Das Eggental im Schatten von Rosengarten und Latemar
Die Hochfläche des Ritten bei Bozen kennt jeder Südtirol-Besucher. Auch der Salten zwischen Bozen und Meran ist ein beliebtes Reiseziel im Land südlich des Brenner. Die höchste dieser Hochebenen liegt östlich des Etschtals und ist vergleichsweise unbekannt: der Regglberg.
Die Hauptorte liegen über dem Etsch- und dem Eggental, durch das die Dolomitenstraße von Bozen zum Karerpass führt. Von Deutschnofen, Petersberg und Aldein hat man einen überwältigenden Blick auf die Ortlergruppe, die Brenta und die Dolomiten. Heimliches Herz der Gegend ist die kleine, einsam gelegene Kirche St. Helena mit ihren bunten gotischen Fresken. Von den Bänken der kleinen Jausenstation blickt man hinüber zum Rosengarten und den Latemartürmen.
Bergwald drumherum
Die spiegeln sich im blau-grünen Karersee: ein klassisches Postkartenmotiv und leider auch ein Ort des Touristenrummels. Der Bergwald drumherum kann im Herbst bei geführten Wanderungen mit Wildbeobachtungen erkundet werden. Oberhalb des Sees liegt die Hotelsiedlung mit pompösen Bauten aus dem späten 19. Jahrhundert. Agatha Christie, Karl May und Sigmund Freud waren hier schon im Urlaub, Winston Churchill hat hier gemalt. Direkt an der Passhöhe beginnt der Weg zur Latemarwiese unter den Felsen: eine der schönsten Stellen in den Dolomiten, die vergleichsweise selten besucht wird. Wer eine Stunde weiter wandert, erreicht die Poppe-Kanzel (2321 m). Sie ist der äußerste Gipfel des Massivs und bietet einen unvergleichlichen Rundblick vom Rosengarten über die Sella-Gruppe bis zur vergletscherten Marmolata. Der Karerpass ist auch der ideale Ausgangspunkt für eine der beliebten Rosengarten-Umrundungen. Mit dem Paolina-Lift wird der Hirzelweg erreicht.
Dann geht es steil hinauf zum Tschagerjoch oder der wilden Felsenschlucht am Vajolonpass. Im Frühsommer begegnet man dabei Wegmachern, die die Pfade in Ordnung halten. Und wer noch höher hinauf will, kommt über Klettersteige auf Gipfel wie die Rotwand.
Drüben blickt man tief hinunter ins italienischsprachige Fassatal. Verhungern muss in der Rosengarten-Gruppe niemand: Das Netz der Hütten ist dicht. Machmal stehen sogar zwei zusammen: Neben der Rotwandhüttes steht die kleine Baita Marino Pederiva: Hier wird Polenta mit Käse, Fleisch oder Würsten serviert.
Weniger bekannt als dieser Dolomiten-Klassiker ist das Massiv gegenüber: der Latemar. Hier hilft ein Sessellift in Obereggen bei der Annäherung. An der Bergstation beginnt ein neu angelegter Höhenweg namens „Latemarium“. Er ist mehr für Berg-Anfänger und Familien mit Kinder geeignet. Immer, wenn es langweilig werden könnte, informiert eine neue Station über die Geologie, die Tierwelt und die Sagen des Gebiets. Bald wird es auch Rundwege mit Kunstwerken und zur Urgeschichte der Gegend geben. Acht Almen laden zur „Süßen Hüttentour“ mit regionalen Desserts von Strauben bis zum Marillenknödel. Deftiges gibt es natürlich auch.
Wen das nicht genug zu herausfordert, kann in einer Stunde zur winzigen Latemar-Hütte (2671 m) hinaufsteigen.
Sternhaufen sehen
Auf Italienisch nennt sie sich „Rifugio Torre di Pisa“ - nach einem zehn Minuten entfernten Felsen, der an den Schiefen Turm von Pisa erinnert. Von dort schaut man in die öde Mondlandschaft hinter den Felstürmen, nach Osten zur Pala-Gruppe und weit nach Westen bis zum Ortler und der Brenta.
An klaren Abenden öffnet Donnerstags auf der gegenüberliegenden Seite des Eggentals im hoch gelegenen Ort Gummer oberhalb von Welschnofen eine Volkssternwarte, die nach dem in Bozen geborenen Raketenpionier Max Valier benannt ist. Den Besuchern wird eine kurze Einführung in die Astronomie geboten, anschließend werden am Teleskop Planeten und Sternhaufen beobachtet - bei fast idealen Bedingungen ohne das störende Streulicht der Städte. Gleich daneben steht das Gasthaus Unteregger, in dessen holzvertäfelter Stube man einem Abendessen bequem den Einbruch der Dunkelheit erwarten kann.
Und noch eine weitere abendliche Attraktion bietet die Gegend: eine geführte Abendwanderung auf das Weißhorn. Sie wird vom Tourismusverband Eggental jeden Montag bis Ende September angeboten. Der 2317 Meter hohe Gipfel wird in einer leichten 45-minütigen Wanderung vom Parkplatz am Pass Jochgrimm erreicht.
Der Weg erinnert ein wenig an die Bayerischen Voralpen: Zuerst geht des durch eine Latschenzone. Oben erwartet einen eine phänomenale Aussicht: Das Weißhorn ist ein Logenplatz mit einem Blick auf ganz Südtirol vom Alpenhauptkamm über den Ortler bis zur Tofana in den Dolomiten. Wenn dann die Sonne untergeht und die bleichen Berge erglühen, ist das ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.
Weitere Informationen: Eggental Tourismus, Dolomitenstraße 4, I-39056 Welschnofen. E-mail: info@eggental.com, www.eggental.com
- Themen: