Autovermieter führen Kunden aufs Glatteis

Winterreifen gibt's trotz Pflicht oft nur gegen Aufpreis. Denn verantwortlich ist nie der Vermieter, sondern stets der Fahrer.
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Für Winterreifen langen Vermieter kräftig hin.
srt Für Winterreifen langen Vermieter kräftig hin.

Winterreifen gibt's trotz Pflicht oft nur gegen Aufpreis. Denn verantwortlich ist nie der Vermieter, sondern stets der Fahrer.

Wer sich jetzt einen Wagen mietet, der kann damit ganz schön ins Schleudern kommen. Und das gilt durchaus auch finanziell. Denn obwohl seit diesem Winter in Deutschland Winterrreifenpflicht herrscht, kassieren die Autovermieter ungerührt für M+S-Reifen extra.

Kaum Kosten - trotzdem verlangen Vermieter satte Aufpreise

Grund ist eine Lücke im neuen Gesetz: Nicht der Vermieter, sondern nur der Fahrer kann belangt werden, wenn er ohne die vorgeschriebenen Winterreifen erwischt wird. Denn die im Dezember ergänzte StVO schreibt zwar vor, dass bei winterlichen Bedingungen mit geeigneten Reifen gefahren werden muss. Wer's nicht tut, der riskiert ein Bußgeld in Höhe von 40 bis 80 Euro. Und im Falle eines Unfalls kann die Versicherung die Leistungen kürzen. Vom Fahrzeughalter wird aber eine Winterbereifung nicht verlangt. Damit sollten eigentlich Autofahrer geschützt werden, die ihr Fahrzeug im Winter in der Garage stehen lassen.

Diese Formulierung nutzen die Vermieter eiskalt aus. Sie verlangen derzeit bis zu 50 Prozent Aufpreis für winterbereifte Fahrzeuge. Konkret kostet ein 3er-BMW bei Sixt im Basis-Tarif aktuell knapp 250 Euro, mit Winterreifen dagegen 130 Euro mehr. Die Verbraucherschützer laufen gegen diese Abzocke Sturm. Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern: "Da nutzen die Vermieter einfach eine schwammige Gesetzeslage aus." Sie vermutet: "Früher oder später wird das Thema vor Gericht landen." Den Verleihfirmen ist das egal. Sie verweisen darauf, dass ja jeder einen wintertauglichen Wagen mieten kann - gegen einen happigen Aufpreis, versteht sich.

Dabei liegt Sixt mit seinen knapp 19 Euro Aufpreis pro Tag nur knapp über der Konkurrenz, wie die Stiftung Warentest ermittelt hat. Europcar verlangt 18 Euro, Avis 17 Euro, Hertz 15 Euro und Easycar 12 Euro pro Tag für die Wochenendmiete eines Golf VI. Hintergrund für diese Aufpreispolitik ist der harte Wettbewerb zwischen den Autorvermietern im Internet und in der Werbung. Da allerdings werden stets die nackten Grundpreise beworben. Umso kräftiger langen die Vermieter bei Extras zu – wie jetzt im Winter bei Winterreifen.

Besonders ärgerlich ist der Zuschlag nicht nur, weil der Autofahrer auf dieses "Extra" ja gar nicht verzichten darf. Wie die Stiftung Warentest ebenfalls feststellte, verursachen die Winterreifen bei den Autovermietern kaum echte Zusatzkosten. Denn rund 90 Prozent ihrer Fahrzeuge sind ohnehin mit Ganzjahresreifen ausgestattet, die das "M+S"-Zeichen tragen.

Wer allerdings darauf baut, dass sein Mietwagen ohnehin mit Winterreifen ausgestattet sein wird und sie deshalb nicht extra bestellt, der begibt sich aufs Glatteis. Denn wie das Magazin "Stern" festgestellt hat, machen die Autovermieter dieses Kalkül bewusst zunichte: So lange es irgendwie geht, geben sie Mietern, die nur den Grundpreis bezahlt haben, auch nur Fahrzeuge ohne Winterreifen heraus. Denn sonst wäre es ja schnell vorbei mit dem schönen Zusatzgeschäft.

Hans-Werner Rodrian

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