl, die ihm nichts bedeutet. Aber eine, die große alpinistische Unternehmungen ausschließt.

„Ich muss nichts mehr beweisen, ich bin zufrieden mit meinem Leben. Wir Bergsteiger sollten nicht so tun, als ob man mit 70 noch die großen Himalaja- Wände hinaufklettern könnte“, sagt er ohne Gram. Er widmet sich lieber anderen Dingen. Ideen fur neue Bucher etwa habe er bis zum Jahr 2017. Auch Vorträge will er weiterhin halten: „Das hält das Hirn wach.“ In die Berge gehe er heute am liebsten mit Freunden und der Familie. Ganz normale Touren.

„Ich bin jetzt ein Sonntagsbergsteiger“, sagt er und grinst. Doch Messner wäre nicht er selbst, wenn er es dabei belassen wurde. Er habe noch zwei andere Ideen, erzählt er. Mehr verraten will er nicht. Kleinigkeiten sind nicht zu erwarten. „Ich bin ein Gestalter und nur dann richtig gut, wenn ich Ideen entwickeln kann und schauen: Geht das auch?“ So wie bei seinen Museen. Messner lässt den Blick zufrieden uber Schloss Sigmundskron schweifen. Ein schnelles Foto mit ein paar staunenden Touristen. Er hat noch viel zu tun.


Anreise und Unterkunft
Je nach Museum empfiehlt sich die Anreise mit dem Auto uber den Brenner oder den Reschenpass. Alle Häuser sind auch mit Zug und Bus zu erreichen. Unterkunfte in allen Preiskategorien.

Messner Mountain Museen
Die funf Häuser sind zu unterschiedlichen Jahreszeiten geöffnet. Der Eintritt kostet fur Erwachsene neun, fur Kinder drei Euro. Einen Pass fur alle funf Museen gibt es fur 23 Euro.

Weitere Informationen unter: www.messner-mountain-museum.it

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